Samstag, 29. September 2018

Silent Blade

Manchmal sind es nur einzelne Sätze in Geschichten, die mich umhauen. Die mich emotional so berühren, dass ich in Tränen ausbreche. Ob in Tränen der Rührung, Tränen der Wut, Tränen des Schmerzes, Tränen der Berührung, des Mitgenommen Seins, Tränen des Leids. Alles ist möglich, wenn, ja, wenn die Geschichte stimmig ist, wenn dieser eine Satz mich erreicht in meinem momentanen emotionalem Sein. Silent Blade von Ilona Andrews. Von meinen Authorlords, dem Schriftstellerpaar, deren Bücher ich verschlinge, immer und immer wieder lese. Diesmal eine Kurzgeschichte, eine verzwickte Story, lebensnah. In einer Welt, in der Familie alles ist, kämpft ein junger Mann um seine Unabhängigkeit. Die junge Frau akzeptiert die Entscheidung ihrer Familie und macht das beste draus. Er kämpft hart, er erkauft sich seine Freiheit. Jedoch -  er hat seine Freiheit erkauft mit ihrer. Sie befreit sich daraus. Zu Recht, für einen hohen Preis. Für ihn und für sie. So dass sie Jahre später wieder zusammen kommen können. Ich weiß nicht, ob ich diese Entscheidung so treffen kann. Ob es nicht auch andere Möglichkeiten gibt. Aber so sind die Geschichten der Authorlords. Ich denke noch lange darüber nach. Erst recht, wenn die Geschichte mich an eigene Erfahrungen erinnert.

He bought his freedom with hers. Es braucht vermutlich Zeit, bis beide auf dem gleichen Entwicklungsstand sind.

Freitag, 28. September 2018

Geburtstagsclub

Wo ich gehe und stehe, finde ich Federn. Draussen in der Natur, drinnen in der Stadt, überall fallen sie mir ins Auge. Oft genug sammle ich sie auf, stecke sie mir ins Haar, dekoriere sie in der Wohnung. Tauben-, Krähen-, Möwen-Federn ebenso wie Bussard-, Kranich-, Schwanen- oder gar Adlerfedern. Und viele andere mehr.

Von daher ist es klar: als Andrea mir auf meiner Geburtstagsfeier einen Feder-Stempel schenkt, freue ich mich riesig. Und - weil Andrea Andrea ist und ich ähnlich ticke, hole ich sofort das Stempelkissen heraus.  Den Stempel probieren wir sofort aus. Jeder Geburtstagsgast und jede Geburtstagsgästin bekommt einen Stempel. Geburtstagsclub Eintrittszeichen.


Donnerstag, 27. September 2018

Unerhört

Irgendwie singt ein Grossteil meiner Freund*innen im Chor. Und so komme ich regelmäßig in den Genuss von Chorkonzerten. Die Stralsunder Singakademie hat ein Programm einstudiert: Unerhört - Musik von Komponistinnen aus fünf Jahrhunderten.
Klar, Fanny Hensel, Clara Schumann, Alma Mahler-Werfel, diese Frauen waren mir auch vor dem Konzert schon ein Begriff. Andere nicht. Ethyl Smith kannte ich nur als Suffragette. Ihr Womens March hat Pepp. Doch richtiger Fan bin ich seitdem von zwei anderen Komponistinnen. "Ich wollt ich wär des Sturmes Weib" von Luise Greger hat mir ausnehmend gut gefallen. Und Erna Woll hat einen Liederzyklus für Sopran und gemischten Chor komponiert, "Hab ein einzig Leben nur", der hat mich umgehauen.
Ganz neue Musik habe ich an dem Abend gehört. Tolle Musik, spannende Musik. In einer Kirche, die vom Ambiente her genau richtig war.


Mittwoch, 26. September 2018

Alpabetisierung

Ja, ich gebe es zu, im Augenblick bin ich Analphabetin. Die nächsten drei Wochen werden wir nur Alphabetisierung machen, hat die neue Lehrerin gesagt. Drei Wochen lang, jede Woche zweimal anderthalb Stunden. Plus Hausaufgaben.
Es wird das Grauen, da bin ich mir jetzt schon sicher. Nichtsdestotrotz sitze ich und male fein säuberlich kyrillische Buchstaben aufs Papier.
Alphabetisierung und neue Sprache lernen.


Freitag, 21. September 2018

Don Quijote als Ballett

Klar weiss ich, dass wir am Theater Vorpommern ein besonderes Ballett-Ensemble haben. Der Ballett-Direktor hat bei Pina Bausch und John Neumaier getanzt, gelernt, Wissen aufgenommen und adaptiert. Es hat schon seinen Grund, dass er auf Theatertreffen bundesweit eingeladen wird und den einen oder anderen Preis mit nach Hause bringt. Ich habe schon den Woizek von Büchner als Ballett von ihm gesehen, Anna Karenina genauso wie Casanova. Jetzt also Don Quijote. Das Ensemble diese Spielzeit ist zu großen Teilen neu, aber so gut wie die Tänzer und Tänzerinnen der letzten Jahre. Was mich umhaut, ist der Tänzer des Don Quijote. Er ist so alt wie die Figur alt ist: 60. Ein sechzigjähriger Mann tanzt einen alten Mann. Und er tanzt viel an diesem Abend, er hat die Hauptrolle. Er tanzt Ballett, mit allem drum und dran, Solopartien, Pas de deuxs, mit dem Corps de Ballett in den Gruppenszenen. Nicht abhebend auf Kraft, sondern auf Gelenkigkeit und Geschmeidigkeit. Genauigkeit in den Bewegungen. Ein alter Mann tanzt einen alten Mann. Und es macht einen himmelweiten Unterschied zu Ein junger Mann tanzt einen alten Mann. Die Figur ist soviel echter, authentischer. Role model, Altersdiskriminierung, auf einmal wird für mich greifbar, direkt sichtbar, was das heissen kann. William Parton füllt die Rolle des Don Quijote mit körperlicher Präsenz, hohem Schauspielvermögen und genauso hohem tänzerischem Können.
Über diesem Staunen vergesse ich fast die wunderbare Musik, eine Auftragskomposition von Stephan Marc Schneider.
Wir haben einfach ein besonderes, ein besonders gutes Ballett, Ensemble und Choreograf/Ballett-Direktor, am Theater Vorpommern.

Werbevideo des Theater Vorpommern

Dienstag, 18. September 2018

Unterer hinterer Darmbeinstachel

Jeden Dienstag gehe ich zum Sport. Lange Jahre habe ich Yoga gemacht, ein paar Jahre zusätzlich Bauchtanz. Doch irgendwann habe ich gemerkt, dass ist mir zu stressig. Bauchtanz bei einer Sportlerin heisst auspowern plus dem Thrill von Auftritten. Yoga ist wenigstens auspowern mit anschließender Tiefenentspannung. Aber auch das war mir irgendwann zu heftig. Yoga morgens um acht, da gehe ich frisch in den Tag. Yoga abends um acht, da bin ich völlig platt. So mache ich seit ca. anderthalb Jahren Feldenkrais. Yoga in Zeitlupe, sage ich immer. Obwohl das nur bedingt zutreffend ist. Manchmal sind es zwar die gleichen Bewegungen, aber gänzlich anders ausgeführt. Bei Feldenkrais geht es um Beweglichkeit, geht es darum, dem Körper zuzuhören, welche Bewegung welche Resonanz hervor ruft. Wenn ich das Becken hebe, welcher andere Körperteil drückt dann in den Boden? Und welche Möglichkeiten gibt es noch? Und alles bitte schön langsam und meistens mit geschlossenen Augen. Das hört sich so sütsche an. Und ergibt doch oft genug Muskelkater. Schon mal gezielt die oberen kurzen Rippen bewegt? Den geschlossenen Ring am Schlüsselbein? Und wo überhaupt liegt der untere hintere Darmbeinstachel und wofür brauche ich den? Das habe ich längst schon wieder vergessen. Die sanfte Körperentspannung, die weiche Beweglichkeit, die behutsame Lockerung verspannter Muskelpartien, das prägt sich mir ein. Und so gehe ich jeden Dienstag glücklich zum Sport und komme danach entspannt und ruhig nach Hause.

Sonntag, 16. September 2018

Google weiß alles

Manchmal ist Google mir unheimlich. Ich habe Geburtstag und der Google Doodle an diesem Tag zeigt mir Geburtstagskerzen und ist verlinkt mit dem Datum bei Wikipedia. Woher weiß Google das?


Ich weiß jetzt, dass die Abtei von Cluny 910 an meinem Geburtstag gegründet wurde, und das Henry Hudson 1609 an dem Tag Manhattan entdeckt hat. Da fange ich ja schon an mich aufzuregen. Eurozentrismus und so. Die Grundsteinlegung des Pentagons 1941 genauso wie die Gründung des WWF 1961 fallen auf meinen Geburtstag. Die Daten 1973 Putsch in Chile und 2001 Anschlag auf das World Trade Center in New York weiß ich schon lange. Da rege ich mich nur auf, dass das unter Politik und nicht unter Katastrophen läuft.
Und wer alles mit mir Geburtstag hat. Carl Zeiss und Asta Nielsen, Adorno und Arvo Pärt. Vor allem über letzteren freue ich mich, weil ich seine Musik gerne mag. Franz Beckenbauer ist mir dagegen eher peinlich. Fasziniert bin ich vom Shogun Minamoto no Yoriie, der 1102 geboren ist. Aber genau da merke ich, es sind nicht nur wenige Frauen in der Geburtstagsliste aufgeführt, es sind auch keine Menschen aus Indien, China, Afrika, Südamerika und und und aufgeführt. Nur Europäer und ein paar US-Amerikaner. Google weiß eben nicht alles, sondern tut nur so.

Samstag, 1. September 2018

Mini-Flashmob

Schräge Ideen sind dazu da, umgesetzt zu werden. Also erstelle ich bei Whatsapp unter Status das folgende Bild. Und sende es als Screenshot an Leute und Gruppen, von denen ich vermute, dass sie ähnlich drauf sind wie ich.


Ich bekomme wenige mich ermutigende Reaktionen. Dazu einige Absagen wegen Terminkollision. Manche können sich nicht vorstellen, sowas zu machen, die wenigsten glauben, dass es meine Idee ist.

Mir ist es egal. Ich bin um 19.30 Uhr am Strandbad. Es kommen genau zwei Leute aus meinem Bekanntenkreis. Wir drei springen vergnügt in die Fluten und trinken hinterher noch einen Sekt auf das Ereignis.

Mini-Flashmob oder doch Flashflopp? Auf jeden Fall ist mir klar, wie schwierig es ist einen Flashmob zu starten. Erst recht ,wenn die Zielgruppe mit dem Medium nicht vertraut ist. Das gilt sowohl für Whatsapp als auch für Flashmob. Das nächste Mal versuche ich es über Whatsapp und Facebook. Mal gucken, was dann passiert.