Montag, 23. Oktober 2017

Schriftsprachen(n)



Bis auf die Kernzonen der Nationalparke wird in Deutschland alle Landschaft bewirtschaftet. So auch die Wälder im Schwarzwald. Mir begegnen auf meiner heutigen Wanderung immer wieder Stapel frisch geschlagenen Kiefernholzes. 





Holz, beschriftet mit seltsamen Zeichen, verwirrenden Angaben. Einzig sicher ist für mich: es gibt vier verschiedene Dosensprayfarben: grün, blau, orange, rosa. Und es hatte jemand zusätzlich einen blauen Wachskreidestift in seiner Hosentasche gehabt. Naja, die Hosentasche lässt sich noch diskutieren.

Nun hat sich Schrift, nach allem was wir von Linear A und Linear B aus Kreta wissen, entwickelt, um wirtschaftliche Vorgänge zu erfassen und zu beschreiben. Vor mir sehe ich ein leuchtendes Beispiel. Kein Linear C, kein Geheimcode, sondern eine spezifische Fachschrift des 21. Jahrhunderts (und vermutlich schon des 19. und 20. Jahrhunderts). Forstwirtschaftliches Fachwissen, verpackt in forstwirtschaftliche Fachschrift.

Schwarzwälder Gastlichkeit



Nach acht Stunden auf der Autobahn taumle ich in die Gastwirtschaft und das Hotel Goldener Rabe, wo ich mich für meinen Furtwangen-Aufenthalt eingebucht habe. Ein Blick der Gastwirtin auf mich, und wie aus der Pistole geschossen kommt die Frage: Kirschwasser oder Himbeergeist? Ich sehe wohl so fertig aus, wie ich mich fühle.

Nachdem ich meine Sachen ausgeladen habe, lasse ich mich in der Gaststube am gemütlich bullernden Kachelofen nieder. Als ich am nächsten Abend von meiner Wanderung wieder komme, ist dort reserviert. Auf meine Nachfrage kommt die lapidare Antwort, der Platz hat Ihnen doch gestern Abend schon gefallen, der ist für Sie reserviert.


Unterwegs auf den vielen Wanderwegen im Schwarzwald kehre ich im Brenzhof ein. Die Frau vorne im Kiosk verweist mich für den Kaffee in die Gastwirtschaft. Und gibt mir den Tipp, nach dem frisch gebackenen Kuchen zu fragen. Auf der Karte finde ich NICHTS. Aber ich bin ja dank des Tipps präpariert. Auf meine Nachfrage zählt der Kellner auf: frischer Pflaumenkuchen, Apfelstreusel, Mandarinen-Schmand-Kuchen und Käsekuchen. Der Mann an meinem Nachbartisch links nimmt den Pflaumenkuchen, das Pärchen rechts den Mandarinen-Schmand-Kuchen. Ich werde beim Käsekuchen schwach.


La Moresca in Jena

In Jena finde ich einen Aushang für eine Veranstaltung: La Moresca, Die Geheimnisse der Feen. Drei Teile, mit irischer, schottischer, keltischer Musik, sowohl Traditionals als auch Stücke von Purcell und Locke. Mit Tanz und Gesang. Im ersten Teil ist die Feen-Tänzerin ganz in weiß gekleidet, mit hellblauen und dunkelblauen Seidentüchern tanzt sie die Schönheit der Erde. Im dritten Teil, gekleidet in rot, tanzt sie die Schönheit des Lebens. Im mittleren Teil ist sie ganz in schwarz gekleidet. Wunderschön tanzt sie die Weisheit, den Winter, aber auch den Tod.
Und erzählt eine Geschichte, die mir immer noch nachklingt. Die mich triggert.

Ein junger Mann, begnadeter Jäger, ernährt mit seinen Künsten sein Dorf. Auf seinen Streifzügen kommt er an eine Höhle. Dort liegt ein Wolf mit gebrochenen Vorderpfoten, der von einem Raben Nahrung zu geworfen bekommt. Ihn beeindruckt das zutiefst, so dass er zuhause den weisen Mann danach fragt. Der bescheidet ihm, dass es für ihn eine Botschaft beinhaltet, wenn es so sein Herz berührt. Er geht wieder zurück zu der Höhle, wo die Situation unverändert ist. Der Wolf liegt mit gebrochenen Pfoten vor der Höhle, der Rabe bringt ihm Nahrung.
Der junge Mann legt sich daher unter einen Baum, und wartet darauf, dass ihm Nahrung gebracht wird, Doch nichts passiert. Als er todesschwach vor Hunger und Durst dort liegt, erscheint die schwarze Fee, und schilt ihn einen Narren. Er sei der Rabe, nicht der Wolf.

Was mich so triggert: Weder der weise Mann noch die schwarze Fee erkennen die Not des jungen Mannes.
Keiner scheint gemerkt zu haben, dass den jungen Mann vielleicht der Wunsch begleitet, auch mal versorgt zu werden. Dass er nicht immer nur leisten will. Dass er sich müde fühlt, sich mit dem Wolf mit den gebrochenen Pfoten identifiziert. Das den jungen Mann vielleicht auch eine Angst umtreibt, nicht mehr sein Dorf versorgen zu können, dass er sich Unterstützung wünscht in seinem Schaffen, in seinem Tun. Der weise Mann lässt ihn hängen, gibt sich geheimnisvoll. Kein Gespräch kommt zustande zwischen ihm und dem jungen Mann, wo diese Fragen thematisiert worden wären, hätten thematisiert werden können. Und auch die schwarze Fee lässt ihn sterben, haut ihm zum Abschluss noch eins zwischen die Hörner. Kann denn nicht mal einer helfen? Nachfragen, was los ist? Sich kümmern, mit denken, einfühlsam sein?

Donnerstag, 19. Oktober 2017

Kernberge in Jena

Mein Reise-Programm ist dicht gestrickt. Jeden Tag zwei bis drei Interviews, danach bin ich abends platt. Manchmal aber verschiebt sich vor Ort etwas, so dass ich den einen Tag vier Gespräche habe, den anderen dafür nur eines. So ähnlich heute. Statt ein Interview vormittags und eins nachmittags,  habe ich beide Gespräche vormittags. Um 12 Uhr war ich fertig mit dem Programm für den Tag.

Die Wettervorhersage für meine Reise war ja grottig. Regen, kalt, ich habe sogar meine Wärmflasche daraufhin eingepackt. Die Realität sieht mal wieder anders aus. Morgens 8 º C im feuchten Nebel,  spätestens mittags sind es 21 oder mehr Grad bei schönster Sonne.  Goldener Herbst.

Die Ernst-Abe-Hochschule liegt in Jena am Hang. Von dort habe ich einen wunderbaren Blick auf die Kernberge auf der anderen Seite des Saale-Tales.
Also schwinge ich mich ins Auto und fahre rüber. Ein sonniger Herbstwald empfängt mich. Der Südweg hinauf zum Fuchsturm führt mich entlang der Hangflanke durch sonnendurchglühtes Kalkgestein.
Die Muschelkalke, die hier anstehen, tragen Magerrasen mit letzten Sommerblumen. Oben angekommen schaue ich zurück auf die andere Seite zur Hochschule.
Der Nordweg führt durch den herbstlichen Eichen-Buchen-Mischwald, steil bergab raschelt das Laub unter meinen Füßen. Und ich in meinen Dienst-Schühchen. Nix Wanderschuhe.

Dienstag, 17. Oktober 2017

Hotel-Impressionen

In meinem allerersten Berufsleben habe ich Hotelfachfrau gelernt. In einem Dorint-Hotel, d.h. Hotelkette. Gearbeitet habe ich in einem Holiday-Inn, also wieder Kette, und in München in einem kleinen Familien-Hotel. Aus dieser Zeit stammt meine Vorliebe für kleine, andere Hotels. Ich weiß, was möglich ist an guter und individueller Gastlichkeit. Also suche ich, wenn ich unterwegs bin, gezielt nach Hotels, bei denen ich hoffe, diese Gastlichkeit zu finden. Manchmal klappt es, manchmal nicht.

In Bremen war ich in einem wundervoll plüschigen Hotel, Turmhotel Weserblick. Das war ein Hotel wie im Film aus den 30ern. Und die Lage direkt am Fluß auch himmlisch. Mein Zimmer im Souterrain war riesig, plus nettes Personal.













In Berlin war es ganz anders. Das Ambiente südostasiatisch, die Rezeption eindeutig überfordert, aber das winzige Zimmerchen unter´m Dach ok.














Heute bin ich wieder unter´m Dach einquartiert. Der Schwarze Bär in Jena ist seit 500 Jahren Hotel. Doch mein Zimmer ist ultramodern im Loft-Charakter mit sichtbarer Dusche, die Rezeption freundlich und zugewandt. Hotelkultur vom Feinsten.

Montag, 16. Oktober 2017

Chaotin unterwegs

Reisen ist schön, aber auch anstrengend.  Ich kenne das schon von anderen Dienstreisen. Es macht Spaß andere Hochschulen kennen zu lernen,  neue Leute zu treffen, sich fachlich auszutauschen. So geballt wie ich das im Moment mache, jeden Tag zwei bis drei Interviews a 90 Min., manchmal sogar vier Interviews,  das macht schon müde. Alle zwei Tage eine neue Stadt, eine neue Hochschule, auch das strengt an. Und prompt bricht sich das mir inne wohnende Chaos bahn. Was ich sonst unter Kontrolle habe, dafür ist jetzt keine Kapazität mehr. In Bremen im Hotel habe ich Thermoskanne und Handy-Ladekabel  liegen gelassen. Jetzt, wo ich mit dem Hochschulbus unterwegs bin, liegt das zugehörige Navi trocken und warm in der Hochschule. Mal sehen, was mir noch wegdriftet bis nächste Woche. Zum Glück bin ich aus langjähriger Erfahrung chaosproofed. Und habe ein gutes Orientierungsvermögen.

Mittwoch, 4. Oktober 2017

Deutschlandreise der anderen Art

Ab nächste Woche steht wieder eine Deutschlandreise für mich an. Ich besuche die fünf anderen Hochschulen in Deutschland, die auch einen Frauenstudiengang im Portfolio haben. Ich will wissen, was machen die an Marketing, wie läuft bei denen die interne und externe Kommunikation zum Studiengang, wie haben die Studentinnen den Frauenstudiengang entdeckt und und und.
Nun sind die Frauenstudiengänge ziemlich über das Bundesgebiet verstreut. In Wilhelmshaven kann man, genau wie bei uns, Wirtschaftsingenieurwesen studieren, Bremen, Berlin und Furtwangen bieten Informatikstudiengänge an und Jena glänzt mit einem Elektrotechnik-Studiengang. An jeder Hochschule habe ich anderthalb bis zwei Tage eingeplant, damit ich genug Zeit habe, mit den Leuten vor Ort zu sprechen. Und so fahre ich über Wilhelmshaven (und Oldenburg - Jade Hochschule mit drei Standorten) nach Bremen (mit vier Standorten, aber immerhin in einer Stadt). Nach einem kurzen Wochenend-Intermezzo in Stralsund geht es in der darauffolgenden Woche nach Berlin und Jena. Und wenn ich schon mal so weit im Süden bin, fahre ich gleich durch in den Schwarzwald. Da habe ich ein gemütliches Wochenende frei, bevor Montags und Dienstags die Gespräche in Furtwangen anstehen. Und dann über einen Zwischenstopp zurück nach Stralsund. Statt Weltkulturerbe gibt es diesmal Hochschulen zu begucken. Im November geht es nochmal los, dann nach Mülheim/Ruhr. Dort planen sie einen Frauenstudiengang Maschinenbau.