Donnerstag, 29. Dezember 2016

Wilde Wellen

Spaziergang in Zingst an der Ostsee. Die Sonne scheint, der Wind kachelt aus Nordwest. 5-6 Beaufort, in Böen 7-8 Bft. Da merke ich doch wieder was 5 Beaufort, eine frische Brise, in der Realität bedeuten. Mässige Wellen, überall Schaumkämme sind die Anzeichen auf See. An Land bewegen sich größere Äste und Bäume, der Wind wird deutlich hörbar. Umgesetzt auf den Strand heißt das, der Sand wird aufgewirbelt, peitscht ins Gesicht.




Spazieren gehen gegen den Wind ist ziemlich unangenehm und anstrengend. Also lassen wir uns in Windrichtung am Strand entlang treiben und gehen über den Deich, im Schatten des Küstenschutzwaldes, zurück.

Ostsee ist Windgezeitenmeer. Der normale Ebbe-Flut-Unterschied sind knappe 30 cm, eher weniger. Und dann kommt der Wind, und weht mit 5 Bft tagelang aus Nordwest. Und schwupp verschwindet der Strand unter hohen Wellen. An der Seebrücke türmen sich die Wellen zwei Meter hoch.



Diese Naturkräfte zu erleben, zu spüren, zu genießen. Welch ein Glück, hier zu leben. Und noch mehr Glück, liebe Menschen zu haben, mit denen ich das teilen kann.

Uludag

Hin und zurück sind wir mit Türkish Airlines geflogen. Jorinde hat ja schon über den Koch erzählt. Wie gesagt, die Nudeln waren super! Mein Essensfavorit ist aber die Rinderköfte. Zart, saftig, wie frisch gebraten.
In Istanbul ist jeweils Umsteigen angesagt. Auf dem Rückflug geht die Sonne gerade auf, während wir in der Abflughalle warten. Der Flughafenbus fährt uns zu unserem Airbus. Da sehe ich, dass alle Flugzeuge Namen haben. und nicht irgendwelche. Göbeklitepe, Hattusa. Da schlägt mein Archäologinnen-Herz gleich höher. Unser Luftschiff heißt Uludag. Und wie eine Arche bringt es uns nicht zum Uludag, dem Berg Ararat, sondern nach Hause, nach Deutschland zurück.

Fynbos

Meine Kinder haben es über die Jahre gelernt: Botanische Gärten und Parks der jeweiligen Städte und Orte gehören zum Standard-Programm. Burgen, Kirchen, Klöster - geschenkt. Kennst du eine, kennst du alle. Menschenwerk. Kann man sich angucken, muss man aber nicht. Das sieht bei Botanischen Gärten und Parks ganz anders aus. Gestaltete Natur. Sie zeigen die Vielfalt der Erde auf kleinstem Raum. Sonntags abends sind Konzerte im National Botanical Garden Kirstenbosch. Wenn die Kinder also schon dahin müssen, dann mit Musikke. Es spielen die Parlotones, DIE südafrikanische Pop-Band. Die Mädchen machen Picknick, ich wandere mit offenen Augen durch den Garten. Offiziell gehört Kirstenbosch nicht zum Weltnaturerbe Table Mountain National Park. De facto sammelt der Park die einheimischen Pflanzen der Capensis, des Cape Floren-Reiches, und reicht in den höheren Regionen an den Flanken des Osthangs des Tafelberg in den Nationalpark hinein. Die Welt ist botanisch in sechs Florenreiche eingeteilt. Wir wohnen in der Holarktis, von Alaska bis Himalaja. Von Sibirien bis Sahara. Ich sage mal Bäume, Bäume, Bäume. Von Zwergweiden in Sibirien über Nadelbäume zu laubwerfenden und immergrünen Laubbäumen in der Mittelmeerregion. Capensis ist das klitzekleinste Florenreich. Nur die weitere Region um Kapstadt. Fertig. Nicht wirklich Bäume, dafür jede Menge Fynbos. Sieht ziemlich struppig aus, Sträucher, Stauden, dazwischen immer wieder nackter Boden. Je nach Bodenbeschaffenheit, Hanglage, Wasserverfügbarkeit immer anders zusammen gesetzt. In Kirstenbosch sind viele Formen angepflanzt, dargestellt. Auf der Safari habe ich schon Fynbos-Sorten gesehen, Blumen fotografiert. Der Straßenrand hat Fynbos. Die Berghänge, die wir von der Unterkunft und vom Auto aus sehen können: Fynbos, wo das Auge Natur erblickt. Strohblumen, Freesien, Gladiolen, Geranien, Pelargonien, sie alle kommen von hier, aus der Capensis. Hier gibt es mehr Erika-Arten als auf dem ganzen Rest der Welt. Kein Wunder also, das ich völlig ausflippe. Alles was ich in Europa angepflanzt, eingeführt kenne, wächst hier so rum.

Wer kennt Ida Bohattas Blumenkinder? Oder die Flower Fairies von Cicely Mary Barker? Im Buchladen in Stellenbosch habe ich das Buch "Fynbos Fairies" von Antjie Krog und Fiona Moodie gefunden. Liebevolle Gedichte zu Fynbos. Farbenmächtige Bilder verwunschener Fynbos-Pflanzen und Tiere mit ihren Feen. Das macht mein Erleben rund.





Ich will nur noch nach Hause 13.12.16



Heute Nacht war ich mit Kind 1 wieder im Krankenhaus. Jedes Mal Cash, sonst wirst du nicht behandelt. Ich bin total groggy vom Nachts wach sein und ums Kind kümmern, dazu der Linksverkehr und die Hitze. Morgen geht es zum Glück zurück.

Lieblingsküche

Spontan bin ich bereit, die südafrikanische Küche zu meiner Lieblingsküche zu erklären. Was ganz nüchtern daran liegt, das es nicht wirklich die ultimative einheimische Küche gibt, sondern Einflüsse aller Nationalitäten, die hier leben, zusammen gemixt werden. Ich habe köstlichen Beef-Thai-Salad gegessen, eine grandiose Pizza mit Ruccola und Advocado, frisch gefangenen und frisch gegrillten Yellow fish. Selbst in der kleinsten Strandbar ist das Essen köstlich. Mein persönliches Mitbringsel für mich ist ein funkelfrisch erschienenes Kochbuch "The Classic South African Cookbook" von Melinda Roodt.

Fried Zuccinis, Potato Wedges, Tacos mit Guacamole

Und schönes Geschirr hat es auch :)

Geburt - Wunder der Natur



Wir biegen um die Ecke, und siehe da, das Vliestebest, das Gnu, hat gerade geboren. Das Kälbchen liegt auf der Erde, noch feucht eingehüllt in seine Eihaut. Die Mutter fängt gerade an, es trocken zu lecken. Wir beobachten, wie es binnen 10 Minuten nach drei Versuchen wackelig auf seinen Beinen steht. Es stakst der Mutter hinter her zur Herde, wo die anderen Tiere es beschnuppern, seinen Duft aufnehmen. Alle zusammen verschwinden dann langsam hinter den Bäumen.


Weihnachtsstimmung



Adventszeit bedeutet Lichterkerzen, Weihnachtslieder, geschmückte Wohnungen, Adventskranz, aber auch Weihnachtsmarkt, Glühwein, dekorierte Innenstädte. Wir waren ja nun zur Adventszeit in Kapstadt. Auf dem Papier war mir klar, dass es anders sein würde. Südafrika liegt auf der Südhalbkugel, dort ist jetzt Sommer. Wie anders, das wurde mir erst klar, als ich dort war. Das es dreißig Grad hatte, klar, da gibt es keinen Glühwein. Nur - Kerzenlicht und Adventskranz, genau wie Weihnachtsdekoration im Straßenraum funktioniert nur bei Dunkelheit. Und die ist kurz vor der Sommersonnenwende halt nicht zu erwarten. Und Schoko-Lebkuchen liegt bei der Hitze auch schwer im Magen. Fazit: So wie wir, so wie ich Weihnachten feiere, funktioniert nur im Winter auf der Nordhalbkugel, nördlich des 45. Breitengrades. Mindestens!
Qualität schmeckt auch bei 30 Grad

Durchfall des Todes und andere Maleste

Landschaftlich ist es hier traumhaft schön, Die Unterkunft von 
Kind 1 in Strand liegt genau wie unsere Unterkunft in Somerset 
West auf der Rückseite des Tafelberges, ein wunderschönes 
Panorama. Kind 1 hat uns zwei Tage lang Kapstadt gezeigt, inkl. 
Wanderung rund herum auf der Spitze des Tafelbergs. Wir waren auf 
Safari, wir haben uns Robben Island angeguckt (gruselig, die 
Empfindungen sind ähnlich wie beim Besuch eines KZ bzw. Stasi-
Gefängnisses), wir waren im Supermarkt und in diversen Malls, 
wir waren mehrfach Essen und in einem Township-Musical. 
Und und und. Heute lassen wir es ruhiger angehen, was auch daran 
liegt, dass beide Mädchen krank sind. Was im Titel so dramatisch 
klingt, ist Kommentar von Kind 2 zu ihrem Durchfall, der dazu 
führt, dass sie im Bett liegt, mit ihren Freundinnen in 
Deutschland Sprachnachrichten austauscht, Roibos-Tee schlürft 
und Sesam-Cracker futtert, und ihr Buch im Kindle weiter liest. 
 
Kind 1 hat - wieder einmal - Nierenstein. Wir hoffen, dass es 
ohne OP abgeht, aber das wissen wir erst morgen. 
Mir geht es gut. Ich bin - aus der Not heraus - 
mit ihrem Mietwagen Linksverkehr gefahren. Das ist schon tricky, 
mit dem Schaltknüppel und dem Blinker auf der jeweils anderen 
Seite. Das Wetter ist nicht so heiß wie prognostiziert, 
keine 30-35 Grad, sondern zivile 25. Den heutigen Tag habe ich 
- nachdem wir aus dem Krankenhaus heraus waren - mit Lesen auf 
der Veranda in unserer Unterkunft verbracht, mal eine ruhige 
Abwechslung zu den Aufregungen und Anstrengungen der letzten Tage. 
 
Eigentlich wollten wir auf den Lions Head. Ein paar Programmpunkte 
haben wir noch, insofern hoffe ich, dass sich die Situation von
Kind 1 verbessert, Kind 2 wieder auf die Beine kommt und ich 
gesund bleibe. Am 14.12. ist Rückflug, bis dahin sind es noch 
ein paar Tage.

Regenbogen-Nation


Ich sehe, wie die Leute sich bemühen, zusammen zu wachsen. Respektvoll miteinander umgehen, egal welche Hautfarbe sie haben. Am Strand, welchen Ort wir auch besuchen, gibt es Menschen in allen Hautfarben, die dort baden, surfen, spielen. In der Famile, in deren Guesthouse wir wohnen, sind schwarze und weiße Freunde der Kinder zu Besuch, spielen Fußball auf dem Rasen, hängen im Wohnzimmer ab. Klar ist es noch oft so, dass z.B. in der Somerset Mall mehr vom Personal schwarz ist, und mehr der Besucher weiß. Aber eben nicht alle, es ändert sich. Und das ist gut so. Auch in den Townships ist eine Gentrifizierung zu erkennen. Stromleitungen, Satelliten-Schüsseln, Autos, Steingebäude. Werbung zeigt oft schon ein weißes und ein schwarzes Gesicht. Sicheres Anzeichen,
dass es sich lohnt, dass ökonomisch eine Angleichung näher kommt.

Weil die innere Einstellung deine Wahrnehmung beeinflusst, sind viele Menschen optimistisch. Ein Land, dessen Menschen zusammen stehen, prosperiert.

 


Heia Safari

Auch wenn es klischeehaft ist: Zu einem Afrika-Besuch gehört eine Safari. Die ist von Deutschland aus gebucht. Da ich nicht davon ausgehe, nochmal in diesem Leben nach Südafrika zu kommen, will ich mir die Big Five auf jeden Fall angucken. Fairy Glen ist ein privates Wild-Reservat, ca. 1,5 h Auto-Stunde von Kapstadt entfernt. 10 Hektar Gelände, vier der BiG Five sehen wir auch, plus einen Haufen anderer Tiere. Big Five: Büffel, Löwen, Elefanten, Nashörner. Der Leopard lebt eher im Wald, und um auch das Gelände am Berghang zu erkunden, fehlt uns die Zeit. Das Gnu ist uns dazwischen gekommen. Big bezieht sich übrigens auf die Gefährlichkeit, nicht auf die reale Größe. Und da sind die Büffel die gefährlichsten. An alle kommt der Tourwagen ganz nah ran. Die Büffel haben ein Junges, die Mutter dreht sich erstmal so, dass sie zwischen uns und dem Kalb ist. Das macht die Zebramutter nachher übrigens genauso. Die beiden alten Büffel haben Ohrmarken, ganz EU-like. Sie sollen verkauft werden. Zum einen bringt das Geld, viel wichtiger ist aber die Struktur der Herde, und des Parks. Die Bullen reiben sich miteinander und mit den Nashörnern. Vor allem letzteres ist zu gefährlich, stört die Herde und das Gleichgewicht auf der Farm. Es ist schon so, bei Zirkus kriege ich die Krise, wenn ich die Tiernummern sehe. Weil mir die Tiere so leid tun. Zoo geht bei manchen Tierarten, bei anderen nicht. Menschenaffen kann ich gar nicht aushalten eingesperrt und zur Besichtigung frei gegeben. Hier machen alle Tiere einen ausgeglichenen, zufriedenen Eindruck. Und zeigen manchmal deutlich ihre ursprünglichen Instinkte.

Huntress

Zwei Gehege hat die Farm. Löwen in privaten Game Reserves müssen nochmal extra gesichert werden. In dem ersten Gehege, ziemlich groß, kurven wir erst einmal eine Zeit lang herum, bis wir die Löwen finden. Ein Löwe, zwei Löwinnen. Der Löwe und die eine Löwin liegen völlig entspannt 3-5 Meter entfernt vom offenen Wagen, bewegen sich nicht, lassen kurz die Ohren spielen, mehr Aktion verursachen wir nicht. Anders sieht es in dem Gehege aus, in dem die jüngeren Löwen leben. Da dürfen wir nur von außen gucken. Immerhin dürfen wir vom Wagen runter, und hinter dem Maschendrahtzaun, 2-3 Meter entfernt von den Löwen stehen. Maja aus Kanada, so um die vier Jahre alt, zappelt herum, läuft am Zaun entlang. Da wird die eine Löwin sofort aufmerksam. Maja hat genau die richtige Größe für einen leckeren Happen. Majas Mutter kriegt die Krise, sieht die Gefahr. Maja schnappt sich einen Stock, und guckt der Löwin ziemlich resolut entgegen. Da kommen schon Zweifel auf, wer genau hier die Jägerin ist.
Mahlzeiten-Überreste der Löwen

Entspannt und satt im Schatten liegen

Trauer

Die Nashörner haben keine Hörner mehr. Wilderer haben sie betäubt und die Hörner abgesäbelt. Zum Glück waren die Nashörner auf der Farm. Zum einen ist die Farm so klein, dass die Wilderer sie nicht erschossen haben, sondern nur betäubt. Und sie schnell genug gefunden wurden, so dass die Wildhüter Erste Hilfe leisten konnten. Zum anderen ist die Farm privat, so dass die Löwen hier nochmal ein extra Gehege haben. Und die Menschen die Nashörner vor den Büffeln schützen. Ein Nashorn ohne Horn ist nicht mehr wehrhaft. Plus - das Horn ist ihr Kommunikations-Instrument.  Das ist der Punkt, der mich so richtig traurig macht. Die Nashörner können nicht mehr richtig miteinander reden. Eigentlich sind sie im fertilen Alter, es sollten also kleine Nashörner im Anmarsch sein. Es klappt aber nicht so recht. Weil es mit der Kommunikation hapert.



Kapstadt

Irgendwie habe ich dazu keine Meinung. Klar, die Stadt liegt wunderschön zwischen Tafelberg und Tafelbucht. Wir sind einen ganzen Tag Bus gefahren, im roten Doppeldecker oben ohne. Innenstadt, Außenbezirke, Strandorte. Table Mountain von vorne und von hinten (wo er übrigens wie eine liegende Frau aussieht). Townships von oben und von weitem. Auf der hindurch führenden Autobahn Warnschilder "Danger Zone. In case of emergency don´t leave the car". Die Innenstadt ist relativ klein und überschaubar, die Victoria & Alfred-Waterfront richtig gut gelungen. Die städtebauliche Linie hinter der nicht den Tafelberg hoch gebaut werden darf, ist wie mit dem Lineal gezogen.
Moderne Großstadt eben. Die Geschäfte in den Malls gibt es bei uns vielfach auch, nur wenige Läden haben richtiges Afrika-Flair. Globalisierung heißt eben auch Uniformität.
Besuch auf Robben-Island. Sowas macht mich sowieso immer fertig, egal ob Stasi-Gefängnis, KZ, Kriegsgefangenenlager oder eben Robben-Island. Wie Regierungen, wie Menschen mit anderen Menschen umgehen, die nicht in ihr Konzept passen. Dabei verliert der ehemalige Häftling, der uns führt, kein Wort über Folter. Sondern nur über die allgemeine Grausamkeit und Gleichgültigkeit, die aus einem Gefängnis erwächst. 40 Minuten frische Luft morgens und abends, für Coloureds/Indischstämmige Menschen andere, mehr Nahrungsmittel als für Schwarze, für Bantu, Xhosa und wie sie alle heißen. Es wird klar, was es Dich kosten kann, dich für Gleichberechtigung, für Gleichbehandlung einzusetzen.

Montag, 26. Dezember 2016

Jetlag is for amateurs





Ich bin beim Langstrecke fliegen definitiv Anfängerin. Mein weit gereister Bruder grinst nur müde über mich. Der fliegt im Zweifel zweimal im Monat nach China oder Thailand. Für mich ist das nix. Nach 11 h Flug über Nacht, mit noch nicht mal einer Zeitverschiebung bin ich platt. Also habe ich mir den Sonnenuntergang vom Balkon in Jorindes WG im 6. Stock angeguckt, statt mit den Mädels noch große Aktionen zu veranstalten.

Südafrika Vorspann

Kind 1 macht dreimonatiges Praktikum in Südafrika. Die südafrikanische Regierung hält nicht viel von diesen Internships, also gibt es kein Geld und kein Arbeitsvisum. D.h. am 15.12. läuft ihr Visum aus, dann muss sie raus sein aus dem Land. Folgerichtig liegt ihr Rückflug am 14.12. um 18 Uhr. Kind 2 und ich fahren sie für 10 Tage besuchen, und nehmen sie dann mit nach Hause zurück. Gemeinsam haben wir per Whatsapp geplant, was wir unternehmen wollen. Kapstadt mit Cable Car und Table Mountain, Robben Island, Safari, Pinguine beobachten, Kap der Guten Hoffnung, Strand. Weinproben auf den umliegenden Weingütern sind auch eine Option, Town Ship Musical und -Party können wir uns auch vorstellen Und natürlich ihren Kindergarten angucken, die Wohnung in Strand, wo sie die drei Monate gelebt hat. Ich wünsche mir Botanischen Garten und South African National Museum. Volles Programm also für die 10 Tage. Übernachten werden wir bei der deutschen Familie, von der Kind 1 den Leihwagen hat. Sie betreiben ein Guesthouse mit Bed and Breakfast in der Nähe von Kapstadt, in Somerset West. Am Sonntag, den 04.12. geht es los...

Samstag, 17. Dezember 2016

Prießnitzgrund



Wir brauchen eine Pause. Wir wollen an die frische Luft. Unser Seminarraum ist im Frauen- und Mädchenzentrum Medea in Dresden-Neustadt. Umgeben von fünf- und sechsstöckigen Gründerzeithäusern. So scheint es. Zweimal um die Ecke gebogen, und inmitten des Häusermeers erscheint ein Eingang zu einem verwunschenen Tal. Ein kurzer Gang über die Brücke, über den rauschenden Bach. Und wir stehen mitten im Wald. Entlang des Baches, unter einer großen Straßenbrücke (Carola-Brücke) hindurch, balancieren wir über einen Balken, und die Großstadt verschwindet. Wir könnten auch einen Zeitsprung gemacht haben.

Spanisch sprechende Community



Yvonne, die unser Treffen in Dresden organisiert, hat eine Affinität zu Lateinamerika und Spanien. Folgerichtig landen wir nach unserem Spaziergang im Nibs Cacao bei Churros con chocolate. Bzw. bei mir natürlich Churros con Cafe. Und zum Abendessen gehen wir beim Kubaner El Cubanito „Plato criollo, de todo un poco, carne con papas y congri“ essen. Was mich berührt: Im Nibs feiert eine spanisch-deutsche Familie den 1. Geburtstag ihrer Tochter mit spanischen und deutschen Freunden, mit großem Hallo und Sprachfetzen hin und her. Im El Cubanita ist die Feier ungleich größer. Das Restaurant selbst feiert seinen 5. Geburtstag. Langsam trudelt spanisch sprechendes Volk ein, mal eher europäisch, mal eher lateinamerikanisch aussehend. Und der Lärmpegel, der schon bei der kleinen Familienfeier im Nibs ziemlich hoch war, steigt im El Cubanita ins unermessliche. Weltstadt Neustadt in Dresden.

Bargeldlos durch Dresden

Der Automat für die Stassenbahn nimmt keine Karten. Die Bank gibt mir vier Fünfziger Scheine. Die nimmt der Automat auch nicht. Ich fahre jetzt schwarz. Das hätte ich mal gleich tun sollen.

Charlottes Enkel

Rabenschwarzer Espresso und weiße Schokolade. Dazu eine Birnen-Schoko-Tarte. Zume Reinlegen. Himmlisch.

Sieg über die Technik oder auch nicht.

Google nimmt es mit der Sicherheit doch ernster als ich dachte. Ich habe es nicht geschafft, mich einzuloggen auf meinen Blog. In Dresden und Berlin fehlte mir das Password. Trotz mehrerer Anforderungen für eine Spezialnummer zum Einloggen gab es keinen Zugang. In Südafrika, nachdem ich mich damit abgefunden hatte, dass es nichts wird mit dem Blog schreiben, fiel mir mein Passwort wieder ein. Jetzt wollte Google aber wieder nicht, weil ich ja von einem südafrikanischen Computer aus Einlass verlangte. Die Sicherheitsverifizierung über eine SMS ging auch nicht, weil - keine Ahnung, welche Telefonnummer meine südafrikanische SIM-Karte hat. Oh crap (four letter word!! Klingt auf Englisch aber deutlich eleganter 😉). In meiner Verzweiflung habe ich versucht, mich mit meinem Mini-Handy (Samsung Mini Pocket, Bildschirmgröße 2,8 Zoll) einzuloggen. Das ging!!!!!!! Nur - wieder gescheitert: ich konnte keine Texte schreiben, der Curser aktivierte die Tastatur nicht. Fazit: heute Nachmittag wird ein neues Handy mit größerem Bildschirm gekauft. Ich will von unterwegs Blog schreiben können.

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Was macht eigentlich ...

Neulich auf dem Weg nach Hamburg. Ich sitze im IC-Bistro, schreibe Tagebuch. Auf einmal weht mir ein Duft um die Nase. Angenehm, dunkel, warm. Ein Männerparfüm. Kouros. Eine meiner Jugendlieben in der Lehre hatte das als Duft- Ob es das Parfum, das ich damals trug, Charlie von Revlon, ob es das noch gibt?

Mittwoch, 30. November 2016

Rubikon

Sommer 1989. Die Regionalbahn von Lüneburg nach Lübeck rattert über die Schienen. Ich halte das blaue Hollandrad mit dem roten Sattel in den Kurven fest, es ist bepackt mit meinen Habseligkeiten. Abrupt ändert sich das Geräusch der fahrenden Bahn. Der Zug überquert die Elbe bei Lauenburg.

Mir schießen die Tränen in die Augen. Zutiefst flutet mich die Erkenntnis: ich bin migriert. Bis in die tiefste Zelle sickert das Wissen. Ausgewandert. Eingewandert. 
Instinktiv weiß ich in diesem Augenblick, ich kehre nie wieder zurück in das menschenvolle Rheinland. Dessen Bewohner mir immer rätselhaft, unverständlich geblieben sind. Obwohl ich dort gebürtig bin. Obwohl meine Vorfahren mindestens seit 1648 im Umkreis von 100 km dort ansässig waren. Aus dem überfüllten Rheinland ausgewandert in die leere Weite Schleswig-Holsteins. Neue Heimat. 
Sommer 1989. Noch weiß ich nicht, dass ich fünf Jahre später erneut Heimat finde. In der menschenleeren Landschaft Mecklenburg-Vorpommerns. Doch diese Erkenntnis ist eine andere Reise. Eine andere Route, ein anderes Verkehrsmittel. Derselbe Fluss.

Galapagos-Verwirrung



Die Redaktion von Zeit Wissen hat im aktuellen Novemberheft (6-2016) ein Gewinnspiel ausgelobt. Der Preis: Eine Reise auf die Galapagos-Inseln. Da wollte ich immer schon mal hin. Also habe ich mir das Gewinnspiel näher angeschaut. Was muss ich tun, um auf die Galapagos-Inseln zu fahren? Laut Ausschreibung nicht viel. Einen Text zum Thema Erkenntnis schreiben. Eine Erkenntnis, die ich auf einer Reise hatte.
Himmel, was für eine Aufgabe. Davon kann ich zig Geschichten erzählen. Ich bin von Haus aus Archäologin, ich habe über knapp 10 Jahre jeden Sommer und manchen Winter auf Ausgrabungen verbracht. Jede Ausgrabung hat eine wissenschaftliche Fragestellung und somit eine Erkenntnis im Gepäck, mindestens. Ich bin begeisterte Reisende. Mein Leben ist voll von Erkenntnissen, die ich auf Reisen gewonnen habe. Insofern lag für mich die Herausforderung in der Entscheidung, welche der vielen Geschichten ich erzähle.
Was für eine Geschichte will die Jury hören? Welche Geschichte erhöht meine Chancen auf den Gewinn? Ich recherchiere im Internet, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was die Zeit Wissen Redaktion gut finden könnte. Und finde – NICHTS. Im Netz findet die Ausschreibung des Gewinnspiels nicht statt.  
Nachdem ich den Text geschrieben habe, überkommt mich zum dritten Mal Verwirrung. Ich bin Wissenschaftlerin. Wissenschaftliche Texte haben in der Regel enge Vorgaben. Zitierrichtlinien, Formatierungsfestlegungen von Schriftart über Schriftgröße bis hin zu Seitenanzahl, Deadlines. Und hier? Ein Abgabedatum, und die laxe Aussage „zwischen fünf und hundert Zeilen“ . Auch keine vertiefte Info, wie es nach der Abgabe weiter geht. „Der Gewinner wird benachrichtigt“.
Wahrscheinlich steht der Preisträger, die Preisträgerin längst fest. Mir hat es Spaß gemacht, meine Erkenntnis auf zu schreiben. Und auf die Galapagos Inseln soll fahren, wer will.