Mittwoch, 21. März 2018

Erinnerung Macht Zukunft

In meiner Jugend war ich in der KSJ, einem katholischen Jugendverband für angehende Studierende. Mit meiner Lehre als Hotelfachfrau bin ich aus all meinen schulischen Bezügen raus, und habe auch als spätere Studentin nie den Weg in die Erwachsenen-Organisation ND gefunden. Was sicherlich mit meinem Wegzug in evangelische Gefilde und dort Heimat finden zu tun hat. Aber auch mit meiner spirituellen Verortung in Frauen-Jahreskreisen. Dennoch bin ich immer noch Mitglied in der katholischen Kirche und fühle mich irgendwie zugehörig und verbunden. Nun ist also die diesjährige Jahrestagung des ND zum Thema "Erinnerung Macht Zukunft" in Dresden. Das zieht mich gleich doppelt an. Ein spannendes Thema an einem passenden Ort, wo ich liebe Freunde und Freundinnen habe. Gesehen, gefreut, gebucht. Doch jetzt holt mich die Erinnerung in großen Zügen ein. Und die Frage, ob ich dort Zukunft finde.

Freitag, 9. März 2018

Nationalhymne

Wie ich ja schon öfter hier erzählt habe, gehört die Nationalhymne zu meinen Lieblingsliedern. Klar bin ich auch immer wieder über das "brüderlich" gestolpert. Ich bin nun mal eine Schwester. Vor allem ist mir keine Lösung eingefallen, wie das sinnvoll verändert werden kann. Den Vorschlag "couragiert" kann ich sofort von Herzen annehmen. Mich couragiert, mutig und engagiert für mein Heimatland, meine parlamentarische Demokratie und mein Grundgesetz einzusetzen, da fange ich an zu leuchten, freue ich mich. Und fühle mich gleich viel mehr verbunden. Ebenso der Vorschlag Heimatland. Deutschland ist mein Heimatland. Auch das hat einen viel innigeren Klang als Vaterland. 
Ich bin für die Änderung der Nationalhymne .

Donnerstag, 8. März 2018

Internationaler Frauentag 2018

Zum Glück kommt der 8. März nicht so plötzlich wie Weihnachten. Bereits im November kommen die ersten Vortragsanfragen. An dem Montag in der Woche vom 8. März ist die Landesveranstaltung zum internationalen Frauentag, am Freitag in der Woche fahre ich traditionell nach Berlin zur Preisverleihung des Spitzenvaters des Jahres. Belohnung für eine stressige Woche. Dieses Jahr habe ich vier Vorträge zum Frauentag. Und für einen davon ein neues Thema. "Reich mir mal bitte die Salzstreuerin. Gendergerechte Sprache". Der Hintergrund ist ein eher ernster. Die Hochschule hat sich für die Verwendung des Gendersternchen entschieden. Bzw. nach Möglichkeit direkte Ansprache. Nun sind Schulungen dazu eher boring, und das Thema erschließt sich zum einen intuitiv, zum anderen ist Sprache so gestaltbar, bietet so viel Raum für Sprachspielereien.
Hier einer meiner vielen Lieblingswitze:

Zwei Frauen sitzen am Tisch. Sagt die eine: "Reichst du mir mal bitte die Salzstreuerin? Sagt die andere: Ne, geht nicht, ich habe Muskelkatze."

Und auch dieser hier lässt mich kichern:
Sie sitzt am Tisch, lackiert ihre Nägel. Er steht, und sagt zu ihr: "Einer muss heute das Klo putzen." Sie guckt ihn an, lächelt und sagt: "Vielen Dank. Eine hat heute schon was vor."

Oder dieser:
In der Autowerkstatt steigt eine Frau aus dem Auto und sagt zum Meister:  "Einmal Fahrzeuginnenreinigung bitte." Der Meister verdreht die Augen: "Irgendwann muss aber auch mal gut sein mit dem Genderwahn."

Frauentag ist schon eine lustige Sache.



Montag, 5. März 2018

Pressefreiheit und Feminismus

Im Kino gewesen und "Die Verlegerin" geguckt. Mit Meryl Streep als die Verlegerin der Washington Post, Kay Graham und Tom Hanks als ihr Chefredakteur. Nach einer wahren Geschichte, wie es iimmer so schön heißt.
Um es gleich vorneweg zu sagen: der Film ist so lala. Meryl Streep und Tom Hanks haben schon in deutlich besseren Filmen mitgespielt.

Wenn ein Kinofilm reale Geschichte zeigt, dann ist die Kunst eben, die Komplexität eines Lebens in zwei Stunden zu pressen. Und je mehr Facetten einer (realen) Geschichte ich in diese 120 Minuten presse, um so mehr kommt dann zu kurz.
Die Szenen und Andeutungen, dass Kay Graham ein Vorbild für viele Frauen in den 70er Jahren war, z.B. Auch die Wandlung von Meryl Streep vom Mäuschen zur knallharten Entscheiderin ist etwas plötzlich. Und die Dramatik, dass sie ihre ganze Existenz und die Existenz ihrer Firma, das finanzielle Auskommen ihrer Kinder, ihren gesellschaftlichen Status als High Society Dame, die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter auf's Spiel setzt für etwas überpersönliches wie Pressefreiheit, diesem Erzählstrang hätte ich gerne mehr Raum und Tiefe eingeräumt. Eben weil der Mangel an Pressefreiheit eben doch wieder sehr persönliche Folgen für die Freiheit des Einzelnen hat. Womit wir wieder bei Timothy Snyder Über die Tyrannei wären. Der Geschichte mit der Freundschaft bzw. der nichtmöglichen Freundschaft zwischen Menschen die Politik und Menschen die Presse machen, hätte ich auch gerne vertieft bzw. mehr Raum gegeben. Es hat schon seinen Grund, warum viele Leute im Moment lieber Serien gucken. Da lässt sich das alles viel besser ausbreiten.  

Trotzdem: dieTatsache, dass es wirklich eine Frau aus Fleisch und Blut war, die in den 60er Jahren die Zeitung von ihrem Mann geerbt hat (obwohl sie die Tochter des ursprünglichen Verlegers war), die sich emanzipiert in diesen Männer-Milieus, die wirklich die Grund-Entscheidung treffen musste, ob sie ihr persönliches finanzielles Wohlergehen (und das ihrer Familie und ihrer Angestellten) über oder unter den dann doch eher abstrakten Wert der Pressefreiheit an sich stellt, das macht den Film sehenswert.

Donnerstag, 1. März 2018

Über Tyrannei bzw. Für Demokratie

Auf der Suche nach Reiseliteratur streife ich durch den Presseshop am Flughafen. In die Hände fällt mir "On Tyranny. Twenty lessons from the Twentieth Century" von Timothy Snyder. Das nehme ich sofort. Zum einen hat es mir eine gute Freundin empfohlen, zum anderen spricht es mich gerade mit diesem Untertitel an: 20 Lektionen des 20. Jahrhunderts zu Tyrannei. Gegen Tyrannei, wider Tyrannei.

Timothy Snyder ist Amerikaner, Historiker und die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten jagt ihm Angst ein. Weil sein Spezialgebiet Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts ist. Und er in der heutigen Zeit Parallelen erkennt zum Aufstieg, in den Einstieg von ursprünglich demokratischen Staaten in den Faschismus, den Nationalsozialismus und den Kommunismus. Aus Sicht der Demokratie ist ihm das eins: undemokratische staatliche Systeme. Und dann dekliniert er die 20 Lektionen durch. Beginnend bei "1. Vermeide vorauseilenden Gehorsam" über "5. Erinnere Berufsethik" und "8. Steh für deine Überzeugung auf/Steche heraus" bis zu "20. Sei so couragiert/mutig wie du kannst". Alles meine eigene Übersetzung. Selbst seine erstmal selbstverständlich klingenden Ratschläge 12 und 14 "Mache Augenkontakt und Smalltalk" sowie "Habe ein privates Leben" sind in undemokratischen Zeiten Mut herausfordernd. Weil es bedeutet, die Angst vor Repressionen nicht überhand nehmen zu lassen. Sondern bereits im alltäglichen Kontakt mit anderen Menschen nicht auszugrenzen, sondern zu den eigenen Überzeugungen von demokratischen Grundregeln zu stehen.

Ich kann das Buch nur empfehlen. Es zu lesen, und die 20 Lektionen auch umzusetzen. Wie beim Naturschutz kommt es beim Demokratieschutz auf jede und jeden Einzelnen an.