Donnerstag, 23. April 2020

Familienzuwachs

Kind 1 will Tierärztin werden. Deshalb hat sie über Ostern ein zweiwöchiges Praktikum bei einem Deichschäfer gemacht. Zurück gekommen ist sie nicht mit zwei, sondern gleich mit drei Flaschenlämmern.



Und so gehören Emil, Olga und Hanne jetzt mit zur Familie. Und das alte Schaf freut sich, nicht mehr allein zu sein.


Sonntag, 5. April 2020

LTI

Wer erinnert sich noch an das Buch LTI von Viktor Klemperer?
LTI bedeutet Lingua Tertii Imperii. Sprache des Dritten Reiches.
Viktor Klemperer war Professor in Dresden (und nach dem Krieg an ein paar anderen Unis) von 1920-1935 und 1945-1960. Die Lücke macht schon klar, er war protestantischer Deutscher jüdischer Abstammung  (um es mal ganz präzise auszudrücken). Berühmt sind seine Tagebücher, in denen er genau protokolliert, wie eine Einschränkung nach der anderen ab 1933 über ihn und seine Ehefrau, eine protestantische Deutsche arischer Abstammung  (um es hier mal genauso präzise auszudrücken), hereinbrach. So wie jetzt über uns die ganzen Einschränkungen wegen Corona hereinbrechen.
Ich kann meistens verstehen, warum die Regelungen zur Eindämmung des Virus so sind wie sie sind. Angst macht es mir schon. Nicht alle sind für mich stimmig. Da ist für mich oft zu wenig Augenmaß und zuviel Polizeistaat drin. Viktor Klemperer hat diese Aufzeichnungen heimlich machen müssen, wäre er erwischt worden, wäre er mit dem Tode bestraft worden. Soweit sind wir noch (lange) nicht. Noch funktioniert öffentlicher Diskurs, besteht Meinungsfreiheit. "Nur" Versammlungsfreiheit, Freiheit der Berufsausübung, Reisefreiheit, solche Grundrechte sind bis jetzt beschränkt worden.

Viktor Klemperers Grundthese in LTI ist, dass sich in der Sprache die Gesinnung ausdrückt, und Wortwahl und Wiederholung eindrücklich die Realität in einer Gesellschaft prägen. Er dekliniert das sehr präzise an den verschiedensten Worten und Wortgruppen durch, die in der Zeit der Dritten Reiches neu auftauchen oder vermehrt auftauchen. Insofern lassen mich manche neu aktiven Worte zusammenzucken: Ausgangsbeschränkung, Passierschein, nationale Notfallproduktion. Wenn schon bitte, europäische Notfallproduktion. Oder gilt die Vision des geeinten Europas in diesen Krisenzeiten nicht mehr? Ausgangsbeschränkung ist nicht Ausgangssperre, immerhin.
Solche Wörter sind Lichtblitze, die für mich nicht von einem Leuchtturm, der einen sicheren Hafen verspricht, ausgesendet werden. sondern von Notfeuern, die zu schnell von Freibeutern, Piraten der Demokratie für ihre Zwecke ausgenutzt werden können. Sprache ist mächtig, das weiß ich nicht zuletzt von den ganzen Diskussionen um das Gendern, dem sichtbar oder unsichtbar machen von Frauen. Oft wird die Wirkmächtigkeit von Sprache unterschätzt und LTI führt eine Menge guter bzw. drastischer Beispiele dafür an.
Also - wehret den Anfängen, passt auf eure Wörter auf!