Montag, 4. Oktober 2021

Hallstatt

4.10.2021   Hallstatt. Nicht irgendein ein Ort, sondern DAS Hallstatt. Der namengebende Ort für die Hallstattkultur


In der Zeit von 800-450 v. Chr. beginnt in Europa die Eisenzeit. Das Gräberfeld von Hallstatt deckt genau diese Zeit ab, und wurde deshalb 1854 namengebend. 


Unten am See ist der Ort mit den Häusern und den beiden Kirchen, oben am Berg das Salzbergwerks, das mindestens seit der Bronzezeit bis heute in Betrieb ist.


Als uns das Böotchen über den Hallstätter See bringt, mit Blick auf den Ort und den Berg darüber, bin ich schon sehr gerührt. 





Die erste Nacht verbringen wir im Ort, einem gut 500 Jahre alten Gemäuer, immer wieder saniert (unser Bad ist von 2020), mit all dem alten Charme, den so ein Berghotel hat. Der Blick über den See vom Balkon ist grandios, mit Sonnenaufgang noch grandioser.












Inzwischen ist Hallstatt und das umgebende Dachsteingebirge Weltkultuerbe. Ganz nebenbei wieder ein Punkt auf meiner persönlichen Welterbestättenliste. 


Doch allerorten sind die Spuren des Tourismus-Druck, des Overtourism zu sehen. Nicht nur Venedig leidet, auch Hallstatt. Wenn ich überlege, wie wir in Stralsund in der Hochsaison leiden, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, was hier abgeht.


Eine koreanische Serie mit Szenenin Hallstatt, ein Nachbau des Marktplatzes und angrenzender Häuser in China, der Ort ist trotz Corona reich an asiatischen Tourist*innen, auch wenn es weniger sind als sonst. Der Ort hat sich in der Beschriftung darauf eingerichtet. 







Feministisches Linz

1.-3. Oktober 

Eigentlich sollte ich dieses Wochenende in Linz mit einer Freundin einen Vortrag halten. Das Netzwerk archäologisch arbeitender Frauen, das wir damals mitbegründet haben, wird 30 Jahre alt, und das soll mit einer Tagung gefeiert werden. Doch die Tagung fällt coronabedingt aus. Nur - wir haben den Zug mit Eurosupersparpreis, nicht stornierbar, seit Wochen gebucht. Auch die anschließende Reise durch Österreich haben wir durchgeplant. Kurz gesagt - Wir fahren nach Linz und ziehen unsere Reise durch, auch ohne Tagungsanlass.


Ein Wochenende in Linz. Mit einem einzigem festen Tagesordnungspunkt: Linzer Torte probieren. Den Rest lassen wir uns treiben. 


Linzer Stadtgeschichte reicht von Kelten über Römer, Mittelalter, Neuzeit bis hin zu nationalsozialistischen Architektur und Moderne. Alles auf einem Bild eingefangen vom anderen Donau-Ufer.



Die Pestsäule auf dem Hauptmarkt hat in Nach-Corona-Zeiten auf einmal eine ganz andere Bedeutung. 



Nationalsozialistische Architektur ist am Brückenkopf der Nibelungenbrücke direkt am Rande der Altstadt besonders deutlich sichtbar. 


Wie überhaupt die Zeit des Nationalsozialismus überall in der Stadt immer wieder thematisiert wird. 


Was mich aber überrascht, ist die Präsenz von Frauengeschichte, Frauenpolitik, Frauenpower in der Stadt. 

Im Innenhof bzw. Durchgang des Landhaus, dem Verwaltungssitz der Regierung Oberösterreichs.



Ein paar Hinweise auf Unternehmerinnen:







Geschlechtergerechte Sprache, auch in Bildern:





 




Bis hin zu queeren Ampeln:




Selbst in der langen Nacht der Museen spielt feministische Kunst eine starke Rolle:



Eine Ausstellung, die mir die 70er und frühen 80er des letzten Jahrhunderts wieder sehr nahe bringt. 




Selbst für den neugotischen Dom gibt es eine Broschüre, die das Bildprogramm unter feministischen Gesichtspunkten analysiert.




Doch wir fahren auch mit der Pöstlingsbergbahn und der Grottenbahn, gucken übers Linzer Becken, besuchen das Paneum und das Römermuseum in Enns. 













Ein volles, schönes, Wochenende. Und natürlich haben wir Linzer Torte gegessen: oben auf dem Pöstlingsberg und unten auf dem Hauptmarkt. Beide lecker, aber kein Vergleich zu heimatlicher Riemchentorte. 



Sonntag, 3. Oktober 2021

Locarno am Lago Maggiore

15.08.2021

Um zu meiner Visionssuche im Tessin zu kommen, muss ich mindestens 17 Stunden Zug fahren. Da die Ansage ist, Treffen um 18 Uhr an der Bushaltestelle der Endstation in den Bergen, wird schnell klar, in einem Rutsch ist das von Stralsund aus nicht zu schaffen. Eine Zwischenübernachtung muss her. So verbringe ich eine Nacht am Lago Maggiore. Der hier im Tessin, auf der Schweizer Seite, Langensee heißt. Im Prinzip die wörtliche Übersetzung. Aber längst nicht so klangvoll.




Wie überhaupt die Nähe zu Italien immer wieder klangvoll sichtbar wird, mediterranes Flair und Lebensgefühl, und gleichzeitig ordentliche und saubere Schweiz, so wirkt das Tessin auf mich. Das Beste von beiden Seiten.






Beim Buchen der Übernachtung spielen für mich zwei Faktoren eine Rolle: fußläufig zum Bahnhof, schließlich habe ich das ganze Geraffel zum Übernachten draußen im Rucksack, und Seeblick. Als ich mit der Osteria telefoniere, fragt der Mensch auf der anderen Seite: Seeblick oder Hofblick? Auf meine vorsichtige Frage, was denn Seeblick im Gegensatz zu Hofblick kostet, kriege ich fast Schnappatmung. 135 zu 170 Franken. Schnappatmung nicht wegen der 35 Franken mehr, die ich gerne zahle, sondern generell wegen des Preises. 135 Franken für ein ganz normales einfaches Hotelzimmer über einer Pizzeria, ohne Sterne oder irgendwas. Aber das mit der Schnappatmung geht mir in Locarno noch öfter so. Der Salat mit Scampi, stillem Wasser und Espresso kostet mich 35 Franken. 



Doch es gibt zum Glück auch so normales wie Döner-Läden hier.

 



 

Natürlich nehme ich das Zimmer mit Seeblick und werde morgens mit Sonne belohnt. Das Frühstück auf dem Balkon lässt meinen Blick über den See schweifen.

 

Blick zum See 


Blick zum Hof 

 

An der Ostsee halte ich eigentlich immer die Füße ins Wasser, gerne würde ich das hier am Lago Maggiore auch tun. Doch das Seeufer wirkt so städtisch, dass ich zögere. Der See nimmt das für mich in die Hand. Die Treppe ist so glitschig, dass ich ausrutsche, Schuhe, Strümpfe, Füße und Hintern nass. Das nenne ich mal eine Begrüßung 😊.

 




Dabei – das erste Mal Schnappatmung kriege ich, als der Zug mit Tempo 220 durch den zappendusteren St. Gotthard-Tunnel braust. Ja, ich weiß, sichere Schweiz, das System ist so, dass die Züge sich nicht begegnen. Aber es wirkt so finster und so schnell, dass mir doch ein wenig schwummerig wird. Dabei fährt der Lokführer das im Zweifel dreimal täglich.

 


Filmfestival von Locarno

Ein Freund von mir arbeitet in der Filmindustrie. Insofern kenne ich Fotos von der Grand Plaza im Dunkeln, mit Kinoleinwand und den gelben Stühlen. Als ich jedoch in Locarno ankomme, ist das Filmfestival vorbei. Was ich fasziniert bestaune, sind die Aufräumarbeiten, sind die Nachwehen des Filmfestivals von Locarno, die die ganze Altstadt überziehen.

 

Aufräumarbeiten nach dem Filmfestival 











Auch das gehört in Corona-Zeiten zum Aufräumen 





Selbst die Müllabfuhr nimmt Bezug aufs Filmfestival 


Und ganz viele Geschäfte machen kreativ mit:



 

Manches wirkt vermutlich über das ganze Jahr, wenn nicht der ständige Wind die Schirme früher zerstört.