Sonntag, 17. Februar 2019

Crew Change

Die Arbeit als Purser hat ihre stressigen Tage, wo mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigt werden wollen. Am schlimmsten sind die Crew Change-Tage. Gerade wenn man zwei Reisen hintereinander zu einem Törn verbunden hat (oder heißt es zwei Törns zu einer Reise?). Denn ich übergebe dann ja sozusagen an mich selbst. Zum einen will die alte Reise ordnungsgemäß beendet werden. Alles in die richtigen Ordner abgeheftet, die Berichte von Bootsmann, Maschine, Doc und Kapitän einsammeln. Schiffskasse zählen mit dem Kapitän, das Büro putzen, Crewlisten mit den Passnummern schreddern. Da kommt schon was zusammen. Und gleichzeitig den neuen Wachplan ausarbeiten, die Kojenbelegung festlegen, die richtigen Leute für die ersten zwei Tage in der Backschaft ausgucken. Nicht zu vergessen, die Gangwayliste und das Formblatt für die Hafenwache. Wenn dann noch ungeplant Open Ship mit open Shop ist, dann heisst es tief, tief durchatmen und Ruhe bewahren.
Denn das wirklich Schlimme am Crew Change ist, dass all die Menschen, mit denen du die letzte Woche verbracht hast, wieder von Bord gehen. Und eigentlich brauchst du Zeit zum Trauern. Zum Abschied nehmen. Doch die neue Crew steht schon an der Gangway. Diese neuen, oft noch fremden Menschen freundlich zu begrüßen und aufzunehmen, wo man das Alte emotional noch gat nicht richtig abgeschlossen hat, ist eine große Kunst. Die jede und jeder von der Stammcrew beherrscht, beherrschen muss, wenn er oder sie mehr als einen Törn fährt. Schliesslich möchte man selbst ja auch freundlich begrüsst und herzlich aufgenommen werden. Und so versuchen wir alle das Beste aus dieser schwierigen Situation zu machen. Die neue Stammcrew kümmert sich um die neuen Trainees und die alten Trainees gehen mit der alten Stammcrew noch einen trinken an Land.





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