Mittwoch, 27. September 2017

Latenter Rassismus

Ich bin all dieser Sprüche und Kommentare so müde. Sowohl all der Leute, die mir erzählen, was für übles die Ausländer wieder gemacht haben, die sich bei mir über den Gender Schwachsinn aufregen und über die Politik, die die da oben machen. Ja, ich kenne mehr als nur ein paar Leute, die so denken. Und finde sie schwer erträglich, erst recht, wenn sie in Gruppen auftreten. Genauso mühsam finde ich aber auch den Umgang mit all den Menschen in meiner Umgebung, die sich über die AfD aufregen und über die Leute, die AfD wählen, aufregen. Der Ton, der Tonfall und die Tonlage, in dem beide Gruppen, beide Seiten sich aufregen, ist identisch. Inhaltlich erzählen sie unterschiedliche Geschichten. Strukturell ist es gleich, ist es die Ablehnung, die Verteufelung des Anderen. Meine Hochsensibilität schlägt bei diesem Ärger, dieser Wut, diesem Hass Alarm. Ich will mir das nicht mehr passiv anhören. Also frage ich konfrontativ: Kennst du jemand persönlich, der in deine Hass- Kategorie fällt? Und erzähle zumindest der ersten Gruppe Gegengeschichten.
Ich sehe die Menschen so deutlich in ihren Ängsten, ihren Befürchtungen, ihren Ohnmachtsgefühlen. Auf beiden Seiten.


Dienstag, 26. September 2017

Der Ruf des Meeres


Langsam nähere ich mich der weiten See. Ich bin gerne am Wasser, egal ob Bach, Fluss, (Bagger-)See oder Meer. Im Binnenland habe ich relatives Vertrauen ins Wasser. Meere, erst recht Ozeane, sind mir tendenziell unheimlich. Und ziehen mich doch magisch an.
Vor einiger Zeit habe ich das Segeln auf Traditionsschiffen für mich entdeckt. Sie sind genau groß genug, dass ich mich sicher fühle. Und es sind immer genug Leute an Bord, die soviel Erfahrung haben mit segeln und Meer, dass ich mich auch sicher fühle.  Und so war ich Sonntag auf Tagestörn mit der Alexander von Humboldt 2. Von Travemünde raus auf die Lübecker Bucht und zurück nach Travemünde.

Als ich am Kai ankomme, eine knappe Stunde zu früh, nieselt es. Die Crew verlädt gerade die sauberen Mülltonnen wieder auf´s Schiff und bescheidet mir, dass wir erst ab kurz vor halb zehn an Bord können. Gemütlich suche ich mir im nahe liegenden Cafe einen Draussenplatz, denn inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Immer mehr Menschen füllen die Pier, der Törn ist ausgebucht.


Als letzter geht der Lotse an Bord, denn nach Maßstäben der Lübecker Bucht ist die Alex 2 ein Pott, der nicht alleine durch die Fahrrinne darf. Der Wind steht gut, so daß wir relativ bald die ersten Segel setzen können. Wir Trainees stellen uns so gut an als Crew (und der Wind bleibt uns treu), so dass wir nicht nur unter Segeln rausfahren und ohne Motorkraft nur segeln, sondern eine Halse fahren und unter Segeln wieder in den Travemünder Hafen einlaufen.


Allein diese Erfahrung, dieses Spüren, wie dieses große Schiff nur durch den Wind vorwärts getragen wird, wie sich der Seegang auf die Bewegung des Schiffes auswirkt, dazu die manchmal hervorblitzende Sonne, all das bewirkt, dass ich mich eins fühle mit den Elementen. Dazu die körperliche Anstrengung, mit den anderen all diese Leinen und Taue zu ziehen, um die Segel zu setzen, die Rahen zu verändern, in den Wind zu stellen. Abends bin ich schlagskaputt und glücklich, glücklich, glücklich.

Samstag, 23. September 2017

Reisen bildet

Mal wieder Weltkulturerbe. Diesmal Lübeck. In der Altstadt bzw. am Holstentor bin ich bestimmt 15 Jahre nicht mehr gewesen. Beim Besuch mit Oma Ruth beim Niederegger Marzipankontor waren die Kinder noch in der Grundschule. Eine Studienkollegin von mir, Solveig Ehlers, ist Galeristin geworden und lebt in Lübeck. Also bin ich in einem Haus zu Besuch, in dem an jeder freien Fläche Bilder, Originale bzw. limitierte Drucke, hängen. Nicht nur im Wohnzimmer, sondern Bad, Flur, Gästezimmer, überall hängt wunderschön gerahmte Kunst. Sie zeigt mir ihren Laden (https://www.kunstkontorzuluebeck.de/) und ich bin begeistert von Anastasiya Nesterova mit ihren großformatigen Bildern.

Weil ich doch in dieser Stoffwechselreduktionskur stecke, habe ich angeboten zu kochen. Hähnchenbrust mit geschmorten Tomaten dreierlei Art in cremiger Sauce. Und da verrät sie mir einen Kniff. Bei geschmorten Tomaten Zimt mit anbraten. Gehört - getan. Mjamjamjam. Das sowieso schon leckere Essen wird noch köstlicher. Wieder was neues gelernt. Reisen bildet nunmal.

Freitag, 22. September 2017

Terrorzelle

Ich habe mich einer Terrorzelle angeschlossen. Nicht was ihr jetzt denkt. Ich wähle Sonntag genau wie immer grün, die Nationalhymne ist und bleibt eines meiner Lieblingslieder, und ich bin überzeugte Demokratin  und Verfassungspatriotin. Nein, hier geht es um ganz anderen Terror. Seit letzten Mittwoch mache ich eine Stoffwechselreduktionskur nach Sanguinum-Prinzip. Klingt beeindruckend, oder? Fakt ist, 200 g Obst, 3 x 200 g Gemüse und 300 g Fleisch/Fisch sind mein Tagesbudget an Essen. Dazu 2 Eßl. Haferflocken oder eine Scheibe Knäckebrot und 1 Essl. Ölivenöl. Popelige Low-Carb-Fastenkur in den Grundzügen, sollte man denken. Dazu kommt dreimal wöchentlich eine homöopathische Spritze, spezieller Kräutertee und 2 l am Tag stilles Wasser. Immerhin mit Zitrone. Weil ich aber unter zig unterschiedlichen Gemüsesorten wählen kann, ist es überraschend vielfältig. Und die 300 g Fleisch, die ich nie im Leben täglich esse, kann ich umtauschen in Joghurt, Quark und Frischkäse. IN der Low Fat-Variante, mit 0,1-0,3% Fett, die ich sonst keines Blickes würdige. Insofern hat es schon was von Terror. Ich muss mir ständig überlegen, was esse ich auf Dienstreisen, auf Veranstaltungen, bei Geburtstagen. Da ich dreimal die Woche bei der Heilpraktikerin antanze (teuer ist es also auch noch), bin ich unter völliger Kontrolle. Aber: ich habe ein Ziel: keine schmerzenden Knie wegen meinem Gewicht. Also bin ich diszipliniert und satt. Lächle, wenn mir Bratwurst, Schokolade, belegte Brötchen angeboten werden. Und knabbere Möhren, Radieschen, Gurke, Kohlrabi, Blumenkohl, und und und. Esse in der Mensa Salat und koche mir abends fettfreie köstliche Gerichte. Vielleicht doch nicht so viel Terror. Nur Umgewöhnung der Esskultur. 

Montag, 18. September 2017

Welcome on Board

Heute pulsieren fette Beats durch die Hochschule. Für die Bewerbungsgespräche, die wir heute führen, ist das natürlich nicht so optimal. Für die knapp 500 Studis, die heute bei uns ankommen, ist es super. Auch meine Stimmung hebt es in den Pausen zwischen den diversen Terminen, in denen ich über den Campus flitze. Und so stehe ich glücklich fröhlich grinsend am Fotostand meiner Kollegin Conny Eisfeldt und sie schießt mit ihrer Lumix-Kamera ein Polaroid von mir.


Auf dem Weg zum nächsten Termin finde ich ein liegengebliebenes Give Away von unserer neuen Marketing- Kollektion. Schick schick. Oder auch nicht 😎


Kunst, Kultur und Geburtstag

Mein Freund Thomas wird 60. Die ganze Familie ist geladen und wir als Patenfamilie. Wir haben mit Thomas und Petra studiert, unsere Kinder sind gemeinsam groß geworden, wir teilen unzählige Erinnerungen an gemeinsame Urlaube und Familienfeiern. Nun also Thomas 60ster. Er hat sich gewünscht, dass wir alle zusammen an einem Ort das ganze Wochenende feiern, wo wir auch übernachten. Zum Glück kennt Malte, sein Sohn, die Inhaberin des Hostels Eden mit zugehörigem Garten Eden in Leipzig. Jedes Zimmer anders designt.

Leipzig - Hostel Eden - Baustellenzimmer


Leipzig - Hostel Eden - Zimmer Sabine
Leipzig - Hostel Eden - Girls Room









Knapp 30 Leute sind wir, Kind 2 ist die jüngste mit 19, ich bin die kleinste mit meinen 171 cm. Die Väter sind um die 1,90 m groß. die Söhne um die 2 m. Und davon gibt es reichlich. Sie rangeln miteinander wie die Jungbullen auf der Weide. Wer ist der Stärkste? Das gibt lustige Abendunterhaltung für uns.

Ein Drittel von uns hat Archäologie, Kunstgeschichte oder Kunst studiert oder studiert es noch, die zahlenmäßig zweite Fraktion ist oder wird Ingenieur. Reiselustig sind wir alle, das Reise-Gen wird zuverlässig durch die Generationen weiter gegeben. Für epischen Gesprächsstoff ist also ausreichend gesorgt. Und das Tagesprogramm bietet auch Anregungen zu Hauf.  Besuch der Galerien im Tapetenwerk und der Baumwollspinnerei. Motette in der Thomaskirche und Besteigen des zugehörigen Kirchturms. Im Tapetenwerk fasziniert mich das Werk von Elisabeth Howey.

Elisabeth Howey - Phantasmagorien
Elisabeth Howey

Drumherum gibt es Köstlichkeiten, Söhne und Freunde haben sich ins Zeug gelegt. Selbst geangelter und geräucherter Zander, 80 Grad Braten, mjamjamjam. Petra hat die Logistik wie immer perfekt gemanagt, das Wetter hat auch mit gespielt. Ein rundum schönes Familientreffen.




Donnerstag, 14. September 2017

Der dritte Mann meiner ersten Frau

Es ist Wahlkampf. Das heißt, die Bundes-Granden und -Grandinnen der verschiedenen Parteien kommen bei uns im Wahlkreis 15 vorbei. Wir sind schließlich der Wahlkreis der Bundeskanzlerin. Heute Abend Claudia Roth von den Grünen. Nun kenne ich die Positionen von Claudia Roth und auch die von Claudia Müller, der Spitzenkandidatin in MV. Was den Abend für mich interessant macht, sind die Leute. Die Fragen, die ihnen am Herzen liegen. Und da kommen die Sorgen und Nöte des Alltags zu Tage. Industrielle Agrarproduktion. Folgen von Klimawandel und Klimakrise. Privatisierung nicht nur von Wasser und Strom, sondern auch von Krankenhäusern und Bildung, positive Bewertung des Tempolimits, bezahlbarer Wohnraum, Entwicklungspolitik und Flüchtlinge, die ganze Bandbreite. Sogar ein extremer Kapitalismuskritiker versucht die Veranstaltung zu sprengen. Nur klassischer Naturschutz und AKWs kommen nicht wirklich vor.

Wirklich bunt wird die Veranstaltung durch zwei Männer, die erzählen, was sie mit den Grünen verbindet: der eine verehrt Claudia Roth seit 30 Jahren, der andere erzählt, dass der dritte Mann seiner ersten Frau mit Joschka Fischer im Westend Fussball gekickt hat.

Für mich war viel spannender, dass Claudia Roth mit einem Riesen BMW unterwegs ist, einem Hybrid-Auto, das während der Veranstaltung brav an der Steckdose hing.

Und der Schlusssatz von Claudia Müller:  Mein Traum ist dass künftige Generationen in MV sagen, ich kann hier bleiben, hier gibt es alles, was ich brauche.
Dem ist nichts hinzuzufügen!


Mittwoch, 13. September 2017

Geburtstag feiern

Als Kind fand ich Geburtstag feiern schrecklich. So sehr im Mittelpunkt zu stehen, so viele Leute, das war mir im Nullkommanix zu viel. Heute als Erwachsene kann ich meine Hochsensibilität besser steuern und meinen Geburtstag genießen. Und so bin ich ganz beglückt über die vielen lieben Grüße, die auf den verschiedensten Informationskanälen zu mir gekommen sind. Freue mich über die Geschenke, die so persönlich auf mich zugeschnitten sind, dass mir vor Berührt sein die Tränen kommen. Und genieße die Feier mit den Gästinnen. Danke an alle, die an mich gedacht haben.

Samstag, 9. September 2017

Hotspot 29

Normalerweise treffen sich der Landrat und ich immer bei hochoffiziellen Gelegenheiten, er im Anzug, ich in Jackett und Schuhen mit Absatz. Heute jedoch stehen wir frierend im Regen, er in einer Regenjacke überm Anzug, ich mit Schirm und dicken Boots. Andrea bekommt für ihre Arbeit auf dem Hof Buschenhagen den Preis der Succow-Stiftung für Biodiversität. Und ein Fest "Feier den Teich" im Freilichtmuseum Klockenhagen. Mit Rede vom Landrat, Vertreterinnen des BUND mit dem Projekt "Schatz an der Küste" und vom Kranich-Informationszentrum und und und. In der Rede zur Preisverleihung wird betont, bzw. aus Andreas Antrag zitiert, wie wichtig die Verbindung mit der Erde, mit der umgebenden Landschaft ist. Ich merke,r wie mich das berührt. "Wir sind ein Teil dieser Erde, und sie ist ein Teil von uns."


Ja, Leute, das ist bei uns: Hotspot 29. Normalerweise denke ich bei Hotspot sofort an die Telekom und das Internet. Und ansonsten noch an die vulkanischen Hotspots wie Hawaii. Aber nein, Hotspot 29 ist bei uns. Wir haben einen Hotspot der biologischen Vielfalt. Wenn ich im Bundesgebiet unterwegs bin, fällt mir erst auf, wie reichhaltig bei uns die Natur ist. Vieles, was ich für selbstverständlich nehme, gibt es woanders längst nicht mehr. Kraniche, Graureiher, Milane, Weihen, See-, Fisch- und Schreiadler. All das fliegt neben Raben, Störchen, Schwalben, Kibitzen einfach so bei uns über die Felder und Wälder. Von Eulen, Bussarden, Spatzen, Staren, Lerchen, Uferschwalben, Austernfischern und und und ganz zu schweigen.
Auch wenn es dieses Jahr hier ziemlich viel regnet, ich bin doch immer wieder beglückt, hier leben zu dürfen.





Dienstag, 5. September 2017

München im Regen

Der letzte Termin, die letzte Reise in diesem Sommer führt nach München. Wieder besuche ich Leute. Doch ich habe den Blues. In mir kündigt sich das Ende des herrlichen herzlichen Sommers an. Und so ist es auch dann.

Ich beende den wärmenden, intensiven, oft glücklichen Sommer, laufe durch den Münchner Regen. Stelle mich den Realitäten.

Stimmung und Wetter passen zusammen.

Familienfeier

Meine Mutter hat fünf Geschwister, vier Schwestern und einen Bruder. Da kommt einiges an Cousins und vor allem Cousinen zusammen. Wir sind weit über das Bundesgebiet verstreut, daher ist der Zusammenhalt eher lose. Dennoch - wenn ein paar von uns zusammen sind, steppt der Bär. Und so feiern wir mit den Südländern einen rauschendes Fest unter Zeltplanen und lachen und quatschen und unterhalten die restlichen Festgäste.