Samstag, 24. Februar 2018

Berlinale 2018

In meinem Umfeld gibt es einen Haufen Filmfans, Serienjunkies, Fernsehmänner und intensive Kinogänger*innen. Ich bin eher verhalten, wenn es um Filme geht. Insofern bin ich nicht die typische Berlinale-Gängerin. Letztes Jahr habe ich mich auf der Berlinale herum getrieben, weil in der Sektion NATIVe Filme der zirkumpolaren indigenen Völker gezeigt wurden. Sprich Filme von und über Inuit, Tschuktschen, Sami, Nenzen, Ewenen und Ewenken und wie die Völker alle heissen. Nun ist die Sektion NATIVe nur alle zwei Jahre auf der Berlinale präsent. Also habe ich mich entspannt zurück gelehnt, und keinerlei Pläne für einen Besuch der Berlinale 2018 gemacht. Nur um letzten Sonntag festzustellen, dass doch zwei Filme in der Sektion laufen. Einer zu Inuit und Tschuktschen, der Region der Filme des letzten Jahres. Und ein Film aus Tahiti, da Ozeanien/Pazifik nächstes
Jahr Schwerpunkt sein soll. Damit war es ausgemachte Sache: ich fahre auch dieses Jahr zur Berlinale.

Three Thousand und Fata Morgana hießen die beiden Filme, die ich mir angeguckt habe. Beide beeindruckend, erinnerungswert, faszinierend. Mut machend und Zukunft ermöglichend. Three Thousand erzählt, fantasiert 3000 Jahre Geschichte der Inuit. Ethnografische Filme, heutige Aufnahmen und Animationen einer imaginierten, positiven Zukunft von Inuit - Menschen. 14 Minuten Schauen, Sehen. Und Hören: Geräusche von Schnee und Wind, Töne des Eises, dazu Throat Singing. Klasse.
Fata Morgana über Tschukotka, gedreht ohne eine einzige Szene heutiges Tschukotka. Auch hier altes, ethnographisches Film-Material, verbunden mit animierten Szenen, dazu ein ganz langes Interview mit einer Tschuktschin, die in Petersburg als Lehrerin Tschuktschisch unterrichtet. Die Geschichten der Tschuktschen erzählt, die ihre Schülerinnen vorstellt, die als Lehrerinnen zurück nach Tschukotka gehen. Fata Morgana deswegen, weil es 2005, als der Film produziert wurde, für die Filmemacher*innen nicht möglich war, eine Dreherlaubnis bzw. überhaupt nur eine Erlaubnis zu einer Reise nach Tschukotka zu bekommen. Die Inuit-Geschichte, die der Film erzählt, ist eher gruselig. Sich selbst als alte Frau opfern, damit die Familie weiter leben kann. Und doch wert, überlegt zu werden. Was bin ich bereit, dafür zu tun, damit es Zukunft für meine Menschen, meine Familie gibt?

Freitag, 16. Februar 2018

Mitbringsel

Der Urlaub ist nun zuende, und wie immer habe ich alles mögliche als Erinnerung mit nach Hause gebracht.

Die drei dicken, fetten blauen Flecke, die ich vom Segeln habe, sind schon am verblassen. Doch alles andere ist auf dem Bild vereint. Bereits auf dem Flughafen in Hamburg habe ich mir ein blaues Desigual-Kleid gekauft. Urlaub in Spanien schreit nach einem Kleid eines spanischen Designers. Und ich habe es auch fleissig getragen. Als Lektüre für den Flug kaufe ich mir das Snyder-Buch. Und verleihe es auf der Alex an den Doc vom 2. Törn, mit dem ich an einem Abend in eine Diskussion über Gesellschaftsentwürfe gerate. Das Alex-Brillenband ist Pflicht fürs Segeln. Der Grappa und der Rose erinnern an die Weinprobe, das Scrap Book ist eine Anregung, sowohl für etwas mehr Spanisch-Kenntnisse als auch zum Basteln. Genauso wie das Wanderbuch Anregung und Aufforderung zum Wiederkommen ist.
In jedem Land kaufe ich mir mindestens ein A4-Heft zum Schreiben, so auch dieses Mal in einem Schreibwarenladen in Galdar. Ein Karoheft, dass in der Lineatur so anders ist als in Deutschland. Und die Krone. In Spanien gibt es im nornalen Laden Karnevals-Königinnen-Kronen in Erwachsenen-Größe!!
Meine Mitbringsel spiegeln meinen Urlaub, meine Erlebnisse.

Umwege erhöhen die Ortskenntnis

Nun findet der Karneval ja vorwiegend abends statt, und so habe ich den Montag (Rosenmontag !) tagsüber Zeit, mir die Insel Gran Canaria anzugucken. Altbewährtes Prinzip: Auto ausleihen und gucken, was mich anprickelt. Doch leider prickelt diesmal gar nichts wirklich. Bei allem was ich mir im Reiseführer angemarkert habe, denke ich, och nö. Doch, schließlich befinde mich auf einer Insel, entscheide ich spontan, immer die nächste grössere Straße rechts zu nehmen, und zu gucken, wo es mich hin verschlägt. Im Zweifel bin ich abends einmal um die Insel herum gefahren. Aus dem Zentrum von Las Palmas, durch normale Wohngebiete komme ich langsam raus durch kleine Gewerbegebiete in mehr ländliche Orte. Ich kurve die Landstraße zwischen Barrancas, wunderbar grünen Tälern, und zerklüfteten Bergen mit spektakulären Blicken auf den Atlantik, entlang der Küstenlinie.


Irgendwann weiß ich, was ich will.
Meinen ersten Stopp mache ich an irgendeinem Barranco.
Dann geht es weiter nach Gadar. Die alte Guanchen-Hauptstadt der Insel. Mit jeder Menge Archäologie. Und dem ältesten Drachenbaum Und der Insel. 1718, vor 300 Jahren, im Innenhof des Palastes gepflanzt, sprengt er jetzt fast den zur Verfügung stehenden Raum.

Heute ist in dem Gebäude die Touristinformation untergebracht. Die Dame am Tresen erzählt mir freundlich, dass das archäologische Museum, mit der bemalten Höhle und dem Ausgrabungsgelände, geschlossen ist. Weil Montag ist. Eine Freundin von mir kommentiert das ganz trocken: Europaweiter Putztag in Museen. Ein Grund mehr, nächstes Jahr wieder nach Gran Canaria mit der Alex zu fahren. Dafür empfiehlt sie mir das Theater von 1912 und die Markthalle. Beides super Tipps.


Ich flaniere durch die Stadt, trinke meinen heiss geliebten Cortado. Zum Mittagessen verziehe ich mich hinter die Häuser in die angrenzenden landwirtschaftlichen Anlagen und genieße mein einfaches Mahl im Sonnenschein mit Blick übers Land und den funkelnden Atlantik.



Nun zieht es mich ans Meer, zu meinem eigentlichen Ziel.

Ich lande an einem Strand, der vermutlich selbst bei den Einheimischen als Geheimtipp gilt. Die donnernden Wellen des Meeres haben ein natürliches Bassin entstehen lassen inmitten der vulkanischen Schichten.
Eine kleine Grotte mit der Muttergottes erinnert mich an die Gefahren und Unberechenbarkeit des Ozeans.


Ich fahre weiter durch die landwirtschaftlichen Flächen. Die so ganz anders sind als zuhause. In den Bergen sind die Felder Terassen, relativ klein, dem Berg abgetrotzt. Hier in der küstennahen, mehr ebenen Gegend sind die Terassen künstlich hergestellt. Sind Mauern hochgezogen, die das Wasser festhalten, den Wind fernhalten. Alles überzogen mit beigegrauen Planen, die Schatten spenden, ein besonderes Mikroklima schaffen. Von oben sieht es ein bisschen wie ein eigenes Meer aus. Beim Durchfahren erinnert es an enge Bergschluchten. Auf eine gewisse Art und Weise ziemlich landestypisch.

Ich stoße auf einen Fischerort, hoffe auf eine Bar für einen Cortado. Doch nichts zu finden. Das Dorf thront auf einem Felsen über dem Meer. Die untersten Häuser wachsen aus dem Fels heraus. Der Atlantik schlägt mit donnernden Brechern an die Felsen. Nur in dem kleinen geschützten Hafen ist das Meer ruhiger. Die vielen "Se vende"-Schilder und die fehlende Bar machen den Strukturwandel der Region so deutlich. Fischer sein ernährt hiet keinen mehr. Und für Tourismus fehlt der Strand, einzig sowas wie Wochenend-Ferienhäuser für Leute die Ruhe suchen, sind denkbar.


Nachdenklich fahre ich weiter. Und lande für meinen Cortado in einer Bar mit einer französischen Surfer-Gruppe, einer italienischen Familie mit Kleinkindern und spanischen Jugendlichen. Eine Bucht weiter ist geschütztes Baden und Wellenreiten möglich...

Zum Abschluss des Tages fahre ich auf den Hang des Alto de Galdar und genieße den Blick, weswegen ich überhaupt nur in diese Gegend gefahren bin.
Am 1. Tag auf Gran Canaria habe ich von La Isleta über die Bucht zum Alto de Galdar geschaut. Jetzt, an meinem letzten Tag auf Gran Canaria stehe ich am Hang des Alto de Galdar und schaue auf La Isleta.


Dienstag, 13. Februar 2018

Feliz Carnival

Eine Stadt dreht durch. Karneval in Las Palmas de Gran Canaria.
Als ich angefangen habe, meinen Törn auf der Alex vorzubereiten, ist mir klar geworden, dass ich ja zu Karneval auf Gran Canaria bin. Nach einer kurzen Recherche, was Karneval auf Gran Canaria bedeutet, habe ich meinen Urlaubsantrag spontan verlängert.

Karneval auf Gran Canaria. Die iganze Insel feiert dann. Jede Stadt hat ein Motto für die Saison, es gibt einen Zug, Strassenkarneval wie in Rio de Janeiro, Extra-Vorausscheide für die Wahl der Reina la Dames, der Drag Queen, einen Hundekarneval, und den normalen Straßenkarneval und einen traditionellen Karneval, wo alle in weiß feiern. Locker 14 Tage durchfeiern. Und das meiste davon geht im Parque Santa Catalina ab. Direkt um die Ecke von der Anlegestelle der Alexander von Humboldt 2.  Am Samstagabend vor 14 Tagen war auf der großen Bühne der Vorentscheid für die Murgas, Tanzgruppen aus dem Ort. Am Sonntag Abend Vorentscheid für die Reina. Beide Male irre Kostüme, super Choreografien. Und die Möglichkeit zu eigener Party im Publikum. Letzte Woche war ich nur kurz zu Band und DJ auf der Plaza auf der Rückseite. Die anderen haben sich den Hundekarneval angeguckt und waren beeindruckt. Diesen Samstag Nachmittag war der Zug. Aber da war ich noch auf dem Schiff. Dafür war ich abends noch vom Schiff aus auf der Plaza bzw. in der Stadt. Schon teilkostümiert.


Richtig los ging für mich die Chose dann am Sonntag. Tagsüber war, was so harmlos Carnival de dia heisst. Alle verkleidet bis an die Halskrause und Musik auf die Ohren. Überall Straßenbands, dazu die Musik von den beiden Bühnen im Park. Ich lasse mich treiben, bis ich schlapp mache. Doch da mein Hostal direkt am Park liegt, höre ich mit. Und gehe abends nochmal auf'n Swutsch.



Heute Abend habe ich mir die Gala zur Wahl der Drag Queen angeguckt. Und jetzt danach geht im ganzen Park die Post so richtig ab. Freiluftdisko für ein ganzes Stadtviertel.

Heute Nacht um vier Uhr kommt das Taxi zum Flughafen...

Montag, 12. Februar 2018

Hafen von Las Palmas de Gran Canaria

Als wir vor 14 Tagen hier in Las Palmas de Gran Canaria gelandet sind, habe ich den Sonntag vor der Einschiffung genutzt und bin im Hafenviertel herum gestreunt. Und war fasziniert von den Gentrifizierungsstufen, die deutlich im Viertel erkennbar waren. Durch den Abriss des Slums auf La Isleta und die Umwandlung in ein Naturschutzgebiet wohnen nach den Autos gut situierte Leute mit Blick aufs Meer, während die Wohnblocks Stück um Stück saniert werden.

Näher am Industriehafen sind die Häuser deutlich kleiner und räudiger.


Nur aufgrund der archäologischen Strukturen habe ich die frühere Existenz des Slums überhaupt bemerkt 

Heute bin ich durch einen anderen Teil des Viertels gelaufen. Und in der Casa Victoria gelandet. Espezialidad Comida Filipina. Draußen an den Tischen junge und mittelalte Männer asiatischen Aussehens, drinnen ist es ähnlich, bis auf zwei Tische mit asiatisch aussehenden Familien. Die Frau des  dänischen Paares um die 70 und ich sind die einzigen Europäer*innen in dem Restaurant, der dänisch sprechende Mann ist afrikanischer Abstammung. Anscheinend habe ich den Hot Spot der Insel für die philipinische Besatzung der vielen Container-Frachter, die Las Palmas anlaufen, gefunden. Das spicey Ginger Beef ist jedenfalls original asiatische Küche.

Sonntag, 11. Februar 2018

Captain`s Dinner

Auf der Alex gibt es, wie auf einem richtigen Kreuzfahrt-Schiff ein Captain's Dinner. Die Küche legt sich dafür noch mal richtig ins Zeug. Was bedeutet, dass das sowieso schon leckere Essen nochmal getoppt wird. Vier Gänge Menü ist an dem Abend Pflicht. Und so haben wir gestern zum Abschied als Vorspeise Antipasti geknuspert, dann ein Möhren-Ingwer-Süppchen. Als Hauptgang Rosa gebratenes Rindfleisch mit Kartoffelspalten, Marktgemüse und  (selbst gemachtem!) Tomatenchutney. Und zum Nachtisch Apfelküchlein mit Zitronenparfait. Mjamjamjam. Und das ganze in einer klitzekleinen Kombüse. Respekt für das Kochteam.

Markus und Miriam in der Kombüse

Apfelküchlein mit Zitronenparfait 

Samstag, 10. Februar 2018

La Gomera

Auf dem 2. Törn ankern wir in Vuelta auf La Gomera. Vuelta ist der Hafen von Valle Gran Rey, dem, DEM deutschen Aussteigerdorf auf La Gomera. Was dazu führt, dass abends in der Cacatua-Bar Felix Meyer am Nachbartisch sitzt. Ich will mir aber die ganze Insel angucken und leihe mir deshalb einen kleinen Flitzer aus. Erhard und Franka kommen mit und so düsen wir über die Serpentinen. Erste Station ist der kalte Nebelwald im Nationalpark Garajonay. In der Mitte der Insel ist der Alto de Garajonay, 1487 m hoch. Die Insel ist total zerklüftet, mit ca. 50 Schluchten. Es gibt keinen Weg aussenherum am Wasser, alle Wege gehen berghoch, bergrunter. Am Ende des Tages sind wir zweimal von Meereshöhe auf 1000 m hoch und zurück gefahren. Mindestens. Der Nebelwald besteht aus verschiedenen Sorten Lorbeer und ist Weltnaturerbe. Und eisekalt im Verhältnis zu den Temperaturen ausserhalb der Wolken. La Gomera hat, wie überhaupt die Kanarischen Inseln, jede Menge endemische Pflanzen. Im an den an den Nationalpark anschließen Botanischen Garten ist es spannend zu sehen, welche Pflanzen ähnlich und welche ganz anders aussehen. Weil es aber so kalt ist, beeilen wir uns weiter zu fahren. Nach einem kurzen Boxenstop in einer ziemlich authentischen Bar (ich sage nur Cortado!!) an der Straße fahren wir weiter nach San Sebastian de la Gomera, der Insel-Hauptstadt. Nach einem Besuch am Strand landen wir abseits der Touristenströme in einem Restaurant, wo alte Männer Domino spielen und der Kellner weder englisch noch deutsch spricht. Wir bestellen Queso, Atun und Salad, weil das die einzigen Worte sind, die wir verstehen. Es kommt eine Käseplatte mit Palmhonig, Salat und - Thunfischfilet gebraten mit köstlicher Sauce und Bataten. Lecker! Auf dem Rückweg wählen wir den Weg auf der anderen Seite des Berges und sind beeindruckt von den Ausblicken aufs Meer zwischen den Berggraten. La Gomera ist definitiv einen Besuch wert.








Purser

Auf Schiffen gibt es eine Position, die heißt Purser. Übersetzt auf die Alex heißt der Job Verwalter. Um langfristig mitfahren zu können, braucht es eine Position in der Stammbesatzung. Von allen möglichen Jobs, von Cook über bosun/Bootsmann bis zu Toppsmatrosin hat mich einzig der Job als Verwalterin interessiert. Das habe ich auch laut kund getan, und war von daher schon im November auf einem Verwalter-Lehrgang. Da war das alles für mich noch graue Theorie. Ich hatte abgemacht , dass ich erstmal als ganz normale Trainee fahre. Und frühestens auf meinem zweiten Törn der aktuellen Verwalterin über die Schulter gucke. War auch nur graue Theorie. Die Verwalterin für meine beiden ersten Törns ist aus familiären Gründen ausgefallen. Zum Glück ist für den ersten Törn eine Ersatz-Verwalterin eingesprungen. Die hat mich angelernt, und somit bin ich auf dem zweiten Törn gleich als offizielle Verwalterin gefahren. Frau wächst mit ihren Aufgaben! Auf jeden Fall habe ich jetzt die Empfehlung vom Kapitän zur Aufnahme in die Stammbesatzung.     

Mittwoch, 7. Februar 2018

Hafentag auf Teneriffa

Der kräftige Wind hat mit einer kurzen heftigen Böe die Schot des Voruntermars-Segels zerrissen. Also bekommen wir einen Hafentag auf  Teneriffa. Ilka, die Verwalterin, organisiert für uns eine Besichtigung der Insel. Ich träume vom Teide. Seit ich der Schwarm von Frank Schätzing gelesen habe, will ich mal da oben stehen. Ich sage es gleich: dafür muss ich irgend ein anderes Mal nach Teneriffa. Der Teide hat soviel Schnee, dass alle Zugänge gesperrt sind. Die Polizei musste zuviele Autos aus dem Graben ziehen wegen Glatteis und Leute mit Unterkühlung retten. Petra, unser Guide, zeigt uns stattdessen La Laguna, die älteste Stadt auf den Kanaren und Weltkulturerbe. Wieder ein Punkt auf meiner Welterbeliste, diesmal Europa. La Laguna hat den Welterbestatus für den Stadtplan bekommen. Als Blaupause für Städte wie New York und Mannheim. Einfach schachbrettartiges Muster der Straßenführung aus dem 15. Jahrhundert. Die Häuser erinnern an Lateinamerika. Was nicht verwunderlich ist: von den Kanaren aus sind viele Familien dorthin  ausgewandert und haben ihren Baustil mitgenommen. Der nächste Stop auf unserem Ausflug war El Medano. Der Surfer Hot Spot auf Teneriffa. Und Sonnenschein pur. Zu mehr als Füße baden hat die Zeit aber nicht gereicht. Denn unser Tagesziel war eine Weinprobe in Vilaflor, dem höchsten Dorf auf Teneriffa. Und das war vielleicht lecker. Einheimischer Käse, Pellkartoffeln mit rotem und grünem Mojo, dazu einen köstlichen Rose-Wein. Plus einem noch köstlicheren 25 Jahre alten Grappa. Leicht duhn ging es dann zurück zum Schiff . Viel gesehen,  viel erlebt. 


Sonntag, 4. Februar 2018

Wir fahren Waschmaschine

Im Grunde meines Herzens habe ich die Vermutung, dass Tillmann, unser Kapitän, heimlich mit uns für ein Tall Ship Race trainiert. Wir setzen trotz der Windstärken 5-6 Beaufort immer ziemlich viele Segel und jagen über das Meer. Immer hoch am Wind, mit entsprechenden Krängung des Schiffes von ca. 15 Grad. In der Messe rutschen die Teller mit Essen vom Tisch bzw. erst rutscht das Essen vom Teller und dann alles vom Tisch. Jeder Auf- und Niedergang ist eine Herausforderung an die Rückenmuskulatur, weil man sich schräg halten muss, um geradeaus zu gehen. In unregelmäßigen Abständen klatscht die Welle gegen die Bullaugen. Optisch das Bild wie das Wasser in der Waschmaschine. Manches Mal spritzt die Welle bis auf Deck und durchnässt uns beim Arbeiten an den Gordingen, Geitauen und Schoten. 9-10 Halsen sind wir auf diesem Törn gefahren. Das klappt immer besser im Zusammenspiel der Wachen. Fühlt sich wirklich wie Training für eine Regatta an.



Samstag, 3. Februar 2018

Expertin für Seekrankheit

2. Tag des Törns, 1. Tag auf See. Ich bin ja schon einiges unterwegs gewesen auf Schiffen.  Motorboote, Segelboote, kleine und große Schiffe. Und nie ein Problem mit Seekrankheit. Insofern erwischt es mich kalt, als ich nach dem Erreichen der offenen See merke, wie mir langsam, langsam flau wird. 3,50 m Wellengang. Eigentlich habe ich Wache und soll Segel setzen. Doch nichts geht. Ich kette mich mit meinem Sicherheitsgurt an der Reling auf dem Achterdeck fest. Weil ich genau merke, ich bin nicht besonders handlungsfähig oder umsichtig. Die Übelkeit steigt und steigt Stück um Stück aus meinem Magen.  Das Ingwer-Bonbon, das ich angeboten bekomme, verschlimmert die Lage nur. Unser Doc Ulrich kommt (das ist hier wie im Theater, es muss immer ein Arzt dabei sein, auch ein Freiwilliger), gibt mir eine Tablette gegen Seekrankheit, drückt den Akupressurpunkt gegen Reiseübelkeit am Handgelenk. Nichts hilft sofort, also - ab in die Koje. Flach auf dem Rücken liegend, Augen geschlossen,  schlafe ich langsam ein. Das Abendessen verschlafe ich komplett. Nachts um vier zu meiner Wache geht es mir für eine knappe Stunde gut, dann geht es wieder los. An meinen Dienst in der Backschaft unter Deck ist gar nicht zu denken. Zum Abendessen wanke ich in die Messe. Ein paar Hapse vom leckeren Nudelsalat, und schon merke ich wieder, wie mir flau wird. Essen ist keine gute Lösung. Dafür trinke ich viel Wasser. Nehme eine zweite Tablette. Und wieder ab in die Koje. Erst heute morgen geht es mir so gut, dass ich meine komplette Wache von 4-8 Uhr mit segle. Aber schon nach dem Frühstück liege ich wieder in der Koje. Mein Mittagessen, Hähnchenkeule mit Glasnudeln asiatische Art, geht zu großen Teilen in den Schweineeimer, selbst den Schokopudding mit Birne rühre ich nicht an. Unter Deck aufhalten, egal ob stehend oder liegend, ist keine gute Option. Von daher stapfe ich an Deck. Auf dem Achterdeck, hinterm Kartenhaus, scheint die Sonne, ist nicht ganz so viel Wind und die Übelkeit lässt langsam nach. Crashkurs: innerhalb von 24 Stunden bin ich Expertin für Seekrankheit geworden.


Sicherheit auf See

Das ist mein erster Törn auf der Alexander von Humboldt 2. Ihr müsst euch wirklich so ein Segelschiff wie aus einem alten Piratenfilm vorstellen. Drei Masten, grüne Segel, geschwungene Schiffsform, jede Menge Taue und Seile. Vorderdeck und Achterdeck, Ankerspill und und und. Ein wunderschönes großes Segelschiff. Nun ist aber nicht mehr 1818, sondern 2018. Mit modernen Vorschriften und moderner Bürokratie. Die Alexander von Humboldt wird von Freiwilligen gefahren, vom Kapitän bis zum Koch, von der Steuerfrau zum Toppsmatrosen, alle engagieren sich hier in ihrer Freizeit. Und die Crew wechselt ständig,  sowohl die Stammcrew als auch die Trainees, die segeln wollen. Also ist am 1. Tag erst mal Einteilung in die Sicherheitsrolle für die Stammcrew fällig. Wer macht was, wenn es brennt.  Dass das Schiff untergeht ist nur das Zweitgefährlichste. Feuer bedeutet ein viel höheres Risiko. Freiwillige Feuerwehrleute sind von daher gern gesehene Mitfahrer. Am nächsten Tag ist Sicherheitseinweisung für die Trainees. Der Kapitän löst den Generalarm aus, damit wir den schon mal gehört haben und wieder erkennen.  Ab in die Kammer, Schwimmweste und warme Sachen holen, und dann an Deck üben, die Dinger auch anzulegen. Eine von uns darf sogar in den Bodysuit, falls wir über Bord springen müssen. Dazu die Infos zur Rettungsinsel. Damit aber nicht genug. In unserer Wache zeigt uns Toppsmatrose Bernd und seine Leichtmatrosin Dorett noch weitere Sicherheitsmaßnahmen. Wir alle müssen einen Sicherheitsgurt anpassen, den wir den gesamten Törn über während unserer Wache anzuhaben haben . Und wir werden eingeteilt, regelmäßig nachts Brand-Wache zu gehen. So sicher ist mein Alltag nicht. Es ist ein beruhigendes Gefühl, hier an Bord zu wissen, dass vorgesorgt ist. Der Piratenalarm wird uns nur erklärt, nicht geübt. Wir sind schließlich zwischen den Kanarischen Inseln unterwegs, und das bedeutet Spanien und EU. Piratenfreie Zone.

Freitag, 2. Februar 2018

Segeln bei Vollmond

Leute, glaubt alles was ihr über Segelromantik je gehört habt. Segeln bei Vollmond.Der Mond glitzert auf den Wellen, die  Lichtstrasse geht genau auf das Schiff zu. Bei Wolken vor'm Mond sind es Glitzerflecken auf der Wasseroberfläche. Die Segel knattern, das Schiff reitet durch die Wellen. Eingeclickt in die Reling schaue ich dreiviertel meiner Nachtwachen übers Meer. Der Vollmond gibt ein kühles Licht, alles erscheint schwarz-weiss. Die Welt ist in ein Geheimnis gehüllt,  es sehen zu können ein Geschenk

Donnerstag, 1. Februar 2018

16 Grad, windig

Zu jeder Wache werde ich geweckt mit dieser Information, wahlweise noch dazu die Aussage trocken oder regnet. Nicht nur nachts um halb vier, sondern auch nachmittags halb vier. Ich bin eingeteilt in die 4-8 Wache. Was schlicht und ergreifend heisst: nachts von 4-8 Uhr und nachmittags von 16-20 Uhr habe ich Dienst. Segel setzen, Segel reffen, anbrassen, fieren, Segel runternehmen. Dazu Ausguck halten, Ruder gehen, was halt so anfällt auf einem Dreimaster. 16 Grad, windig hört sich so harmlos an. Windig meinte die letzten Tage um und bei 5 Beaufort aus Nord oder Nordwest. Das zieht die Wärme aus dem Körper. Ich bin froh um jede Lage Textil, die ich habe. Und warm eingepackt macht es Riesenspaß an Deck zu sein. Vor allem Ausguck sein. Zur Sicherheit angeleint auf dem Vordeck Ausschau halten nach anderen Schiffen, schwimmenden Containern oder Seezeichen. Spüren wie das Schiff durch die 2-3 m hohen Wellen schneidet, die Gischt spritzen sehen und manchmal auch zu spüren.