Freitag, 29. Juni 2018

Scheiss auf die Beule

Durch meine Selbsthilfegruppe für Hochsensible  (HSP) bin ich Mit-Inhaberin eines Schrebergartens. Gartensparte Am Moorteich. Ein schöner Garten in schöner Lage. Nun besteht unsere Gruppe aus sechs Frauen und einem Mann. Und der ist eher Schöngeist und lebt als habilitierter Historiker auch nicht unbedingt im Hier und Jetzt. Das ist dem Garten aber egal und erst recht der Hecke um den Garten. Wir haben den Garten Nr. 1. Direkt am Eingang zur Gartensparte von der Straße aus. Unsere Hecke sollte also geschnitten sein und gepflegt aussehen. Die Frau, die den Garten hauptsächlich managt, ist eher zierlich und klein. Hatte aber über den Nachbarn bereits eine elektrische Heckenschere ausgeliehen.  Also habe ich tief durch geatmet und zugegeben, dass ich schon mal mit einer Heckenschere eine Hecke geschnitten habe. Was leicht untertrieben ist. In Barth hatte ich schlappe knappe 30 Meter Hainbuchenhecke um mein Grundstück. Zweimal jährlich zu schneiden. Drei Jahre lang. Ich habe gelernt, Hecke zu schneiden zu hassen. Die elektrische Heckenschere ist auf Dauer aasig schwer, grundsätzlich ziemlich laut. Es erfordert Kraft, Power, Willen. Die drei habe ich also heute am Freitag Nachmittag zusammen genommen und die Hecke geschnitten. Ganz gerade ist es nicht geworden. Scheiss auf die Beule in der Hecke. Gerade ist anders. Dafür ist mir der Bogen über der Tür besonders gut gelungen.




Dienstag, 26. Juni 2018

Countdown nähert sich Showdown

Und ich muss jetzt erstmal zum Sport. Schnief. Amazon hat mir heute morgen schon angekündigt, dass das Buch heute erscheint und automatisch auf mein Kindle geliefert wird.

Countdown

Der Countdown läuft. Schon seit Tagen. Die Authorlords, Ilona Andrews und Gordon Andrews haben auf ihrer Website einen Rückwärts-Zähler angebracht. Heute Abend kommt das neue Buch raus. Aus der Kate Daniel-Serie haben sie einen der größten Widersacher und Ekelpakete als Hauptfigur genommen. Und es wirklich geschafft, schon in den kurzen Schnipseln, die sie über Hugh d'Ambray veröffentlicht haben, dass man beginnt ihn zu mögen, zu verstehen, mit zu fiebern. Ganz große Kunst. Heute Nacht wird gelesen und wenig geschlafen.


Und dann hat Kate Daniels auch noch den Showdown für das Alpha Badass 2018 im Bereich Urban Fantasy gewonnen. Gegen Heroinen wie Cat Fisa und Alphas wie Mad Rogan, Beta Sinta und und und. Das Leben ist schön, und solange es gute Geschichten zu lesen gibt, noch schöner. 


Freitag, 22. Juni 2018

Gemetzel fließt in seinen Adern

Ich bin ein Lese-Junkie. Und als solche immer auf der Suche nach neuem Lesestoff. Oft entdecke ich ein Buch und merke dann, es ist Band 1 einer Reihe und die anderen Bände sind auf Englisch. So ging es mir mit "Dina - Hüterin der Tore" von Ilona Andrews. Witzige Geschichte, guter Plot, etwas Romance. Band 2 (Sweep in Peace) und 3 (One Fell Sweep) habe ich auf Englisch gelesen. Und bin völlig hingerissen. Super Bücher.
Nun gibt es den 2. Band seit ein paar Wochen auch auf Deutsch (Dina - Macht des Zaubers). Und  - was soll ich sagen: auf deutsch ist der Roman anders als auf Englisch. Vielleicht weil mir solche Pathetik wie "Gemetzel fließt in seinen Adern" (S. 199) über die Figur Turan Adin im Englischen nicht auffällt. Dabei ist "Slaughter runs in his veins" (S. 174) genau die gleiche Aussage. Umgekehrt fallen mir Sprüche mit echtem Kultstatus-Potenzial im Englischen auch nicht wirklich ins Auge. "The universe is vast and we're its greatest mystery" (S. 178) klingt nett und ist an der Stelle der Geschichte ein passender Spruch. Die identische deutsche Aussage "Das Universum ist weit und wir sind sein größtes Geheimnis" (S. 203) dagegen ist für mich zitierfähig bei zig Gelegenheiten. Kultstatus eben. Ich glaube, ich brauche Band 1 (Clean Sweep) auch nochmal auf Englisch. Nur mal so, um einen Vergleich zu haben 😀.



Mittwoch, 20. Juni 2018

Schamanen und Schamaninnen

In Oldenburg besuche ich im Museum die Ausstellung "Schamanen. Jäger und Heiler Sibiriens". Die Ankündigung ist vollmundig. "Die Ausstellung erzählt den Lebenslauf eines Schamanen von der Geburt bis zu seinem Wirken als Heiler". Je nun. Was ich sehe, sind archäologische und enthnologische Funde aus Sibirien bzw. aus dem Paläolithikum/der Eiszeit. Dazu immerhin ein interessantes Audioprogramm, dass im Gegensatz zu den Sachgütern die Ankündigung ansatzweise einlöst. Von modernem Schamanismus ist noch weniger vermittelt. Wie auch. Ein Konstrukt, dass vom Kontakt mit Geistern ausgeht, Krafttiere beinhaltet, sich generell auf eine geistige, eine Anderswelt bezieht, wie will ich die in einer Ausstellung darstellen. Schamanismus bezieht sich auf innere Bilder. Insofern ist mein Besuch bei einer Schamanin in Frankreich zur Auffrischung meiner Kenntnisse optisch unspektakulär. Ein Tisch, ein Stuhl, Schreibzeug.


Das Gelände finde ich dagegen schon spektakulär. Häuser in den Hang eingelassen, gemütlich, heimelig, mit Gaskocher, Kerzenlicht und Wasserkanister.



Ländliches Frankreich

Das Bild, dass ich von Frankreich habe, ist geprägt von Besuchen in Paris, speist sich aus Reisen an die Cote d'Azur, von diversen Ferien an der Atlantik-Küste zwischen Bordeaux und Bayonne. Schon der Schüler-Austausch zwischen Barth und Belfort von Jorinde 2012 hat mir ein anderes Frankreich gezeigt. Eines das viel näher an der Stimmung und Situation in Mecklenburg-Vorpommern bzw. im strukturschwachen Landkreis Nordvorpommern ist als ich dachte. Im Departement Champagne et l'Aube, wo ich jetzt fast eine Woche unterwegs gewesen bin, war diese Ähnlichkeit noch deutlicher. Wunderschöne Landschaft, idyllische Dörfer, historische Gebäude in den Altstädten von Bar-sur-Seine und Troyes. Aber auch Leerstand in den Fußgängerzonen, besorgte Gespräche über Flüchtlinge. Ein ganz anderes Frankreich.








Montag, 18. Juni 2018

Vitraux

Zu Besuch in Frankreich, in der Champagne. Konkret in der Nähe von Bar-sur-Seine. Ich war 2014 im Frühjahr schon mal hier, da habe ich mir die Dame von Vix in Chatillon-sur-Seine angeguckt, und die Kraniche am Lac du Der du Chantequoc. Diesmal soll es Bar-sur-Seine und Troyes sein.

Die Kirche St. Etienne ist wie letztes Mal abgeschlossen. Ich bummel durch die Stadt, gehe auf den Uhrenturm, dem letzten Überrest der Burg, auf der Jeanne von Navarra geboren ist. Bar-sur-Seine war mal groß, davon ist heute nicht mehr viel zu sehen.
Wie groß, wie reich aufgrund der Lage an der Seine-Furt lässt nur die Kirche St. Etienne erahnen.


Und da besonders die Fenster. Vor der Tür gabelt mich die Präsidentin des Vereins der Freunde der Kirche auf, besorgt mir den Schlüssel, zeigt mir stolz ihre Kirche, erzählt von Renovierungsarbeiten, Bestückung von Ausstellungen. Und erzählt über die Fenster aus dem 16. Jahrhundert, die mich beeindrucken. Sowohl die bunten als auch die in Grisaille-Technik.

Champagner aus der Champagne

Auf Arbeit häufte sich die Arbeit. IT-Messe, Berufungsverfahren, als logische Folge haben sich auch die Überstunden aufgehäuft. Herzhaft nehme ich überstundenfrei und fahre nach Frankreich. In die Champagne. Mal wieder ein Punkt auf der Welterbe-Liste. Aber auch französische Küche. Kirsch-Clafoutis, Flan patissier,  köstliche Käseplatte. In einer ganz normalen Dorfkneipe am Mittagstisch.
Denn Champagne ist ländliches, rurales Frankreich pur.



Über die Frau, die ich besuche, bekomme ich den Kontakt zu ihren Nachbarn über den Berg. Eine Champagner-Kellerei die regelmäßig Goldmedaillen einfährt. Und so kaufe ich Rosé-Champagner, Champagner Brut und Demi-sec. Und bin glücklich.


Competition 1052

1052 Orte weltweit, die als Weltkulturerbe ausgezeichnet wurden. Stand 2016. Jedes Jahr kommen neue Orte hinzu, keine Ahnung, wie groß die Zahl heute ist. Schon bei 1052 Weltkulturerbe-Stätten habe ich insofern aufgeben, dass ich nicht glaube, dass ich genug Zeit und Geld in diesem Leben habe, mir die alle anzugucken. Nichts desto trotz nehme ich natürlich jedes Weltkulturerbe mit, das an meinem Weg liegt. Somit gucke ich mir also Nancy in Frankreich an, auf dem Weg in die Champagne, einem anderen Weltkulturerbe in Frankreich.
Je nun, was soll ich sagen. In Nancy steht der Stanislas-Platz aus dem 17. Jahrhundert unter Schutz. In den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden vorwiegend einzelne Gebäude oder eben Plätze unter Schutz gestellt. Das in Nancy das ganze Ensemble des Platzes für denkmalwürdig erachtet wurde, ist schon ein Schritt in die Richtung der heutigen Praxis einzelne Gebäude ganzer Regionen oder ganze Stadtviertel unter Schutz zu stellen.

17. Jahrhundert heisst Barock/Rokoko, heisst Gold und Schnörkel. Aber auch schon beginnender Klassizismus. Ich kann unter einem akademischen Blick das Besondere des Stanislas-Platzes erkennen, gefallen tut es mir nicht.




Was mir gefällt, ist der Park hinter dem Platz. Die Linden-Allee steht in voller Blüte und duftet himmlisch. Die Blumen-Rabatten und auch die Blumenuhr sind voll im Stil der Zeit des Stanislas-Platzes. Die lebendigen Schnörkel gefallen mir dennoch besser als die Gold-Schnörkel.




Was für eine Hose

Stralsund liegt, wie der Name verrät, am Sund. Dem zufolge haben wir eine Sundpromenade, einen Stadtstrand und eine Badeanstalt. Und manchmal sogar Programm an dieser Location. Meistens ist es Sport, Beachvolleyball, Sundschwimmen, solche Sachen. Am Samstag war das erste Beach Musik Festival in der Bade. Tagsüber aus der Rock it-Musikschule Schülerbands und Workshops. Ab 18 Uhr kommen die "echten" Bands. Da das Gelände direkt am Krankenhaus liegt, ist nämlich um 22 Uhr Schluss mit Krach. Von der ersten Band kriege ich nicht viel mit. Was zu trinken besorgen, Leute begrüßen, quatschen, sich einfinden. Erst bei dem 2. Gig schaue ich genauer hin. Ein Singer/Songwriter-Duo aus Südafrika. Die Musik ist ok zum zappeln. Was mich aber fasziniert, ist die Hose der Sängerin. Einhörner, wohin man guckt. Was für eine Hose.


Richtig vom Hocker reisst mich die letzte Band des Abends. Bare Jams aus Bristol, UK. Sieben Leute auf der Bühne, davon drei Blechbläser und zwei Schlagzeuger/Percussionisten. Reggae bzw. Ska. Gleich beim ersten Lied geht die Post ab und das bleibt auch bis zur Zugabe. Nicht nur wir sondern auch die Jungs aus Bristol sind nach dem Konzert verschwitzt und springen noch für eine Runde in den Sund. Sowas geht nur bei uns.


Um 22 Uhr ist auch Ausschankschluss. Zum Glück kenne ich die Organisatoren. Bierzapfanlage ist aus, Pfandflaschen geben sie nicht mehr raus. Also bekomme ich vier Piccolo Sekt. Wir sitzen dann noch bis 24 Uhr und lassen den Abend langsam ausklingen.

Freitag, 15. Juni 2018

Ernte

25 Jahre Landesfrauenrat Mecklenburg-Vorpommern. 1993-2018.


Von 2007 bis 2017 war ich im Vorstand, neun Jahre davon Vorsitzende. Ein schönes Gefühl, zu sehen, wie die eigene Arbeit, die eigenen Impulse weiter geführt werden. Wie mein Ziel, eine mächtige politische Lobby-Organisation zu werden, erreicht wurde. Dass die Leitlinien, die ich und mein Vorstand entwickelt haben, Bestand haben. Sogar die Ministerpräsidentin ist zu unserer Feier gekommen.



Ich freue mich, die alten Weggefährtinnen zu treffen. Doch noch mehr freut mich, die Vertreterinnen der Projekte, Vereine, Organisationen zu treffen, die ich geprägt, initiert, gegründet habe. Die Vertreterinnen vom Frauenpolitischen Runden Tisch Stralsund, den ich über 15 Jahre geleitet habe. Die Preisträgerin des Genderpreises Laurence von 2013, die ich vorgeschlagen habe. Die Vorsitzende des Gender-Institutes für angewandte Wissenschaften der Hochschule Stralsund, dass ich 2014 gegründet habe. Handfeste Resultate meiner Arbeit, die mich und mein Engagement überdauern. Reiche Ernte fahre ich heute Abend ein.

Montag, 11. Juni 2018

James Turell

James Turell. Never heard of. In Baden-Baden ist Ausstellungseröffnung im Frieder-Burda-Museum. Ich bin etwas skeptisch, eben weil ich von diesem soo berühmten Künstler noch nie gehört habe. Doch der Untertitel "The Substance of Light" spricht mich an und ich willige ein, mitzugehen. Und bin angenehm überrascht. Nicht von den Arbeiten zum Roden Krater in Arizona. Da denke ich gähn. Haben die Menschen im Neolithikum schon gemacht, Räume, Häuser, Erdhügel gebaut, um den Himmel, das Sonnenlicht an einem bestimmten Tag einzufangen. Richtig gut dagegen gefallen mir die Lichtinstallationen in den leeren Räumen. Das grüne Dreieck in der Ecke will betanzt werden, die Aufseherin guckt etwas schräg, lässt mich aber machen. Und den Mann hinter mir inspiriert es auch, Bewegung in Interaktion mit dem Bild/der Lichtinstallation auszuprobieren.


Die großen Räume mit und ohne Rahmen, die Farbverläufe und -Veränderungen.


Die "Bilder" haben schon was, dass anzieht. Auch das Oval, welches speziell fürs Museum entworfen wurde. Mich erinnert es ja sehr an eine Vulva.


Das schönste Bild jedoch ist nicht von James Turell, sondern von Gerhard Richter. Zusätzlich zur Ausstellung sind passende Bilder aus der eigenen Sammlung des Frieder-Burda-Museums präsentiert. Und so stehe ich glücklich vor einem der kleineren Rakel-Bilder von Gerhard Richter, lasse mich willig in das eigentlich abstrakte Bild ziehen, sehe den See, die Teichrosen, spüre die Dunkelheit mit den letzten Schatten des Tageslichts, vermeine fast die leicht feuchte Luft zu riechen.

Und mache noch ein Bild im passend zum architektonischen Museumsjuwel designten Aufzug im Anklang an Gerhard Richter.


Hat sich also gleich doppelt gelohnt ins Museum zu gehen. James Turell kennen gelernt und Gerhard Richter wieder getroffen.

Samstag, 9. Juni 2018

Bauwagen und Bauwagen

Mein Traum war es schon lange, in einem Bauwagen zu leben. Letztes Jahr habe ich ihn wahr gemacht. Mein Sommerdomizil Bauwagen befindet sich kurz vor'm Nirgendwo an der Ostseeküste. Dabei - dass, was du hast, ist gar kein Bauwagen, musste ich mir sagen lassen. Das ist ein Bau-Container. Jaaa, okay. Es ist ein Bau-Bauwagen. Totzdem hat er die Seele eines klassischen Bauwagens. Mein Bauwagen, mein Refugium zum alleine und ungestört sein.

Es geht auch anders. Heute war ich in einem Bauwagen zu Besuch, der sozusagen ein echter Bauwagen ist. Holzaufbau, rundes Dach. Nur ist er ein Refugium für viele. Gelegen an einem See, inmitten im Nirgendwo zwischen Frankreich und Deutschland.


Aber auch er hat die Seele eines klassischen Bauwagens. Wir haben den ganzen Tag gechillt, gegrillt, geredet, gelacht und es uns gut gehen lassen.


Geplant waren 10 Burger für 5 Leute, gegessen haben wir mit 12 Leuten.

Und die Musik-Lounge hat den ganzen Tag die 80er gespielt.


Freitag, 8. Juni 2018

Eine Zugfahrt, die ist lustig

🎶eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt die ist schön, ja da kann man was erleben...

Ich fahre ziemlich viel mit der Bahn, von daher sammeln sich die Bonus-Punkte an und werden von mir konsequent in neue Bahnfahrten umgesetzt. Heute ist so eine Fahrt. Rostock - Baden-Baden hin und zurück. Nachdem ich die letzten beiden Wochenenden mit dem Auto unterwegs war und jeweils ziemlich viel und lange im Stau stand, bin ich ganz beglückt, wieder mit "meiner" Bahn zu fahren. Lesen, schreiben, am Handy daddeln, die übliche gemütliche Reise, dachte ich. Dachte ich. In Rostock steht der Bahnsteig voll, proppenvoll mit Kreuzfahrern, die nach Berlin wollen. Dazu die Fahrrad-Urlauber, die an die Müritz oder die Mecklenburgische Seenplatte wollen. Ich finde mit Ach und Krach einen Sitzplatz, doch der Waggon heizt sich schön auf mit den vielen Menschen dicht gepackt. An jedem Bahnhof dauert es länger, bis alle Leute drin sind. Insofern ist mein Anschlusszug in den Süden bereits weg, als ich in Berlin ankomme. Macht aber nichts, das deutsche Bahnnetz ist gut ausgebaut, fahre ich also über Hannover statt über Magdeburg. Es ist sowieso der gleiche ICE, in den ich für die letzten Meter steigen muss. Ob ich in Hannover oder Mannheim zusteige, ist mir schnurz.

Doch dann passiert das gleiche wie beim letzten Mal auf der Fahrt nach Baden-Baden: die Klimaanlage fällt aus, der Zug fährt nur mit halber Kraft und dann gar nicht mehr. Letztes Mal wurde der Zug schon in Hamburg-Harburg still gelegt. Diesmal schaffe ich es wenigstens bis Göttingen. Freitag Nachmittag in Deutschland. Gefühlt ist jeder zweite unterwegs, sei es per Zug oder Auto. 800 Leute finden in einem ICE Sitzplätze. Die und alle ohne Sitzplatz stehen jetzt in Göttingen auf dem Bahnsteig und strömen in die bereits vollen Folge-ICEs. Mit dem Effekt, dass der Zug nach Baden-Baden nicht startet. Nicht starten kann. Der Schaffner macht eine Ansage zu Sicherheit, freien Gängen und Türen. Wir Vielfahrer gucken uns an. Sowas haben wir noch nie gehört. Jeder von uns ist schon oft genug mit diesen übervollen Zügen gefahren, wo es kein Durchkommen gibt. Dann sagt der Schaffner noch, dass er erst losfährt, wenn ein paar Leute den Zug verlassen. Oha. Das ist ein anderer Schnack.
In den neuen ICEs ist ein Gewichtsmesssensor eingebaut. Wenn der Zug überladen ist, kann er nicht losfahren. Immerhin hat er eine funktionierende Klimaanlage.
Somit stehen wir über eine halbe Stunde, bis ein anderer ICE Richtung Süden einläuft, so dass tatsächlich ein paar umsteigen.
Und so komme ich über 60 Minuten später bei meinem Besuch an. Und bekomme nicht mal einen Teil des Fahrpreises zurück, weil ich ja einen Freifahrtschein habe.

Mittwoch, 6. Juni 2018

Guten Morgen du Schöne

Ich weiß noch genau, wie das Buch aussah: hellgrün, mit einem Rahmen um den Titel: Guten Morgen, du Schöne von Maxi Wander. Um die 20 muss ich damals gewesen sein. Und wenn ich das Buch optisch noch vor mir sehe, muss es mich beeindruckt haben. Doch inhaltlich erinnere ich nichts. Aus Kassandra und Medea von Christa Wolf verfolgen mich bis heute Szenen, doch aus Guten Morgen, du Schöne erinnere ich nichts. Nach dem heutigen Theaterstück Guten Morgen, du Schöne wundert mich das nicht. Weil es nicht um die einzelnen Geschichten der Frauen ging, sondern um die Grundstimmung. Um die Erfahrungen, die man, die ich, auch so hatte. Bzw. die so dicht am eigenen Leben waren, dass es sich befreiend anfühlte, davon zu lesen.

Heute Abend nun im Theater Vorpommern die Aufführung "Guten Morgen, du Schöne". Die Umsetzung des Buches als Monodrama, sprich knapp 50 Minuten (k)ein Monolog, sondern eine Schauspielerin, die durch Gestik, Mimik und Stimme binnen Sekunden zwischen den drei Frauenfiguren wechselt, die sie darstellt. Ich erkenne mich immer wieder, als junge Frau, als junge Mutter, als erwachsene Frau. So weit so gut. Der echte Knaller kommt nach der Pause. "2018". Kein Wunder, dass die Autorin Sabine Michel Grimme-Preisträgerin ist und auch sonst schon einiges an Preisen abgeräumt hat. Maxie Wanders Protokolle weiter gedacht, heute gedacht. Und umgesetzt von einer begnadeten Schauspielerin Claudia Lüftenegger. Vier Frauen, vier (DDR)-Lebensläufe. Mit Manuela Schwesig sogar fünf. Gänsehaut und manches Mal bleibt das Lachen im Halse stecken. Brilliant.