Spielzeiteröffnung im Theater Vorpommern. Noch nie bin ich bei einer Spielzeit-Eröffnung gewesen, aber auch noch nie war sie zu so einem späten oder frühen Datum, mitten im Juli. Da sind normalerweise Theaterferien und Open Air-Theater-Aufführungen. Doch Corona macht es möglich. Ich bin froh, dass das Theater wieder auf hat. Der Sitzplan zeigt schön deutlich, wie sich die Zuschauer*innen-Anzahl reduziert hat.
Premiere. The Kraut. Eine Hommage an Marlene Dietrich. Wir
haben im Ensemble eine wunderbare Schauspielerin, Claudia Lüftenegger. Sie hat
mich 2018 in den Monodramen von den Socken gehauen, seitdem verfolge ich, was
sie so macht. Lola blau habe ich das Jahr davor verpasst, da wusste
ich noch nicht, wie gut sie ist. Bereits damals hat sie schon angefangen, sich mit Marlene
Dietrich zu beschäftigen. Dabei erkenne ich in der Frau, die da zu Beginn des
Stückes auf die Bühne kriecht, Marlene Dietrich nicht wieder, eine alte
verhutzelte Frau, unschön in ihrer Gebrechlichkeit und Aufgetakeltheit.
Marlene Dietrich kurz vor ihrem Tod in ihrem Pariser Apartment. Sie nimmt uns
mit auf die Reise durch ihr Leben, vor allem die glanzvollen Dreißiger und
Vierziger des letzten Jahrhunderts. Grandios wie Claudia Lüftenegger in diesen
Szenen mit weißem Pelzmantel auf der Bühne performt. Ihr Mann, Sebastian Undisz,
Musikdirektor am Theater Vorpommern, begleitet sie in der Uniform eines GI am
Klavier. Und ermöglicht durch die familiäre Verbundenheit einen Bühnenkuss vom
Feinsten 😀. Sie erzählt von ihrem Leben, wie die
UFA, wie Goebbels und Hitler sie umschwärmen, wie sie NEIN sagt. Wie sie leidet
unter ihrer Familie, Schwester, Schwager, Mutter, die nicht nein sagen, nicht
mal leise nein sagten zu den Nazis. Immer wieder unterbrochen von Liedern aus
der Zeit, wirft sie mit Männernamen
umher, mit denen sie zusammen war,. Spätestens da wünsche ich mir, ein
Programmheft zu haben. Doch das hätte ich mir vorher runterladen müssen, Corona
lässt grüßen.
Am besten ist Claudia Lüftenegger, wenn sie als Marlene Dietrich über die Kolleginnen
herzieht, die singenden Schaupielerinnen dieser Zeit nachäfft. Pola Negri,
Marikka Rökk, alle bekommen ihr Fett weg. Bissig muss sie gewesen sein, diese
Marlene Dietrich. Insofern ist es vielleicht verständlich, dass sie am Ende
ihres Lebens so einsam in ihrem Pariser Apartment ist.
Der lange und anhaltende Applaus am Ende des Abends ist
völlig berechtigt.
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