Vor allem gibt es immer einen der besser ist. Ich gehe mit
Männern noch schneller in Konkurrenz als mit Frauen. Ich wäre gerne eine
begnadete Bastlerin, ich würde gerne super gut kochen können, ich wäre gerne
erfolgreich und reich (geldreich als Analogie zu erfolgreich gibt es irgendwie
nicht in der deutschen Sprache). Dabei kann ich ganz gut kochen, das was ich
im Alltag an Basteleien brauche, kriege ich hin. Ich verdiene gutes Geld, und –
nun je – wonach bemisst sich Erfolg? Denn genau das ist doch das Problem an
dieser Sorte Wünsche. Sie lassen sich nur erfüllen über einen Vergleich. Ich
gehe damit in Konkurrenz zu wem auch immer. Entweder bin ich schlechter (und
fühle mich dann schlecht) oder ich bin besser (und fühle mich auch schlecht,
weil ich vermute, dass ich verursache, dass der andere sich schlecht fühlt).
Und in diesem Riesen-Universum gibt es immer jemand, der dieses oder jenes besser
kann als ich. Deutlich besser. Wenn ich an all die großen Dichter und
Dichterinnen denke, dann könnte ich verzagen. So gut werde ich nie schreiben
und mit Sprache umgehen können. Oder all die Journalisten und
Schriftstellerinnen, so professionell werde ich nie schreiben.
Warum auch? Sie sind nicht ich und ich bin nicht sie. Meine
Stimme, meine Worte sind Ausdruck meiner Selbst und als solches genau richtig
für mich, für meine Bedürfnisse, für mein Leben. Und müssen ausgedrückt werden
durch mich. Wer sonst soll mich ausdrücken außer mir? Nur ich kann das tun. Nur
meine Stimme macht das Konzert meines Lebens vollständig.
Das Gute an der Vergleicherei ist, dass es mir zeigt, was
mir wichtig ist. Und mir zeigt, wohin ich wachsen kann. Deine Sehnsüchte sind
deine Möglichkeiten von Robert Browning ist gerade meine Spruch bei Whatsapp.
Das Gleiche ist mit dem Singen. Ich kann ganz passabel
singen, aber es wird nie für eine Solorolle in einem Laienspiel reichen. Warum
auch? Das ist etwas, nach dem ich mich eben nicht sehne. Ich möchte singen,
aber ich möchte nicht Leadsängerin sein. Die Show moderieren, das sofort. Aber
das ist keine Sehnsucht, sondern eine reelle Erfahrung. Das war eine Sehnsucht,
und ist nun eine Möglichkeit.
Wohin führen mich meine Sehnsüchte jetzt? Wenn sie doch
meine Möglichkeiten sind, dann geht der Weg dort entlang. Auf Reisen, erst
durch Deutschland, in den nächsten Jahren hoffentlich wieder in die weite Welt.
In die Spiritualität, in ein Vertrautsein mit den Geistern, mit Gott, der Allschöpferin
oder wie auch immer es sich mir zeigt. In eine neue Beziehung, die momentan
größte Sehnsucht und größte Angst. An der Angst geht es entlang sagt Fritz Pearls.
Oder war es Viktor Frankl?
Das Sein, mein Sein, mein Ich-Sein als genau richtig, als
nicht zu viel und nicht zu wenig begreifen. Und trotzdem Wachsen, weiter
wachsen einem wie auch immer gearteten, unbestimmten Ziel zu.
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