Dienstag, 28. Februar 2017
Altlasten
Altlasten. Und das meine ich im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Jede und jeder hat vermutlich Altlasten im klassischen Sinne, nicht erledigte Dinge, die bis heute irgendwie noch Probleme machen. Und diese Altlasten sind nicht nur lästig, sondern haben manches Mal ein ganz schönes Gewicht. So wie meine Altlasten aus der FemArcEdition. Als Studentin habe ich 1991 mit ein paar Kommilitoninnen nicht nur das Netzwerk archäologisch arbeitender Frauen gegründet, sondern für die Herausgabe unserer Tagungsbände 2000 gleich noch die FemArcEdition. Weil ich eine der ersten war, die Haus und Hof hatte, sind am Anfang die ganzen zum Verkauf vorgesehenen Bücher bei mir gelandet. Die beiden ersten Bücher aus der Selbstverlagszeit, aber auch die Bände 1-6 lagerten und lagern nun also in Friedrichshof auf dem Dachboden. Nur das ich nicht mehr dort wohne, weil sich meine Lebensumstände geändert haben. Schlappe 60 kg schätze ich mal. Eine echte Altlast. Doch die jungen Frauen, die das Netzwerk und die Edition übernommen haben, sind dabei, alle Bestände an Büchern zusammen zu führen. Und so bin ich in Kürze von einer Altlast mehr befreit.
Samstag, 25. Februar 2017
Schuhe allgemein
Vor ein paar Jahren hat ein lokaler Radiosender die Frau mit den meisten Schuhen gesucht. Gewonnen hat, glaube ich, eine Frau mit 240 Paar Schuhen. Ich habe damals meine Schuhe gezählt. 24 Paar Schuhe. Inzwischen sind schon ein oder zwei Paar dazu gekommen. Ich habe allein vier Paar Wanderschuhe, von schweren Lederschuhen bis leichten Hiking Schuhen, dazu ein Paar Trekking Sandalen. Leinenschuhe zum Segeln, drei Paar High Heels für Theater und elegant. Passend zum Abendkleid.
Es gibt die These, dass Frauen so viele Schuhe haben, weil sie beim shoppen von Klamotten gefrustet sind und wenigstens passende Schuhe kaufen. Meine Kollegin mit sechs Paar Stiefeln im Schrank meint, Schuhe würden halt akkumulieren, weil man nicht raus wächst. Ich habe mir ein Paar neue Schuhe für die Arbeit gekauft, weil die alten langsam schäbig werden. Welche sind welche? Alt und neu.
Es gibt die These, dass Frauen so viele Schuhe haben, weil sie beim shoppen von Klamotten gefrustet sind und wenigstens passende Schuhe kaufen. Meine Kollegin mit sechs Paar Stiefeln im Schrank meint, Schuhe würden halt akkumulieren, weil man nicht raus wächst. Ich habe mir ein Paar neue Schuhe für die Arbeit gekauft, weil die alten langsam schäbig werden. Welche sind welche? Alt und neu.
Durchtanzte Schuhe
Es hat sich ja schon länger abgezeichnet: meine Tanzschuhe sind durch getanzt. Die Spitzen abgestoßen und nun haben auch die Sohlen Löcher. Immerhin war gestern ein würdiger letzter Abend für sie.
Skalska Orchestra in Bugewitz. Russischer Folkrock von Feinsten. Eine Combo von zwei Frauen und vier Männern mit Spielfreude, Kontrabass, Akkordeon, Schlagzeug und zwei Blechblasinstrumenten. Das fetzt. In den Ohren und in den Füßen.
Balkan Beats, Ska, Russischen Folkrock. Das ist immer noch meine liebste Tanzmusik. Und leider muss ich nun meine allerliebsten Tanzschuhe beerdigen. Durchgetanzt. Nach sechs Jahren Bugewitz, dazu Vinyl-Partys im Hühnergott, Jam Sessions bei Rock it sind die Schuhe durchgetanzt.
Mein Bugewitz. Alle paar Wochen schnüre ich mein Ränzel, steige in mein Auto und fahre ziemlich genau 100 km in die Mitte des Nirgendwo, nach Bugewitz. Mitten in der vorpommerschen Pampa, noch hinter Anklam gibt es ein Dorf, jenes besagte Bugewitz, mit einer Kneipe - Zum Mühlgraben - mit einem Hinterzimmer, naja eher einem Saal, in dem Konzerte stattfinden. Und nicht irgendwelche, sondern Folkmusik in allen möglichen Facetten. Der Verein Weitblick, namentlich Holger Brandstätt vom preisgekrönten Buchladen in Uckermünde holen Musiker in die vorpommersche Einöde, die ich sonst nie hören könnte. Die ich sonst nicht tanzen könnte. Es sind immer wir, die gleichen vier Frauen, die fast von Anfang an auf der Tanzfläche stehen, die anderen kommen meist erst peu a peu beim zweiten, dritten Lied dazu. Ich weiß nicht, wie die anderen drei heißen. Wir haben noch nie ein Wort miteienander geredet. Wir grüßen uns, wir unterstützen uns, indem wir gemeinsam auf die Tanzfläche gehen. Mehr braucht es nicht. Jede ist mit ihren Leuten da. Ich bekomme immer den siebten Stuhl am Sechser Tisch. Weil ich ihn sowieso nur vor und nach dem Konzert brauche.
Dienstag, 21. Februar 2017
Besuch in Baden-Baden
Meine Reiselust hat mich in die meisten größeren deutschen Städte geführt.
Doch es gibt immer noch weiße Flecke auf meiner inneren Expeditionslandkarte
von Deutschland. Dazu gehört nicht nur der Bayrische Wald, sondern auch der
Schwarzwald. Und eben Baden-Baden. Nun ist ein Freund von mir dorthin gezogen.
Baden-Baden. Wer jetzt an Glamour, Pferderennen, Spielcasino denkt, weit gefehlt. Oder vielleicht doch richtig. Baden-Baden hat nur 50.000 Einwohner (Stralsund als Vergleich 58.00 EW), aber einen legendären Ruf als mondänes Bad, als Sommer-Hauptstadt Europas im 18. und 19. Jahrhundert. Als Stadt der Reichen bis heute. Der alten, älteren Reichen.
Da ich aber ich bin, gab es ein ganz anderes Programm: Eine wunderschöne Wanderung über den Panorama Höhenweg, ein Fünftel um die Stadt herum. Spaziergang durch die Stadt, durch den Park. Im Schwarzwald gebrannter Kaffee im Kaffeesack, ein Panini draußen auf der Bank im Café Lumen. Hidden Figures im Kino gucken, vorher beim (angesagten) Spanier Tapas futtern.
Und zweimal wunderschöne Kirchen-Fensterbilder zu Marienthemen. In der Stiftskirche und im Cisterzienserinnenkloster Lichtenthal. Altäre und Grabmäler sind nicht so mein Ding. Obwohl das Grabmal in der Stiftskirche für den Türkenlouis, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, mit seinen Kanonenrohren und - kugeln, mit den Kriegstrommeln gruselig beeindruckend ist. Aber mit Glasfenstern lockt man mich in jede Kirche. Licht in Farbe gebracht. Gerade die Fenster im Kloster Lichtenthal haben mich umgehauen. Ganz viel blau, Maria Meerstern, vor allem aber ganz viele kleine Scherben, die zusammen ein großes Bild ergeben. So zerscherbt, wie ich mein Leben immer noch wahrnehme. Und dann die Hoffnung zu spüren, dass meine vielen kleinen Scherben vielleicht doch ein größeres, verständliches, vielleicht sogar sinnhaftes Bild ergeben können. Komm nicht auf Scherben zum stehn, singt Andreas Bourani in seinem Lied Hey. Sie in ein Gemälde aus Licht zu verwandeln ist eine gute Option.
Was war das ein schönes Wochenende! Genau was ich mag. Gemeinsam Wandern, durch die Stadt laufen, Kaffee trinken, Kirchen begucken mit wunderschönen Glasfenstern. Ins Kino, essen gehen, zusammen abhängen. Eine interessante Diskussionsveranstaltung über kirchliche religiöse Themen gemeinsam besuchen. Wunderschön. Sei mal bei jemand zu Besuch, der ähnlich bizarre Interessen hat. Wer interessiert sich denn heute noch offen für Kirche und kirchliche Themen.
Und die Diskussion hat mich echt gefesselt. "Was ist verbindlich? Heilige Schrift und kirchliche Tradition". Gewachsene Historie gegen das (angeblich) reine Wort. Eine Disputation. Schickes Wort für Diskussionsveranstaltung. Die Männer, die da geredet haben, die das Input bestritten haben, lebten ziemlich in der Vergangenheit. "Mein Freund Erasmus", hat der eine Prof. gesagt. Gemeint war Erasmus von Rotterdam, 15hundertirgendwas hat der gelebt. Von dem anderen Prof. viel Bezug auf Luther und seine Zeit, auf seine Beweggründe.
Sola Scriptura ist der Fachbegriff für die allein seligmachende Schriftgläubigkeit. Dann gibt es noch Sola Fides (allein der Glaube) und Sola Gratia (allein die Gnade). Da dachte ich ja an Gottes Gnade generell. Aber so war es nicht gemeint. Gottes Gnade in Bezug auf Glauben. Das Gott uns den Glauben schenkt und wir uns nicht entscheiden können dazu oder dagegen. Hühnerkacke. Zumindest das mit dem Entscheiden. Für mich theologisches Gewäsch. Bzw. das mit der geschenkten Gnade kann ja sein. Aber warum macht Gott es uns so schwer? Wo ist da der liebende Gott? Ich denke, Gott hat uns Glauben, Liebe, Hoffnung, all das schon längst geschenkt. Nur wir mit unseren begrenzten Menschenherzen und -hirnen haben unsere Probleme mit der Annahme des Geschenks. Weil wir uns aus irgendwelchen Gründen nicht wert genug fühlen, so ein großes Geschenk zu erhalten. Wir machen es uns schwer.
Mir war ziemlich schnell klar, dass sie sich in ihrer Diskussion im Kreise drehen. Sowohl die Bibel in all ihren Fassungen und Übersetzungen als auch die gewachsene Kirchenlehre sind alle menschengemacht (vermutlich sogar ziemlich rein männergemacht. Und auch da nur von den reichen, gebildeten Männern).
Die mich wirklich bewegenden Fragen, da sind sie gar nicht viel zu gekommen. Im Prinzip waren der Kathole und der Evangele sich sowieso einig. Beides absolut zu setzen ist nicht das Richtige. Beides anzuhören, und dann aufgrund des eigenen Gewissens zu entscheiden, das erschien ihnen der richtige Weg. Dabei fängt da das Dilemma doch erst richtig an.
Wenn mein Gewissen zählt, wer schult mein Gewissen nach welchen Regeln, welcher Moral? Welche verbindlichen Grundregeln gibt es? Und wer setzt sie, wer vermittelt sie? Da sieht die Frage nach Verbindlichkeit auf einmal ganz anders aus und geht über Traditionen und Bibelworte weit hinaus. Welche Werte sind die Richtschnur meines Handelns?
Gewissen ist für mich ein Teilbereich meiner Seele. Die Frage, die in einem der Heiligenfeld-Seminare gestellt wurde (und die ich für eine Entscheidende halte): was will deine Seele? Und egal, was die Seele konkret antwortet, es ist immer etwas Lebensbejahendes. Etwas Heilendes.
Gott schaut auf das Herz. Oder das was für jede und jeden von uns Gott bedeutet als Liebendes Element, das alles durchdringt, schaut auf das Herz. Gott liebt uns, egal wie wir drauf sind. Wenn wir aber mit uns, mit unserem Gewissen im Reinen sein wollen, wenn wir ein gutes Menschenleben führen wollen, dann ist liebevoller Umgang mit uns selbst und mit allen anderen eine gute Richtschnur des Handelns. Höre auf dein Herz, auf deine Seele.
Oh weh. Ein Wochenende in Baden-Baden, und ich halte hier Predigten. Dabei ist die Stadt den materiellen Dingen durchaus zugewandt. Und ich auch :). Jede Menge Porsches und derartige Rennautos, ein wunderschöner Mercedes Geländewagen, hochbeinig, Allradantrieb, mitten auf dem Marktplatz. Ich bin extra zurück gelaufen, um ihn mir von Nahem anzugucken. Klamotten-Läden, Schaufenster mit Sale 50%, wo der - zugegebenermaßen ziemlich schicke - Pulli nur noch 180 € kostet. Schmuckdesigner mit wunderhübschen Ketten und Armbändern. In Baden-Baden gibt es mehr Leute mit Geld als anderswo und das zeigt sich im Angebot. Der Kurpark ist selbst im Spätwinter, im Vorfrühling, ein wunderschöner Park. Die Krokusse und die Winterlinge haben die Knospen dick, die Bäume rahmen die Wege. Der formale Rosengarten noch ohne Rosen lässt in seiner strengen Anlage den Sommer ahnen. Die Oos, der Fluss durch die Stadt hat von Anfang bis Ende ein gepflastertes Bett. Das hat schon was. Und der Schwarzwald drum herum, den ich auf dem Panoramawanderweg nur angeschnuppert habe, der reizt mich auch zum wieder kommen, zum Eintauchen in die Wälder dort.
Baden-Baden. Wer jetzt an Glamour, Pferderennen, Spielcasino denkt, weit gefehlt. Oder vielleicht doch richtig. Baden-Baden hat nur 50.000 Einwohner (Stralsund als Vergleich 58.00 EW), aber einen legendären Ruf als mondänes Bad, als Sommer-Hauptstadt Europas im 18. und 19. Jahrhundert. Als Stadt der Reichen bis heute. Der alten, älteren Reichen.
Da ich aber ich bin, gab es ein ganz anderes Programm: Eine wunderschöne Wanderung über den Panorama Höhenweg, ein Fünftel um die Stadt herum. Spaziergang durch die Stadt, durch den Park. Im Schwarzwald gebrannter Kaffee im Kaffeesack, ein Panini draußen auf der Bank im Café Lumen. Hidden Figures im Kino gucken, vorher beim (angesagten) Spanier Tapas futtern.
Und zweimal wunderschöne Kirchen-Fensterbilder zu Marienthemen. In der Stiftskirche und im Cisterzienserinnenkloster Lichtenthal. Altäre und Grabmäler sind nicht so mein Ding. Obwohl das Grabmal in der Stiftskirche für den Türkenlouis, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, mit seinen Kanonenrohren und - kugeln, mit den Kriegstrommeln gruselig beeindruckend ist. Aber mit Glasfenstern lockt man mich in jede Kirche. Licht in Farbe gebracht. Gerade die Fenster im Kloster Lichtenthal haben mich umgehauen. Ganz viel blau, Maria Meerstern, vor allem aber ganz viele kleine Scherben, die zusammen ein großes Bild ergeben. So zerscherbt, wie ich mein Leben immer noch wahrnehme. Und dann die Hoffnung zu spüren, dass meine vielen kleinen Scherben vielleicht doch ein größeres, verständliches, vielleicht sogar sinnhaftes Bild ergeben können. Komm nicht auf Scherben zum stehn, singt Andreas Bourani in seinem Lied Hey. Sie in ein Gemälde aus Licht zu verwandeln ist eine gute Option.
Was war das ein schönes Wochenende! Genau was ich mag. Gemeinsam Wandern, durch die Stadt laufen, Kaffee trinken, Kirchen begucken mit wunderschönen Glasfenstern. Ins Kino, essen gehen, zusammen abhängen. Eine interessante Diskussionsveranstaltung über kirchliche religiöse Themen gemeinsam besuchen. Wunderschön. Sei mal bei jemand zu Besuch, der ähnlich bizarre Interessen hat. Wer interessiert sich denn heute noch offen für Kirche und kirchliche Themen.
Und die Diskussion hat mich echt gefesselt. "Was ist verbindlich? Heilige Schrift und kirchliche Tradition". Gewachsene Historie gegen das (angeblich) reine Wort. Eine Disputation. Schickes Wort für Diskussionsveranstaltung. Die Männer, die da geredet haben, die das Input bestritten haben, lebten ziemlich in der Vergangenheit. "Mein Freund Erasmus", hat der eine Prof. gesagt. Gemeint war Erasmus von Rotterdam, 15hundertirgendwas hat der gelebt. Von dem anderen Prof. viel Bezug auf Luther und seine Zeit, auf seine Beweggründe.
Sola Scriptura ist der Fachbegriff für die allein seligmachende Schriftgläubigkeit. Dann gibt es noch Sola Fides (allein der Glaube) und Sola Gratia (allein die Gnade). Da dachte ich ja an Gottes Gnade generell. Aber so war es nicht gemeint. Gottes Gnade in Bezug auf Glauben. Das Gott uns den Glauben schenkt und wir uns nicht entscheiden können dazu oder dagegen. Hühnerkacke. Zumindest das mit dem Entscheiden. Für mich theologisches Gewäsch. Bzw. das mit der geschenkten Gnade kann ja sein. Aber warum macht Gott es uns so schwer? Wo ist da der liebende Gott? Ich denke, Gott hat uns Glauben, Liebe, Hoffnung, all das schon längst geschenkt. Nur wir mit unseren begrenzten Menschenherzen und -hirnen haben unsere Probleme mit der Annahme des Geschenks. Weil wir uns aus irgendwelchen Gründen nicht wert genug fühlen, so ein großes Geschenk zu erhalten. Wir machen es uns schwer.
Mir war ziemlich schnell klar, dass sie sich in ihrer Diskussion im Kreise drehen. Sowohl die Bibel in all ihren Fassungen und Übersetzungen als auch die gewachsene Kirchenlehre sind alle menschengemacht (vermutlich sogar ziemlich rein männergemacht. Und auch da nur von den reichen, gebildeten Männern).
Die mich wirklich bewegenden Fragen, da sind sie gar nicht viel zu gekommen. Im Prinzip waren der Kathole und der Evangele sich sowieso einig. Beides absolut zu setzen ist nicht das Richtige. Beides anzuhören, und dann aufgrund des eigenen Gewissens zu entscheiden, das erschien ihnen der richtige Weg. Dabei fängt da das Dilemma doch erst richtig an.
Wenn mein Gewissen zählt, wer schult mein Gewissen nach welchen Regeln, welcher Moral? Welche verbindlichen Grundregeln gibt es? Und wer setzt sie, wer vermittelt sie? Da sieht die Frage nach Verbindlichkeit auf einmal ganz anders aus und geht über Traditionen und Bibelworte weit hinaus. Welche Werte sind die Richtschnur meines Handelns?
Gewissen ist für mich ein Teilbereich meiner Seele. Die Frage, die in einem der Heiligenfeld-Seminare gestellt wurde (und die ich für eine Entscheidende halte): was will deine Seele? Und egal, was die Seele konkret antwortet, es ist immer etwas Lebensbejahendes. Etwas Heilendes.
Gott schaut auf das Herz. Oder das was für jede und jeden von uns Gott bedeutet als Liebendes Element, das alles durchdringt, schaut auf das Herz. Gott liebt uns, egal wie wir drauf sind. Wenn wir aber mit uns, mit unserem Gewissen im Reinen sein wollen, wenn wir ein gutes Menschenleben führen wollen, dann ist liebevoller Umgang mit uns selbst und mit allen anderen eine gute Richtschnur des Handelns. Höre auf dein Herz, auf deine Seele.
Oh weh. Ein Wochenende in Baden-Baden, und ich halte hier Predigten. Dabei ist die Stadt den materiellen Dingen durchaus zugewandt. Und ich auch :). Jede Menge Porsches und derartige Rennautos, ein wunderschöner Mercedes Geländewagen, hochbeinig, Allradantrieb, mitten auf dem Marktplatz. Ich bin extra zurück gelaufen, um ihn mir von Nahem anzugucken. Klamotten-Läden, Schaufenster mit Sale 50%, wo der - zugegebenermaßen ziemlich schicke - Pulli nur noch 180 € kostet. Schmuckdesigner mit wunderhübschen Ketten und Armbändern. In Baden-Baden gibt es mehr Leute mit Geld als anderswo und das zeigt sich im Angebot. Der Kurpark ist selbst im Spätwinter, im Vorfrühling, ein wunderschöner Park. Die Krokusse und die Winterlinge haben die Knospen dick, die Bäume rahmen die Wege. Der formale Rosengarten noch ohne Rosen lässt in seiner strengen Anlage den Sommer ahnen. Die Oos, der Fluss durch die Stadt hat von Anfang bis Ende ein gepflastertes Bett. Das hat schon was. Und der Schwarzwald drum herum, den ich auf dem Panoramawanderweg nur angeschnuppert habe, der reizt mich auch zum wieder kommen, zum Eintauchen in die Wälder dort.
Montag, 20. Februar 2017
Oscar Nominierungen 2017
Zweimal Kino, zweimal amerikanisches Kino, zweimal Hollywood
Film, zweimal Oscar 2017 nominierter Film. Beide Male starke
Frauenpersönlichkeiten, erfolgreiche, toughe, gut aussehende, attraktive
Frauen. Intelligente, erfolgsorientierte, selbst bewusste, willensstarke
Frauen. Und so unterschiedliche Aussagen. La La Land und Hidden Figures. In La
La Land will Emma Stone erfolgreiche Schauspielerin werden. Und wird es auch,
inklusive erfolgreicher Stücke- und Skripte-Schreiberin. Ryan Gosling hilft ihr
dabei. Er unterstützt sie, ihrem Traum zu folgen. Die Tanzszenen, die
Gesangsszenen, wie sie sich kennenlernen, sind goldig. Wie sie seine
Aufmerksamkeit erregt, wie sie sich versichern, dass es nur so Bekanntschaft,
keine Liebe ist, einfach wunderschön und gefühlvoll inszeniert. Wie sich ihre
Gefühle ändern, wie sie sich annähern, ganz großes Kino. Und es bleibt großes
Kino. Wie er Erfolg hat als Mitglied einer Band, was definitiv nicht sein Traum
ist. Wie sie sich zerstreiten, weil sie ihn daran erinnert, was sein großer
Traum war. Wie er leidet, als sie getrennt sind. Und wo er doch zu ihr fährt
und ihr die Nachricht bringt, dass sie vorsprechen kann für eine Serie, eine
Rolle. Ganz großes Kino. Und dann kippt der Film. Ins Negative, ins Unerlöste,
ins Frustige. In die Falschheit. In der einen Szene hilft er ihr, in der
nächsten Szene singt sie vor und bekommt die Rolle. Und in der übernächsten
Szene sieht man Emma Stone in Abend Ausgehkleidung, sagt dem Kind und dem
Babysitter auf Wiedersehen, mit einem unscheinbaren anderen Mann im Schlepptau.
Nicht Ryan Gosling. Und dann wird gezeigt, wie ihr Mann am Ende des Abends mit
ihr noch in eine Bar will. In eine Bar geht, die auf dem Weg liegt. Und es ist
– natürlich – ausgerechnet die Bar, mit der Ryan Gosling seinen Traum
verwirklicht hat. Genauso erfolgreich, wie sie ihren Traum verwirklicht hat.
Nur - eben nicht zusammen. Als er sie sieht, spielt er am Piano das Lied, über
dem sie sich beim zweiten Mal getroffen haben. Ihr gemeinsames Lied. Und
bekommt diesmal den Applaus, der ihm damals verwehrt wurde. Währenddessen kommt
eine Traumsequenz, in der gezeigt wird, wie es hätte sein können, wenn die
beiden zusammen geblieben wären. In der letzten Szene dieser Traumsequenz
verabschiedet sie sich in Abendkleidung von Kind und Babysitter, und der Mann,
mit dem sie ausgeht, ist Ryan Gosling. Dann wird wieder zurückgeblendet in den
Club. Er guckt sie an, sie guckt ihn an. Und dann geht sie mit dem anderen Mann
aus dem Club, nach Hause, in ihr anderes Leben.
Ich war so fertig nach dem Film. So traurig. Da lieben sich
zwei. Unterstützen sich bei der Verwirklichung ihrer beruflichen Träume. Machen
ihr Ding, machen Karriere. Und dann erträgt Hollywood dieses doppelte Glück
nicht. Ich finde die Botschaft eindeutig. Verwirkliche deine Träume, aber
erwarte nicht, dass deine Liebe dann lebbar ist. Du kannst nur eins von beiden
haben. Das trifft mich bis ins Mark.
So ganz anders Hidden Figures. Und sogar nach einer wahren
Geschichte. Drei afroamerikanische Frauen 1961. Alle drei hochintelligent. Und
sehr karriereorientiert. Schwarze Frau im Amerika der Sechziger. Das bedeutet
gleich doppelte Diskriminierung. Es wird gezeigt, wie sich jede einzelne der
drei ihren Weg, ihren Aufstieg in dieser männerdominierten NASA erkämpft. Jede
von ihnen hat Kinder, eine der drei, Katherine Johnson (gespielt von Taraj P.
Henson), ist verwitwet und lernt während ihres Karriereaufstiegs ihren zweiten
Mann kennen. Auch hier absolut goldig, wie er erst einmal sehr tief ins
Fettnäpfchen steigt mit Sprüchen und Kommentar zu intelligenten, berufstätigen
Frauen. Wie sie ihn daraufhin kalt abtropfen lässt. Absolut sehenswert. Wie
sehr sie sich ihrer Fähigkeiten und ihres Könnens sicher ist. Und schön zu
sehen, wie er auf seinen Fehler reagiert und ihn wieder gerade rückt. Wie er
dran bleibt, obwohl sie es ihm nicht leicht macht. Die Szene, wo sie zusammen
kommen, genauso wie die Sequenz, wo er ihr den Heiratsantrag macht. Absolut
goldig. Die Botschaft hier ist eine ganz andere. Zwar auch: Mach Karriere, mach
das, was du am besten kannst. Dann aber: Die zugehörigen Männer bewundern ihre
klugen Frauen, unterstützen sie, lieben sie, leben mit ihnen zusammen, haben Familie mit ihnen. Mary Jackson (gespielt von Janelle
Monae), die jüngste der drei Frauen, möchte Ingenieurin werden. Die Szene, wo
sie den weißen, männlichen Richter überzeugt, um den Finger wickelt, über den
Tisch zieht, genau die richtigen Argumente findet, damit er ihr erlaubt, in
Abendkursen ihren Abschluss zu machen. Klasse. Und dann die Szene, wo ihr eher
aggressiver, auf die Ungerechtigkeiten der Diskriminierung wütender Mann am
Abend ihres ersten Kurses vorher zu ihr kommt, und ihr ein Bündel
Drehbleistifte schenkt, damit sie es leichter hat im Unterricht. Da habe ich Tränen
in den Augen. Welch ein Liebesbeweis. Denn es ist aufgrund vorheriger Sequenzen
im Film klar, dass er ihren Weg nicht für sinnvoll hält. Das Thema, dass sich
durch den ganzen Film zieht, dass Liebe und Karriere gleichzeitig normal sind,
das macht den Film für mich doppelt beschwingt. Denn auch die Szenen, wo es um
Diskriminierung von Schwarzen geht, sind brillant. Zeigen trotz schwerem Thema
Humor. Und sind oft grafisch gut umgesetzt. Katherine in leuchtend grünem Kleid
inmitten lauter weiß behemdeten Männern. Grün wie die Hoffnung. Das sich etwas
ändert. Die Szene in der Damentoilette mit Octavia Spencer als Dorothy Vaughan und
ja wer, Kirsten Dunst als Mrs. Michael oder die einzige andere weiße Frau, die mitspielt.Wo Octavia Spencer der weißen Frau ihren Rassismus
aufzeigt. Die Szenen mit den Toiletten für coloured female. Zum Schieflachen
und gleichzeitig bleibt das Lachen im Halse stecken.
Beiden Filmen wünsche ich einen Haufen Oscars. Denn so sehr
ich bei La La Land geheult habe, so sehr mich meine Interpretation des Schlusses
angefasst hat, so sehr ist es doch ein guter, interessanter Film. Und ich habe
mir auch schon andere Interpretationen anhören müssen. Das Ryan Gosling der
typische Musiker ist, der neben seiner Musik keinen Raum für eine andere Liebe
hat. Das Emma Stone im Rollenvorbild berühmte Diva (auch eine herrliche Szene
in dem Café, in dem sie früher gekellnert hat) sowohl Kind und Familie als auch
erfolgreiche Karriere hat. Ja, so kann man das auch sehen. Aber das ist nicht
das große Gefühlskino, das ich gesehen habe. Das wirklich große Kino, das mich
mit positivem Lebensgefühl aus dem Kino gehen lässt, das ist Hidden Figures.
Ein Oscar für eine schwarze Amerikanerin, zudem eine Mathematikerin, nach einer
wahren Geschichte, ein Oscar für Taraj P. Henson, das wäre über den Film hinaus
ein Signal gegen Diskriminierung. Von Frauen und Schwarzen. Der Film spielt
immer wieder damit, wo die Frauen welche Karte ziehen, ob sie die ersten Frauen
oder die erste Farbige sind. Obwohl mir da die Ehrung von Octavia Spencer noch
lieber wäre. Weil sie noch nicht man einem Schönheitsideal entspricht.
In einer Szene spielt deutsche Geschichte am
Rande mit hinein. Einer der Ingenieure fragt Mary Jackson, ob sie Ingenieurin
werden will. Darauf sie antwortet, sie sei eine schwarze Frau, sie glaube nicht
an das Unmögliche. Woraufhin Karl Zielinski sagt: ich bin polnischer Jude, ich
sollte im KZ sterben. Und stehe jetzt hier in der Raumfahrt. Das ist Riesengroßes
Kino. Wie der ganze Film.
Bonmot am Rande: Mary Jackson wird von ihren Freundinnen angezählt,
dass sie mit dem weißen Astronauten flirtet. Ihr Kommentar: Das ist
Gleichberechtigung. Ich darf in jeder Farbe was Hübsches sehen. Geht mir auch
so: Mahershala Ali, der Schauspieler, der Jim Johnson spielt, den oben
erwähnten zweiten Mann von Katherine Johnson, finde ich eine Augenweide. Kevin
Costner ist sowieso ein optisches Schnuckel. Immer noch.
Pharell Williams hat die Musik verantwortet. Da bin ich
geneigt zu sagen: ausgerechnet der. Mit seinem Sexismus. Weil ich mich über das
Video von Blurred Lines so aufrege (und gleich nochmal den Link zum guten Comedy
Video). Guter Rhythmus, klasse musikalisches Lied mit elendem Text und noch
schlimmerem Bildmaterial. Im Film sind die Texte total passend und
frauenstärkend und antidiskriminierend. Und gefallen mir noch besser als die Musik
in La La Land.
Also, beides sind vielschichtige Filme, mit großen
Botschaften, grandiosen Bildern und guter Musik. Beide gucken und sich selbst
eine Meinung bilden.
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Samstag, 18. Februar 2017
Berlinale 2017 Abschluss
Berlinale 2017. Nun bin ich nach vier Tagen intensiven Filme
guckens wieder zurück in Stralsund. Insgesamt habe ich sechs lange Filme, fünf
Kurzfilme und drei Vorträge erlebt. Was bleibt? Auf jeden Fall innere Bilder von
Schnee und Eis, von großer Landschaft. Bilder von Menschen auf Schneemobilen, von
Rentieren und Robben. Es bleibt der Wunsch, da mal hin zu fahren, all diese
schöne Landschaft mit eigenen Augen zu sehen, die Kälte zu spüren, den Wind auf
der Haut zu spüren, die Geräusche des Schnees, des brechenden Eises zu hören.
Aber auch die Stille wahrzunehmen, die Ruhe. Den Schnee zu riechen, die Kälte
zu riechen, Robbenfleisch, Rentierfleisch zu schmecken.
Ob ich nächstes Jahr wieder zur Berlinale fahre? Das weiß
ich noch nicht. Die Sektion NATIve wird nur alle zwei Jahre ausgerichtet, und
hat jedes Mal einen anderen Regionen-Schwerpunkt. Nix mit Arktis in 2019. Und
schon gar nicht in 2018. Doch ich habe zwei Filme im Programm von GenerationKplus
angekündigt gesehen die mich interessiert hätten. Become who I was. Zu werden,
der ich war. Über einen chinesischen Jungen, der ein wieder geborener Lama ist
und sich mit seinem Lehrer von Nordchina auf den Weg nach Tibet macht. Der
zweite Film aus Neuseeland erzählt über einen Song auf Maori, der es in die
Charts geschafft hat. Musikfilm und Maori, auch beides genau das, was ich mag.
In der Sektion GenerationKplus, den Kinderfilmen, finde ich nächstes Jahr
vermutlich interessante Filme, die ich mir angucken mag. Und das mit einer Party
abends gehe ich dann nochmal strategisch an. Also ja, ich kann mir vorstellen
nächstes Jahr wieder zur Berlinale zu fahren.
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