Sonntag, 28. Januar 2018

Beziehungstaten


Im Zuge der Diskussionen um die Berichterstattung der Kandel-Vorfälle hat die Tagesschau ganz klar erklärt, dass sie nicht über Beziehungstaten informieren. Warum eigentlich nicht? Weil sie so häufig sind? Weil sie nur von lokaler Bedeutung sind? Das Muster dahinter ist mir nicht so klar.

 In 2016, dem Jahr aus dem die letzten Daten veröffentlicht sind: 441 getöte Menschen, davon 80 % Frauen, getötet von ihren meist deutschen Partnern. Im Alter zwischen 20 und 40 Jahre das höchste Mortalitätsrisiko für Frauen.

Wer entscheidet nochmal was eine wichtige Nachricht ist?

Dienstag, 23. Januar 2018

Töte die Vergangenheit

Nun bin ich nicht die eifrigste Kinogängerin und auch mein Fernsehkonsum ist eher mau. Insofern kenne ich nicht so viele Filme und auch längst nicht alle Star Wars Episoden. Zwischen den Jahren habe ich Star Wars VIII im Kino geguckt. Doch auch wenn dieser Film nur Teil eines größeren Epos ist, sogar Teil 2 einer Trilogie, steht er für sich alleine. Ziemlich gut sogar. Ich habe mir daraufhin auch noch Star Wars VII angeguckt, und den fand ich längst nicht so gut und aussagekräftig.

Töte die Vergangenheit, sagt Kylo Ren, nicht nur einmal. Kylo Ren ist der Enkel von Darth Vader, und möchte gerne sein echter, echter Nachfolger werden. Nun ist er auch der Sohn von Han Solo, der Schüler von Luke Skywalker, und beide haben ihn enttäuscht, verletzt. Darth Vader ist schon tot, der kann ihn nicht mehr verletzen. Ob er daraus den Trugschluß zieht, wenn die beiden, Han Solo und Luke Skywalker, tot sind, dass es dann nicht mehr schmerzt? Auf jeden Fall versucht er Rey, die junge, frischgebackene Jedi-Ritterin zu überzeugen, dass die Verursacher zu töten der beste Weg ist, mit altem Schmerz umzugehen. Zum Glück kommt im Film klar zum Ausdruck, dass dies der falsche Weg ist. Dass es dir deine psychische Balance bzw. Gesundheit nimmt, wenn du deinen Vater tötest, wenn du versuchst, deinen Lehrer zu töten. Wie es dich auch zerstört, wenn du versuchst deinen Schüler zu töten, wie das Beispiel Luke Skywalker zeigt.

Töten, Absondern/Abspalten heilt keine seelischen Verletzungen. Hinspüren, verstehen, akzeptieren, ist der richtige Weg. Silvester haben wir noch Maleficent geguckt. Da wird das auch nochmal so klar. Sich dem Schmerz und dem eigenen Anteil darin stellen. Nur dann hast du eine Chance ein Leben voller Liebe und Freude zu leben. Und nicht wie Stefan immer weiter aus Angst und Scham in den Hass getrieben zu werden.

Montag, 22. Januar 2018

Prime Specimen

Meine Serie, die ich lese, geht weiter. Ja, ich weiß, technisch gesehen ist es ein Fortsetzungsroman, der über einen Blog veröffentlicht wird. Doch wer kann mit dem Wort Fortsetzungsroman noch wirklich was anfangen. Ich lese eine Serie, und die nächste Staffel hat gerade angefangen. Da weiß doch jeder, wie ich mich fühle. Nun schreiben die Authorlords Ilona und Gordon Andrews auf Englisch. Ich bin inzwischen ziemlich flüssig im Verstehen, der alte Spruch aus dem Englisch-Schuluntericht "Ihr braucht nicht jedes Wort zu übersetzen, um die Geschichte zu verstehen" stimmt halt. Doch wenn ich dann mal was nachschlage, komme ich gleich in Teufels Küche. "Prime Specimen" habe ich spontan mit "Echtes Sahnestückchen" übersetzt. Zwei Frauen unterhalten sich über einen Mann, inklusive der Konnotation den Appetit zu befriedigen. Da ist der Sinn doch wohl klar. Und dann schlage ich das Wort nach, und da heißt es ganz platt: Prachtexemplar. Naja, inhaltlich schon richtig, aber meine Übersetzung gefällt mir definitv besser.

Sonntag, 21. Januar 2018

Den Tod tanzen

Fast jeden Monat gibt es im Kino eine Aufführung des Bolschoi-Balletts. Heute war es Romeo und Julia. Ich weiß sehr wohl, dass es eine Liebesgeschichte sein soll. Doch mich hat das Stück nie besonders angesprochen. Heute ist mir endlich klar geworden warum. Weil sie nicht das Leben, sondern den Tod getanzt haben. Klar, es sind wunderschöne Pas de deux in dem Stück enthalten, wo die Liebe zwischen Romeo und Julia zum Ausdruck kommt. Doch wirklich bei sich sind alle Akteure, wenn sie den Tod tanzen. Schon in der Szene mit Tybalt und Mercuctio wird das sichtbar. Der eine ist seinem Zorn und seinem Stolz verhaftet, der andere versteckt sich hinter einer fröhlichen Maske. Erst der Tod entlässt sie daraus. Und die Inszenierung ist derart, dass ich mich frage, ob sie den Tod nicht sogar gesucht haben. Julia und Romeo sind dermassen auf einander fixiert, dass auch sie sich nicht für das Leben entscheiden, sondern für den Tod. Ich aber gebe dem Leben den höheren Wert. Meine Liebe wächst, wenn ich dem anderen Freiraum gebe, die Möglichkeit zu leben, sich zu entwicklen, zu wachsen. Genau das tun diese vier Menschen bei "Romeo und Julia" nicht. Sie tanzen den Tod.

Donnerstag, 11. Januar 2018

Statistische Rohdaten

Gestern war bei uns an der Hochschule ein Vortrag von einem Mitherausgeber der F.A.Z. Das Fazit des Referenten war, dass egal welches Vertriebsmedium (ob Print oder Internet - Papier oder Bytes) Qualitätsjournalismus, also Inhalte und Fakten, bleibt wichtig. Er meinte, Fakten zusammen tragen, Sichtweisen recherchieren und Argumente entwickeln, käme nie aus der Mode bzw. sind die Kriterien für einen guten Journalismus. Da gehe ich sofort mit. Nur zweierlei Fragen bleiben für mich offen: wie werden Fakten produziert, und wer interessiert sich für welche Fakten (und bringt sie dann an die Öffentlichkeit)? Die Welt ist so riesig, so groß, da muss zwangsläufig eine Auswahl statt finden. Erst dachte ich ja, es geht mir nur darum, dass zu wenig gute Nachrichten in der Welt sind. Da wird mir langsam klar, dass ich als Faktengeberin meine Darlegung der Fakten ändern muss, damit Journalist*innen auch gute Nachrichten berichten können. Jede Medaille hat zwei Seiten, und ich kann den Blick auf die schöne und gute Seite lenken. Was mir im Moment aber mehr zu schaffen macht, ist die Frage: Wo kommt mein Leben, meine Erfahrungen in den Medien vor? Als ich 2009 auf einem Konzert am Brandenburger Tor war, habe ich versucht, danach was darüber in den Medien zu finden. Fehlanzeige. Das hat mich damals ziemlich irritiert.

Anfang Dezember tauchte in der Hochschule der Flyer des Statistischen Landesamtes MV auf, dass sie Teilnehmer*innen für eine Einkommens- und Verbrauchs-Stichprobe (EVS) suchen. Ich habe mich sofort gemeldet. Zum einen interessiert es mich wirklich, wo mein Geld bleibt, zum anderen glaube ich, dass mein Konsumverhalten eben nicht so typisch ist. Sie haben mich ausgewählt für die Teilnahme - so geht meine Lebensrealität in diese öffentliche Statistik ein. Im Grunde meines Herzens denke ich ja, dass meine Teilnahme die Statistik der EVS verfälscht. Google und Co könnten viel bessere und detailliertere Daten von viel mehr Menschen liefern für die Fakten-Abfrage, wer wieviel Geld wofür ausgibt. Wer also produziert die Fakten für die Journalist*innen?

Samstag, 6. Januar 2018

Glück auf Kufen

Nun stamme ich aus dem Rheinland, einer Region, wo es bekanntermassen keinen richtigen Winter gibt, sondern nur Schneematsch. Schlittschuhlaufen findet dort nur in der Eishalle statt, nicht auf irgendeiner überfrorenen Wiese, oder den zugefrorenen Stadtteichen, wie hier oben in Stralsund. Insofern habe ich erst als Jugendliche in der mehr als 35 km entfernten Eishalle Schlittschuh laufen gelernt. Und lieben gelernt. Vom Stil her bin ich nie über das Niveau im Kreis herum zu laufen hinaus gekommen. Doch das mache ich gerne und ausführlich. Da hier oben regelmässig alles zufriert, gibt es jedes Jahr die Möglichkeit, die Schlittschuhe aus dem Keller zu holen und zu laufen. Seit einigen Jahren ist eine kleine Eisbahn auf dem Alten Markt Teil des Weihnachtsmarktes. Im Gegensatz zum Rummel und den Kunsthandwerkerständen ist die Eisbahn, genau wie die Glühweinstände und das Riesenrad, bis zum 7.1. geöffnet. Und - Glück über Glück - ich habe beim Preisausschreiben eine Dauerkarte für die Eisbahn gewonnen. Also ziehe ich fast täglich meine Bahnen, mal eine halbe Stunde, mal eine ganze Stunde, manchmal auch zweimal am Tag. Glück auf Kufen.



Montag, 1. Januar 2018

Nach-Feiertags-Blues

Am Donnerstag, den 21.12.17 hat die Feierei begonnen, und heute - elf Tage später - ist sie vorbei. Gestern Silvester war nochmal ein schöner Schlußpunkt. Jeden Tag ein anderer Event, alle zwei bis drei Tage neue Gäste. Jede Menge Gespräche, spät ins Bett, normal aufstehen. Ausflüge ans Wasser, Rügen Kreideküste und Bodden. Friedrichshof mit Rehrücken und Gänsebraten; Bugewitz mit Party. Betten beziehen, Betten abziehen, Betten neu beziehen. Alles wunder-, wunderschön. Aber auch ziemlich intensiv, und so hänge ich heute Abend in den Seilen, bin müde und habe den Blues. Morgen geht der Alltag wieder los. Nach all den Farben fühlt sich das einfach grau an.