Freitag, 16. Februar 2018

Umwege erhöhen die Ortskenntnis

Nun findet der Karneval ja vorwiegend abends statt, und so habe ich den Montag (Rosenmontag !) tagsüber Zeit, mir die Insel Gran Canaria anzugucken. Altbewährtes Prinzip: Auto ausleihen und gucken, was mich anprickelt. Doch leider prickelt diesmal gar nichts wirklich. Bei allem was ich mir im Reiseführer angemarkert habe, denke ich, och nö. Doch, schließlich befinde mich auf einer Insel, entscheide ich spontan, immer die nächste grössere Straße rechts zu nehmen, und zu gucken, wo es mich hin verschlägt. Im Zweifel bin ich abends einmal um die Insel herum gefahren. Aus dem Zentrum von Las Palmas, durch normale Wohngebiete komme ich langsam raus durch kleine Gewerbegebiete in mehr ländliche Orte. Ich kurve die Landstraße zwischen Barrancas, wunderbar grünen Tälern, und zerklüfteten Bergen mit spektakulären Blicken auf den Atlantik, entlang der Küstenlinie.


Irgendwann weiß ich, was ich will.
Meinen ersten Stopp mache ich an irgendeinem Barranco.
Dann geht es weiter nach Gadar. Die alte Guanchen-Hauptstadt der Insel. Mit jeder Menge Archäologie. Und dem ältesten Drachenbaum Und der Insel. 1718, vor 300 Jahren, im Innenhof des Palastes gepflanzt, sprengt er jetzt fast den zur Verfügung stehenden Raum.

Heute ist in dem Gebäude die Touristinformation untergebracht. Die Dame am Tresen erzählt mir freundlich, dass das archäologische Museum, mit der bemalten Höhle und dem Ausgrabungsgelände, geschlossen ist. Weil Montag ist. Eine Freundin von mir kommentiert das ganz trocken: Europaweiter Putztag in Museen. Ein Grund mehr, nächstes Jahr wieder nach Gran Canaria mit der Alex zu fahren. Dafür empfiehlt sie mir das Theater von 1912 und die Markthalle. Beides super Tipps.


Ich flaniere durch die Stadt, trinke meinen heiss geliebten Cortado. Zum Mittagessen verziehe ich mich hinter die Häuser in die angrenzenden landwirtschaftlichen Anlagen und genieße mein einfaches Mahl im Sonnenschein mit Blick übers Land und den funkelnden Atlantik.



Nun zieht es mich ans Meer, zu meinem eigentlichen Ziel.

Ich lande an einem Strand, der vermutlich selbst bei den Einheimischen als Geheimtipp gilt. Die donnernden Wellen des Meeres haben ein natürliches Bassin entstehen lassen inmitten der vulkanischen Schichten.
Eine kleine Grotte mit der Muttergottes erinnert mich an die Gefahren und Unberechenbarkeit des Ozeans.


Ich fahre weiter durch die landwirtschaftlichen Flächen. Die so ganz anders sind als zuhause. In den Bergen sind die Felder Terassen, relativ klein, dem Berg abgetrotzt. Hier in der küstennahen, mehr ebenen Gegend sind die Terassen künstlich hergestellt. Sind Mauern hochgezogen, die das Wasser festhalten, den Wind fernhalten. Alles überzogen mit beigegrauen Planen, die Schatten spenden, ein besonderes Mikroklima schaffen. Von oben sieht es ein bisschen wie ein eigenes Meer aus. Beim Durchfahren erinnert es an enge Bergschluchten. Auf eine gewisse Art und Weise ziemlich landestypisch.

Ich stoße auf einen Fischerort, hoffe auf eine Bar für einen Cortado. Doch nichts zu finden. Das Dorf thront auf einem Felsen über dem Meer. Die untersten Häuser wachsen aus dem Fels heraus. Der Atlantik schlägt mit donnernden Brechern an die Felsen. Nur in dem kleinen geschützten Hafen ist das Meer ruhiger. Die vielen "Se vende"-Schilder und die fehlende Bar machen den Strukturwandel der Region so deutlich. Fischer sein ernährt hiet keinen mehr. Und für Tourismus fehlt der Strand, einzig sowas wie Wochenend-Ferienhäuser für Leute die Ruhe suchen, sind denkbar.


Nachdenklich fahre ich weiter. Und lande für meinen Cortado in einer Bar mit einer französischen Surfer-Gruppe, einer italienischen Familie mit Kleinkindern und spanischen Jugendlichen. Eine Bucht weiter ist geschütztes Baden und Wellenreiten möglich...

Zum Abschluss des Tages fahre ich auf den Hang des Alto de Galdar und genieße den Blick, weswegen ich überhaupt nur in diese Gegend gefahren bin.
Am 1. Tag auf Gran Canaria habe ich von La Isleta über die Bucht zum Alto de Galdar geschaut. Jetzt, an meinem letzten Tag auf Gran Canaria stehe ich am Hang des Alto de Galdar und schaue auf La Isleta.


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