Montag, 20. August 2018

Heimfahrt mit Hindernissen

Nach wunderschönen Tagen auf See und genauso wunderschönen Tagen in Dublin geht es nun wieder nach Hause. Um 10 Uhr müssen wir unser Zimmer räumen, um 14.25 Uhr geht der Flieger nach Berlin. Da auch bei Reisen der Verlauf oft vom Anfang bestimmt wird, achte ich darauf, dass genug Zeitpuffer ist, dass es gemütlich voran geht. Aber da habe ich anscheinend zuviel Leine gegeben.

Raus aus der Tür beim Trinity College winke ich den vorbeifahrenden Taxis. Und tatsächlich, es funktioniert wie im Kino. Das Taxi fährt rechts ran, äh links ran. Dieser Linksverkehr lässt mich immer die schlimmsten Gefahren im Strassenverkehr vermuten. Der Taxifahrer textet uns zu über das "Final for Hurlington". An diesem Sonntag Nachmittag ist das Endspiel im irischen Sport Hurlington. Er versucht uns die Regeln zu erklären. Wir nicken alle, doch keiner von uns hat auch nur irgendwie einen Schimmer, wie das Spiel geht. Nur dass es Limerick gegen Galway geht. Und das erklärt die Fanfarben, die wir am Abend vorher in den Pubs gesehen haben.
Am Flughafen angekommen, sind wir so früh, dass ich mein Gepäck noch gar nicht aufgeben kann. Erst drei Stunden vor Abflug ist das möglich. Und so warte ich noch geduldig die fehlenden 10 Minuten. Und die anderen mit mir. Ich bin die erste, die startet. Ich bin völlig entspannt. Zum einen liegt ein wunderschöner Urlaub hinter mir, zum anderen bin ich so rechtzeitig am Flughafen, dass ich genug Zeit habe. Für 1 Euro habe ich meinen Rucksack gewogen. Ich habe die schweren Wanderschuhe an, die Frage ist, ob ich auch die schwere Segeljacke anziehen muss. Doch Glück gehabt, die Jacke kann im Rucksack bleiben. 18,6 kg sagt die Waage, unter meinen zugebuchten 20 kg. Ryan Air ist da pingelig. Durch die Zubuchung habe ich ein flexi plus Ticket, also überall schnell einchecken und vorgehen. Nur dass mir all das nichts mehr nutzt, nachdem ich die Sicherheitsschleuse durchschritten habe. Ryan Air mährt sich ewig nicht aus, zu welchem Gate ich soll. Also warte ich zentral und löse mit einer Malaysierin und einer Slowenin am Tablett englische Scrabble-Übungen. Mal weiss ich was, mal muss eine der beiden anderen mir ein Wort erklären, einmal müssen wir sogar google fragen. Und einmal komme ich auf das letzte Wort, das noch fehlt. Auf diese Art verfliegt die Wartezeit. Doch dann wird es zäh.
The flight is delayed. Der Flug hat Verspätung. Und diese eine Stunde begleitet mich nach Hause. In Berlin hatte ich mir zum Glück mehrere Züge rausgesucht und schon irgendwie geahnt, dass ich nur den vorletzten nach Stralsund kriegen würde. Und so war es denn auch. Nur - damit wäre ich um 24 Uhr zuhause gewesen, der Zeit, die ich Kind 2 durchgegeben habe. Aber Pustekuchen. Kurz vor Berlin-Lichtenberg bleibt der Zug stehen. Wir haben keinen Strom, sagt die Durchsage des Schaffners. Für mich eine kniffelige Situation. Bei meinem Handy ist der Akku schon wieder fast leer, es hängt in der Zugsteckdose. Wenn es jetzt nicht auflädt, ohweh. Ich sage also Kind 2 Bescheid, informiere eine gute Freundin, Franka, mit der ich schon Bilder und Geschichten über die Alex ausgetauscht habe, dass ich gleich offline bin, telefoniere noch ein paar Minuten. Und schwupps, ist das Handy aus. Die Bahn löst das Transportproblem, indem wir nach Lichtenberg geschoben werden und in einen neuen Zug umsteigen. Doch der hat keine Steckdosen. Je nun, ist halt so. Ich bin in meiner entspannten Urlaubsstimmung, schnacke mit der Tiermedizin-Doktorandin aus Zagreb, die nach Greifswald zum Friedrich-Löffler-Institut will. Und komme kurz vor eins in Stralsund an. Dort warten gleich zwei Menschen auf mich. Sowohl Kind 2 als auch Franka haben sich unabhängig voneinander überlegt, dass nachts um eins in Stralsund das mit den Taxis knapp ist. Und ich kein Handy habe, um eines zu rufen. Tatsächlich steht kein Taxi vorm Bahnhof. Und so freue ich mich von ganzem Herzen über die liebevolle Fürsorge der beiden und falle kurz vor halb zwei nach über 14 Tagen auf schwankenden Planken wieder in mein eigenes Bett.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen