Dienstag, 30. März 2021

Dreiecke, Rauten, Tropfen



Letztes Jahr Ostern sah ich bei meiner Nachbarin im Haus nebenan einen Strauß voll mit sorbischen Ostereiern. Auf Nachfrage stellte sich raus, alle selbstgemacht. Und sie erklärte sich bereit,  es mir beizubringen. Übers Jahr hatten wir beide genug anderes zu tun, doch jetzt steht Ostern wieder vor der Türe. Also trafen wir uns Palmsonntag zum sorbische Ostereier färben. 

Im Prinzip ist es Batik auf weißen Eiern, mit beschnittenen (Tauben)Federn. 




Vorbereitungen zum Wachs schmelzen. 


Federstempel: Dreiecke, Rauten, Tropfen. Und der Stecknadelkopf für Punkte und Striche. 

Die erste Musterschicht mit dem Wachs aufgebracht. 


Färben, färben, färben 

Fertig.





Montag, 29. März 2021

Probandin

Schon als Studentin habe ich an allen möglichen Studien und Befragungen teilgenommen. Zum einen gab es etwas Geld, zum anderen fand ich die Ergebnisse oft spannend. 


Als 1997 also das Design der SHIP-Studie bekannt wurde, war ich sehr begeistert, dass ich unter den 6000 ausgelosten Vorpommer*innen war. 

Study of Health In Pommerania aka SHIP. Medizinische Reihenuntersuchungen zu Herz-Kreislauferkrankungen, Zahngesundheit, Ultraschall von Schilddrüse, Hauptaorta, Herz, Leber, Niere, Milz und Galle.

Inzwischen sind wir von SHIP-0 bei SHIP-4 angelangt. Ca. alle fünf Jahre bekomme ich eine Einladung, dass ich als Teilnehmerin wieder gefragt bin. Und gehe gerne hin. So genau werde ich sonst nicht untersucht. Und bin froh, denn auch im 5. Untersuchungsturnus bin ich pumperl gesund, um es mit Mozart zu sagen. 



Sie wollen mein Blut....


Neben den ganzen Proben, die sie von mir nehmen, kommt diesmal noch eine zusätzliche Blutabnahme für COVID19-Tests. Die nächsten zwei Jahre werde ich einmal im Monat ein Testkit mit Trockenblut von mir einschicken, Antikörper oder keine, Infektion oder keine etc.


The house of horror: Kabine für die Untersuchung meiner Lungenfunktion. Atmen durch den Mund gegen einen verschlossenen Sauerstoffschlauch, die Nase ist mit Nasenklammer dicht gemacht. 





Sonntag, 28. März 2021

Badewannenfreuden

Mein Job ist nun mal ein Bürojob, und in Corona-Zeiten noch viel mehr als sonst, weil alle Zusammenkünfte und Besprechungen per Video stattfinden. Mit dem Effekt, dass ich Rückenschmerzen kennenlerne. Nicht Nackenverspannung, sondern richtig Rückenschmerzen. Nun will ich nicht, dass aus Rückenschmerzen Rückenprobleme werden. Also habe ich mir für die Arbeit so einen Wackelstuhl besorgt. Mit dem Effekt, dass ich Muskelkater im Rücken hatte. Vom Prinzip her gut, weil ich weiß, dass ich anfange Rückenmuskulatur aufzubauen. Im konkreten Zustand aber mies, weil - eben - es tut weh, ich bewege mich wie eine alte Frau, und mein Ziel schmerzfrei zu werden, habe ich damit definitiv verfehlt. Wärme hilft, also ab in die Badewanne. 


Sich fühlen wie eine lahme alte Frau und dann so einen Badezusatz zu nehmen, tut Wunder. 


Kein Wunder also, wenn ich beim nächsten Einkauf im Drogeriemarkt von allem etwas nehme. 




Damit komme ich erstmal ein paar Tage aus.


Samstag, 27. März 2021

Neuwagen

Zwischen Weihnachten und Neujahr, auf schneebedeckter Straße, gab mein Auto das erste Mal diese seltsamen Geräusche von sich: ein Scharren, stakkatoartig. Es hörte sich nicht gesund an. Doch da es nicht wieder vorkam, tippte ich auf eine außerkontrolle geratene ABS. Anfang März tauchte das Geräusch wieder auf. Auf der Rückfahrt von Friedrichshof, an der Ampel am Abzweig bei der Arbeitsagentur. Genug Fahrzeit, um auszuprobieren, unter welchen Bedingungen es wieder auftritt. Nah genug an Zuhause, sollte das Auto an dem Punkt ganz kaputt gehen, um zu Fuß nach Hause zu gehen. Binnen Minuten war mir klar, es hängt mit der Kupplung zusammen. 


Die Werkstatt hat das bestätigt, das Zweimassenschwungrad war kaputt. Wieder was gelernt. Das Wort habe ich vorher noch nie gehört. 


Sie haben mir eine neue Kupplung eingebaut und jetzt fährt sich mein altes Dieselauto wie ein Neuwagen. Die Kupplung kommt sofort und ist ganz leichtgängig. Mit dem Effekt, dass ich gestern beim Auto aus der Werkstatt holen erstmal gehoppelt bin beim Anfahren. Wenn sich mein altes Auto wie ein Neuwagen fährt, habe ich definitiv einen Knoten im Gehirn. 


Kilometerstand gestern Abend 


Montag, 22. März 2021

Spurenfinden 2

Spurenlesen lernt sich nur im Gelände, lerne ICH nur im Gelände. In der "Vorlesung" von Paul in der Wildnisschule online letzte Woche habe ich irgendwie eher gar nichts begriffen. Gebrochener Rhythmus, ungebrochener Rhythmus, Fährten, Spuren, Trittsiegel? HÄ? Wie unterscheidet sich das? Spurengruppenlänge und Spurengruppenabstand sind als Worte selbsterklärend, aber wie finde ich sowas im Gelände?


Zum Glück geht Kind 1 wieder mit mir ins Gelände, diesmal ist auch ein Freund der Familie mit unterwegs auf dem Acker. Morgens hat es natürlich wieder geregnet, doch gegen halb zehn kam die Sonne raus. Als wir um halb eins losziehen, zeigen mir die beiden jede Menge Spuren. Große und kleine Wildschweine, Rehe und Kraniche waren auf dem längst abgeernteten Maisfeld unterwegs, an einer Stelle finden wir sogar Dachsspuren.


Und ich lerne, Trittsiegel heißen die einzelnen Abdrücke, die Abfolge von Trittsiegeln sind Spuren und Fährten. Spuren machen Schalenwild wie Rehe und Wildschweine, Fährten sind von Raubtieren, wie Füchse und Dachse. Das mit dem gebrochenen und ungebrochenen Rhythmus erschließt sich mir aber immer noch nicht. Nächstes Wochenende vielleicht.


Vermutlich Wildschwein. 


So sieht die Realität auf dem Acker aus: irgendwelche Abdrücke. 


Die Kraniche haben ganz schön große Füße.


Der Dachs nagelt, d.h. man kann seine Krallen wie kleine Nägel abgedrückt sehen.


Doch das Schönste ist einfach: draußen unterwegs sein mit lieben Leuten, im strahlenden Sonnenschein über den Acker stromern, sich treiben lassen und dazu was lernen. 


Zum Abschluss zeigt mir Kind 1 noch die Pfoten des tiefgefrorenen Waschbärs, der sich bei Jägerfreunden auf dem Dach herumtrieb.


Zukünftiger Jagdhund im Glück: in der Tüte ist der Waschbär.


Waschbär-Hinterpfote 


Waschbär-Vorderpfote, die im Abdruck leider Dachspfoten ähnlich sehen kann.

So gesehen ist Spurenlesen das reine Achtsamkeitstraining.

Samstag, 20. März 2021

Zimmereinblicke

Materielle Kultur ist für mich ein Zauberwort aus der Archäologie. Gemeint ist damit alles, was von Menschen gemacht ist. Im engeren Sinn sind es vor allem Alltagsgegenstände, die damit gemeint sind, Keramik, Eisengeräte, Schmuck, Waffen, all sowas. Gebäude, Siedlungsstrukturen, Gräber an sich sind damit theoretisch mitgemeint. Aber mir geht es hier um all das Zeugs, das uns umgibt.


Laut der archäologischen Lehrmeinung determiniert die materielle Kultur uns. Man soll daran ablesen können, was für ein Mensch wir waren, je nachdem, was wir im Tode mit uns führen. Welche Zeit, welche Region, welcher archäologischen Kultur wir also angehören. Aber auch welche sozioökonomische Stellung wir einnehmen, also wieviel Geld und wieviel Macht wir haben.


Nun habe ich durch die ganzen Videokonferenzen Einblick in viele Wohnungen, in Wohn- und Arbeitszimmer, in Wohnküchen, WG-Zimmer. Die ganze Breite einer Hochschule von Profs über Mitarbeitende bis hin zu Studierenden, inkl. den Leuten aus den Vorstellungsgesprächen. Dazu meine Gleichstellungskolleginnen bundesweit. 

 

Nun sollte man also meinen, dass sich das in der materiellen Kultur widerspiegelt. Pustekuchen. Klar, es gibt die Inszenierungen eines großbürgerlichen Arbeitszimmers mit Sekretär und (kleinem) Ölbild im Hintergrund. Doch ebenso gibt es den Blick in die große Wohnküche mit der Bügelwäsche über der Sofalehne. Aufgeräumte und unaufgeräumte WG-Zimmer. 

 

Was mich wirklich fasziniert: die unterschiedlichen Arbeitszimmer. Der eine Professor, wo klar zu sehen ist, der sitzt im alten Kinderzimmer. Die eine Mitarbeiterin, die in einem eher sterilen Altbau mit Holzgefachen im Hintergrund an der Videokonferenz teilnimmt, die andere vor der Kiefernschrankwand, die definitv eine Sonderanfertigung für den Raum ist. Ganz andere Optik, aber beide Male kein Einblick hinter die öffentliche Persona. 

 

Meine Gleichstellungskolleginnen bilden noch am ehesten eine einheitliche sozioökonomische Gruppe, mit bundesdeutscher Hochschulkultur im Hintergrund. Dort sind am ehesten auch einheitliche Arbeitsräume zu sehen, gerne im Altbau, mit Büchern, viel weiße Räume und Möbel im privaten Bereich, selbst bei denen, die im ehemaligen Kinderzimmer oder Gästezimmer sitzen, bzw. das übliche Büromöbelgrau in den Dienstzimmern. Doch auch da gibt es die Ausreißer in der materiellen Kultur. Zu denen ich definitv gehöre.

 

Mein Homeoffice zeigt mich in meinem WG-Zimmer mit Kommode und Wandteppich im Hintergrund. Hier habe ich gar nichts verändert. Mein Büro dagegen habe ich dezent um- und aufgeräumt, normalerweise ist hinter mir nämlich meine Kaffeeecke. Jetzt bin ich teilgerahmt von Grünzeug. Und nirgendwo sind volle Bücherregale zu sehen, die normalerweise ein materielles Zeichen für Akademiker*innen sind.







Donnerstag, 18. März 2021

Horrortag vom Feinsten

Gestern Abend sah der Tag, der heute hinter mir liegt, gar nicht so übel aus. Klar, der erste Termin um acht, das ist nicht gerade meine Zeit. Mit dem Katzenkater zum Tierarzt ist eigentlich unproblematisch. Und die Steuererklärung mit Hilfe einer lieben Freundin fertigzustellen ist auch nicht schlimmer als Zahnarzt. Aber der Termin für die Zahnreinigung war am Montag. Heute ist Donnerstag. Auch seit Montag ist mein Auto in der Werkstatt, weil es beim Kuppeln so ganz seltsame, scharrende Geräusche von sich gab. Wie gesagt, dass war Montag.


Heute morgen fing der Tag damit an, dass mein Fahrrad einen platten Hinterreifen hatte. Um halb acht, deutlich vor dem Aufstehen. Mit dem Erfolg, dass mein Haustürschlüssel in der Wohnung war, Fahradluftpumpe holen, in meiner Hand dagegen der Kellerschlüssel. Der damit zusammen hängende Gedanke, dass ich noch den Katzenkorb hochholen musste.... logisch gesehen nicht ganz falsch, nur zu kurz gedacht. Wie gesagt, es war halt noch vor dem Aufstehen. Zum Glück war die Katze mit draußen. 

Weil ich mein Glück mit Schlüsseln kenne, hat meine Nachbarin von unten meinen Haustürschlüssel. Nur - sie arbeitet nicht mehr von Zuhause aus als Tagesmutter, sondern ist jetzt im Schichtdienst als Altenpflegerin, meistens Nachtschicht. Da hatte ich also auf Anhieb kein Glück. Geklingelt, aber keiner machte auf.


Trotz dem ganzen Gewusel war ich 8.03 Uhr bei meiner Besprechung 💪. Ohne Kaffee, ohne Frühstück. Letzteres geplant, ersteres falsch kalkuliert. Auf der Besprechung in Präsenz gab es einen Haufen frische Luft, aber keinen Kaffee. 


Doch damit war der Tag noch nicht zu Ende. Mit dem Taxi zum Tierarzt war geplant und problemlos. Leider flippte mein Kater dort komplett aus, brach sich seinen Wackelzahn raus, als er in den Falknerhandschuh der Tierarzthelferin biss und ist viel zu alt und klapprig, um in dem Zustand narkotisiert zu werden. Also saß ich eine knappe Stunde neben ihm, bis er sich so weit beruhigt hatte, dass er wieder transportfähig war. Nur konnten wir ja nicht nach Hause, weil der Schlüssel und die Nachtschicht der Nachbarin, ihr wisst schon. Auf meine WhatsApp hatte ich noch keine Antwort. 


Somit erstmal mit dem Taxi und dem Kater auf die Arbeit. Haustiere mitbringen ist dort verboten, aber das ignorieren wir mal. Es ist Corona, also ist das ganze Haus abgeschlossen. Da hat mich aber meine Kollegin reingelassen,  genauso wie sie mir auch mein Büro aufgeschlossen hat. Dann hatte sie Videokonferenz. Als Flocke dann die typischen Geräusche machte und an der Türe kratzte, als Zeichen das er zu seinem Katzenklo will, ja, da bin ich auf Zehenspitzen in die Videokonferenz geschlichen für den Türschlüssel für die Aussentür. Rechtzeitig!


Zum Glück kam irgendwann die erlösende Nachricht, dass jetzt meine Nachbarin wach war, so dass ich mir ein Taxi für den Heimweg rufen konnte. Nur musste ich erstmal den Kater wieder von draußen einfangen. Genau rechtzeitig waren wir für die Verabredung zu den Resten der Steuererklärung zurück. 


Habe ich gesagt, dass die Reparatur des Autos schlappe 1000 € kosten wird?


Unterm Strich war die Steuererklärung fertig machen der netteste Augenblick des Tages. 





Dienstag, 16. März 2021

Spurenlesen online

Wochenendseminare fallen ja im Moment aus. D.h., wenn mich ein Thema interessiert, muss ich mir einen Online-Kurs suchen. Diesmal "Spurenlesen". Spurenlesen finde ich spannend, Naturwissen pur. Nun habe ich mit Online-Kursen das letzte halbe Jahr gute Erfahrungen gesammelt, insofern - kein Problem. Kind 1 zieht mit, guckt die Unterrichtseinheiten mit mir zusammen, auch wenn sie als angehende Tierärztin und Jägerin viel viel mehr Ahnung hat.


Rausaufgaben heißen die Aufgaben zwischen den 14tägigen Onlinetreffen. Und sind eine ziemliche Herausforderung für mich. Zum einen kann ich nur am Wochenende wirklich raus, zum anderen sind die Temperaturen hier im Norden eher noch gegen 0° C als zweistellig. 

 

Doch als größere Schwierigkeit stellt sich das Finden von gut zu lesenden Spuren heraus. Spuren gibt es allenthalben, aber ich bin noch nicht in der Lage, sie zu verstehen. 

Für mich müsste der Kurs "Spurenfinden" statt "Spurenlesen" heißen. Zum Glück geht Kind 1 manches Mal mit mir ins Gelände. Und bespricht mit mir, was ich da sehe.

Und für alle die es interessiert: hier der Link zu dem holländischen Video zum Spurenlesen.













Montag, 15. März 2021

Mental overload

Habe ich hier gestern angegeben, wie gut ich in Sprachen bin? Vergesst es bzw. bucht es als dezente Angeberei ab. Ich habe mir einen Vortrag zu "Women in the present, women in the past" von Rachel Pope angeguckt. Knapp anderthalb Stunden die Key Note-Lecture einer Tagung in Australien. Danach hatte ich einen akuten Migräneanfall, weil ich mich so überanstrengt habe. Ich sollte vielleicht mit kleinen Schritten anfangen, nur so 30 Minuten Vorträge. 


Ganz ähnlich ist es mir mit den niederländischen Videos fürs Spurenlesen gegangen. Holla, habe ich geflucht und immer wieder nochmal zurück gespult und nochmal gehört. Da kommt dann noch dazu, dass ich von der Materie an sich noch nicht sonderlich viel Ahnung habe. 


Sprachen lernen ist und bleibt anstrengend, ist zeitintensiv und Übungssache, und sei es nur Erhalt der fremden Sprache. Und ich bin längst nicht so gut, wie ich mir wünsche. 


Sonntag, 14. März 2021

Sprachkünste

In der Schule war ich in Sprachen die Niete. Ich habe nie begriffen,  warum die Aussprache in Englisch so ist, und die Schreibweise eine andere. Ich brauche ein Bild des geschriebenen Wortes, dann kann ich das gesprochene verstehen. Grammatik habe ich weder in Deutsch noch in Latein begriffen, ich kann sie anwenden, aber nicht beschreiben.  Französisch ab der 11. Klasse war die Rettung meines Abiturs, denn eine Sprache im Abitur war in NRW auch 1982 schon Pflicht. Wenn eine erst drei Jahre eine Sprache lernt, sind die Anforderungen nicht ganz so hoch.


Mit diesen negativen Spracherfahrungen habe ich ausgerechnet Ur- und Frühgeschichte studiert, ein Fach an einem Institut, in dem es selbstverständlich war, dass man eine Seminararbeit über eine Region erstellte, deren Sprache man nicht mächtig war. Ohne Google Übersetzer, ganz klassisch mit Wörterbuch. In deren Studienordnung der Erwerb von gleich zwei zusätzlichen modernen Fremdsprachen empfohlen wurde. So habe ich im Studium Dänisch gelernt, zumindest fließend lesen gelernt. Niederländisch ist zum Glück so dicht am niederrheinischen Platt, so dass sich das auch gut lesen ließ. Russisch habe ich nach einem Semester wieder aufgegeben.

Und heute? Mit Russisch lernen hühner ich immer noch rum.





Doch mein Englisch ist inzwischen richtig gut, finde ich. Ich lese viel auf Englisch, das trainiert. Ab und an habe ich Vorstellungsgespräche auf Englisch, da merke ich aber sehr wohl meine Begrenzung. Leute mit deutschem Akzent, wie dieser Tage für die Stelle im Sprachenzentrum, die verstehe ich gut. Doch Leute aus Kanada, USA oder Großbritannien, die kein BBC-Englisch sprechen, huh, da muss ich sehr genau hinhören. Und bei den Vorstellungsgesprächen in den Forschungsprojekten, bei Leuten aus Indien oder Pakistan, da verstehe ich eher noch weniger als bei Leuten aus Russland oder Aserbaidschan. Also nehme ich mir zum hundertsten Male vor, meine Sprachkünste zu erweitern, und mehr englische Sprache zu hören. Nachdem das mit Filme gucken immer nicht klappt, überlege ich jetzt, Podcasts oder Ted-Talks zu hören. Mal sehen, ob ich da den Hintern hochkriege und es wirklich mache.


Samstag, 13. März 2021

Ich bin ein Filmstar

In Corona-Zeiten läuft auch die Studierenden-Werbung und -Betreuung verstärkt online. Somit wird der Campustag online laufen, aber auch die Ankommen & Orientieren-Veranstaltung, mit der wir unsere Neuankömmlinge begrüßen. Zum Sommersemester "nur" die Master-Studierenden, dazu Erasmus-Studierende und Wechsler. Für eine zünftige Online-Veranstaltung braucht es aber Filmmaterial. Meine Aufgabe im normalen Ankommen & Orientieren-Programm ist die Vorstellung der Jobbörse, der Jobmessen und der Unterstützungmöglichkeiten von Transfer. 4-5 Folien, fertig. 


Doch jetzt soll ich gefilmt werden. Ich habe das natürlich komplett vergessen, bzw. obenrum schon schicke Sachen an. Die ewigen Videokonferenzen erziehen eine ja dazu. Doch an den Füßen meine Wanderboots. Der Wind ist so, dass er mir im Nullkommanichts die Haare aus dem Zopf zieht. Tief durchatmen. 


Zum Glück habe ich keine Scheu, mich vor der Kamera zu präsentieren, egal wie ich aussehe. Über meine Arbeit kann ich mit Begeisterung sowieso stundenlang reden. Nach einer knappen Stunde sind sowohl meine Hochschulkommunikation als auch das Filmteam zufrieden. Und ich werde auf meine alten Tage Filmstar, auch wenn es nur für unsere Website und den YouTube-Kanal der Hochschule ist.



 



Sonntag, 7. März 2021

Huddel, Chaos und geliebte Struktur

Der Alltag hat mich wieder. Montag ist 8. März, Internationaler Frauentag. Für mich ein Hauptarbeitstag im Jahr. Jedes Jahr machen wir eine kleine Veranstaltung für die Kolleginnen und ich halte einen Vortrag. Gleichzeitig habe ich - echter Huddel -, vor meinem Urlaub noch, einen Workshop für unser Transfer-Audit auf den gleichen Tag gelegt. Morgens Vortrag, nachmittags Workshop. Und das knapp eine Woche nach meinem Urlaub, wo gleichzeitig die Mädchen Semesterferien haben und zuhause sind. Wo ich zwei neue Online-Kurse begonnen habe, und das Verwalterhandbuch für die Alex seinen letzten Schliff bekommt. Plus meine sonstigen Verpflichtungen und Aufgaben. 

Da kommt die geliebte Struktur ins Spiel. Trotz des Terminchaos und der Aufgabenmenge, die ich mir eingebrockt habe, bin ich guter Laune, guter Dinge, guter Verfassung. Zum einen habe ich Erfahrung, dass ich solche Mengen wuppen kann, wenn auch nur auf begrenzte Zeit. Zum anderen bin ich so strukturiert, dass ich mir meine Zeit realistisch einteile und meine Aufgaben zügig abarbeite. Und so bleibt am Wochenende davor sowohl genug Zeit, draußen rumzustromern und Tierspuren zu suchen, als auch einen Filmabend mit köstlichen Essen zu genießen. 


Wildschweinfährte auf dem Acker hinter meinem Bauwagen.


Überbackene Zwiebelsuppe als Begleitessen zum Film "Master und Commander".


Samstag, 6. März 2021

Bauwagenglück

Diesen Post fand ich beim Suchen von Bauwagenbildern. Eine Freundin lebt gerade im Bauwagen, eine zweite hat den Kreditantrag für den Kauf gestellt. Ganz viele Frauen in meinem Umfeld haben mindestens einen VW-Bus (und ein paar der Männer auch), wahlweise auch einen ausgebauten Ford Transit oder Mercedesbus. Wilde Weiber 🤗.

Warum der Post im Oktober nicht online gegangen ist? Ich habe noch schöne Bilder gesucht. Das Perfekte war mal wieder Feind des Guten.





Bereits im dritten Jahr habe ich meinen Bauwagen, mitten im Nirgendwo. Pünktlich zu Ostern richte ich ihn ein, genauso pünktlich Ende Oktober räume ich den Bauwagen wieder aus. Denn im Winter ist es nicht zu nur zu kalt, sondern vor allem zu feucht. Deshalb habe ich letztes Wochenende damit verbracht, alles Textile auszuräumen. Dabei habe ich das Jahr nochmal Revue passieren lassen, von Frühjahr bis Herbst.

Der Bauwagen steht auf einer Wiese, die den Lauf der Jahreszeiten wiederspiegelt. Im Frühjahr ist sie gefüllt mit blühendem Löwenzahn in gelb und nachher im Pusteblumenstil weißgrün, im Sommer grün, sonnig, warm, gegen Ende des Sommers kommt die Heuernte, erster Schnitt und zweiter Schnitt. Im Frühjahr blüht der Apfelbaum in der angrenzenden Hecke, im Herbst strahlen die rotbackigen Äpfel. Das Laub kommt und geht, verfärbt sich im Verlauf des Jahres. 

Der Bauwagen steht im Nirgendwo, kein Stromanschluss, kein fließendes Wasser. Kaffee kochen heißt meinen alten Trangia Sturmkocher (im Einsatz seit 1984) mit Spiritus zu füllen, aus dem Kanister Wasser in den Topf zu füllen, das heiße Wasser in den mit Kaffeepulver gefüllten Kaffeefilter aufgießen. Zum Glück ist es im Sommer lange hell, so daß ich nur selten eine Lampe brauchte, erst jetzt im Herbst. Doch sobald der Mond auch nur ein bißchen scheint, reicht das Licht, um sich auf der Wiese zu orientieren. Kein Strom heißt auch keine Heizung. Je nach Jahr und Jahreszeit habe ich dicke Woll- und Fleecepullover zu schätzen gelernt, und ein Lob auf meinen Daunenschlafsack.

Der Bauwagen. Alle denken sofort an einen süßen Peter-Lustig-Zirkusbauwagen. In sowas verbringt meine Freundin Eva Thomas ihren Winter. Ich wohne über den Sommer in einem Bauwagen, der ein schlichter Bau-Container ist. Weiß, kantig viereckig, Metall und Plastik. Woran man schon merkt, es kommt nicht auf die Optik an, um das typische Bauwagenfeeling zu erleben. Für mich ist das Ambiente entscheidend. Die Freiheit, ohne Uhr und ohne Internet meine Tage zu verbringen, die Nähe zur Natur, zu den Elementen. Die Möglichkeit, mit mir selbst alleine zu sein, kaum Geräusche, die nicht aus der Natur stammen. Nach ein paar Stunden im Bauwagen fühle ich mich erfrischt und wieder mit mir selbst im Reinen. Das macht für mich einen großen Teil meines Bauwagenglücks aus. Der andere Teil ist wirklich die Schönheit der Natur, die Veränderungen im Jahresverlauf, diese intensive Naturnähe, die mir der Aufentahlt im Bauwagen gibt. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr draußen.