Wie sieht eine erfolgreiche Ingenieurin aus? Und wie sieht
dementsprechend eine Ingenieursstudentin aus. Im Prinzip ist sie ja so was wie
eine kleine, eine junge Ausgabe einer erfolgreichen Ingenieurin. Und damit sind
wir mitten im Problem. Frau sein in Bildern ist verbunden mit jung sein und
attraktiv sein. Sucht mal Bildern von attraktiven älteren Frauen. Gibt es
vermutlich, ohne Zweifel. Aber es ist dann nicht mehr als eben das: eine ältere
Frau. Es gibt nicht wirklich Geschichten im Kopf, jedenfalls nicht in meinem,
wenn wir Bilder von Frauen über 30 oder 40 sehen. Naja, Sex in the City vielleicht, oder
Desperate House Wives. Was ich sagen will, die Leinwand, die
Information, was diese Frau ausmacht, ist leer. Eine Frau im Bild ist
zuallererst Dekoration oder Kleiderständer.
Erst die beigeordneten Attribute machen die Geschichte. Das
ist wie im Mittelalter auf den Heiligenbildern. Anhand dessen, was die Frau in
der Hand hält, kann man genau sagen, dass ist die und die Geschichte. Der Heilige
Jakobus ist an seinem Schlapphut mit der Pilgermuschel immer sicher zu
identifizieren. Und Frau mit Schlange und Apfel ist? Richtig! Eva. Dabei: Frau
mit Apfel kann auch Schneewittchen sein, ältere Frau mit Apfel ist die böse
Stiefmutter. Ganz so einfach ist es also nicht. (Oh weh, ich höre mich schon
an, wie Tom Hanks als Robert Langdon in The Da Vinci Code – Sakrileg. Aber er
hat da einfach recht).
Nähern wir uns der Frage, was macht eine erfolgreiche
Ingenieurin aus von einer anderen Seite: was macht einen erfolgreichen
Ingenieur aus? Welche Attribute werden ihm zugeordnet? Die Bilder im Netz
zeigen einen Typ im Helm. Bauhelm, Alter variiert von 20 bis 45 Jahre, schätze
ich mal. Bauhelm. Wie bilden keine Bauingenieure aus, wir bilden Maschinenbauer
aus und Wirtschaftsingenieure, Schwerpunkt Automotive und Regenerative
Energien. Dazu jede Menge Konstruktion und Automatisierung. Sobald ich aber
Bilder von Fließbändern, Maschinenanlagen, Reinräumen zeige, ist die
Konnotation Arbeiterin. Nicht mehr die coole toughe Leitungspersönlichkeit. Die
Entscheiderin. Ähnlich kribbelig sind
Bilder mit Mikroskopen. MTA, PTA, RTA sind solide Berufe für Frauen.
Bei einem Mann denken wir zuallererst Beruf, bei einer Frau
Privatleben. Auch so eine Falle, auch so ein Stereotyp, dass ich auf meinem
Bildern umgehen muss. Studentinnen eben nicht in Pausen oder Mensa-Situationen,
sondern ernsthaft am Studieren. Lerngruppe in der Bibliothek, Diskussion in der
Vorlesung, Übung im Labor. Gerne in der Gruppe. Denn das ist ein Klischee, dass
ich mit Freuden aufnehme. Frauen zu zweit, zu dritt, in der Gruppe. Die
Verbindung von Frauen und Kommunikation ist in unserer Kultur gesetzt. Den lone
some wolf gibt es nicht wirklich in weiblich, schon gar nicht in positiv
weiblich.
Was ist nun mein erstes Fazit: Mehrere Frauen, Studentinnen,
gut aussehend, aber noch normal, eher leger gekleidet, in einer Situation, in
der gezeigt wird, dass sie die Technik beherrschen, in der die Frauen zeigen,
dass es cool ist, die Technik zu verstehen,
dass es sie attraktiv macht, wenn
sie schlaue Ingenieurinnen sind. Ja, so ganz komme ich aus der Konnotation Frau
und Attraktivität nicht raus.
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