Dienstag, 26. September 2017

Der Ruf des Meeres


Langsam nähere ich mich der weiten See. Ich bin gerne am Wasser, egal ob Bach, Fluss, (Bagger-)See oder Meer. Im Binnenland habe ich relatives Vertrauen ins Wasser. Meere, erst recht Ozeane, sind mir tendenziell unheimlich. Und ziehen mich doch magisch an.
Vor einiger Zeit habe ich das Segeln auf Traditionsschiffen für mich entdeckt. Sie sind genau groß genug, dass ich mich sicher fühle. Und es sind immer genug Leute an Bord, die soviel Erfahrung haben mit segeln und Meer, dass ich mich auch sicher fühle.  Und so war ich Sonntag auf Tagestörn mit der Alexander von Humboldt 2. Von Travemünde raus auf die Lübecker Bucht und zurück nach Travemünde.

Als ich am Kai ankomme, eine knappe Stunde zu früh, nieselt es. Die Crew verlädt gerade die sauberen Mülltonnen wieder auf´s Schiff und bescheidet mir, dass wir erst ab kurz vor halb zehn an Bord können. Gemütlich suche ich mir im nahe liegenden Cafe einen Draussenplatz, denn inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Immer mehr Menschen füllen die Pier, der Törn ist ausgebucht.


Als letzter geht der Lotse an Bord, denn nach Maßstäben der Lübecker Bucht ist die Alex 2 ein Pott, der nicht alleine durch die Fahrrinne darf. Der Wind steht gut, so daß wir relativ bald die ersten Segel setzen können. Wir Trainees stellen uns so gut an als Crew (und der Wind bleibt uns treu), so dass wir nicht nur unter Segeln rausfahren und ohne Motorkraft nur segeln, sondern eine Halse fahren und unter Segeln wieder in den Travemünder Hafen einlaufen.


Allein diese Erfahrung, dieses Spüren, wie dieses große Schiff nur durch den Wind vorwärts getragen wird, wie sich der Seegang auf die Bewegung des Schiffes auswirkt, dazu die manchmal hervorblitzende Sonne, all das bewirkt, dass ich mich eins fühle mit den Elementen. Dazu die körperliche Anstrengung, mit den anderen all diese Leinen und Taue zu ziehen, um die Segel zu setzen, die Rahen zu verändern, in den Wind zu stellen. Abends bin ich schlagskaputt und glücklich, glücklich, glücklich.

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