Freitag, 2. August 2019

Fahrrad-Malaise(n)

Stralsund ist von der Größe her die optimale Fahrradstadt. Fast alles ist binnen 20 Minuten erreichbar mit dem Fahrrad, und selbst nach Altefähr auf Rügen dauert es nur eine halbe Stunde (wenn man denn die Öffnungszeiten des Rügendamms berücksichtigt :)). Nur - Stralsund ist Weltkulturerbestadt mit einer gehörigen Portion Altstadtpflaster. Das laut Bauamt nur Fahrradtauglich ist. Fahrradgeeignet ist schon zuviel gesagt. Zu meinen wöchentlichen Routen gehören aber Fahrten in die Altstadt genauso wie Fahrten entlang des Sundes auf dem schönen Ostseeradwanderweg, der mich schnöde zur Arbeit führt. Insofern habe ich, als es um den Neukauf eines Fahrrads ging, ziemlich genau hingeguckt, was brauche ich, was will ich. Mich mit Federgabeln, Bereifung, Rahmengrößen und was weiß ich noch auseinandergesetzt. Vorteil einer Beheimatung in der Fakultät Maschinenbau ist auch, dass du kompetente Berater en masse hast, wenn du dir ein technisches Gadget zulegen willst. Und da fällt heutzutage auch ein Fahrrad drunter. Obwohl ich mit meiner Wahl nur die ganzen Zuschreibungen für Frauen und Technik erfüllt habe. Denn, ich wollte:

- ein optisch nach Hollandrad aussehendes Fahrrad
- in rot, wenn möglich
- leicht genug, damit ich es in den Keller tragen kann
- stabil genug für meine Packtaschen für kleine Fahrradtouren und Einkäufe 
- Dreigang-Schaltung, also stinknormale Nabenschaltung mit Rücktritt

In genau der Reihenfolge!
Und, als sehr wichtiges Kriterium, direkt nach der Optik:
- Altstadttauglich, also möglichst gefedert.
Was nach intensiver Recherche auf Ballonreifen hinaus lief.

Ich habe jeden Fahrradladen in Stralsund von innen gesehen. Bis es da stand, MEIN neues Fahrrad. Ein Victoria Amrum. Ein bordeauxrotes Cityrad mit Ballonreifen. Genau das was ich gesucht habe. Mein Fahrrad ist schon seit 2013 eins meiner Lieblingsstücke.

Nun ist Stralsund zwar von der Größe her optimale Fahrradstadt, lässt sonst aber fast alles an fahrradfreundlichen Einrichtungen vergessen. Fahrradständer sind Mangelware, auch wenn es langsam besser wird. Die Qualität der meisten Fahrradwege ist eher am unteren Ende der Skala. Und überall liegen Scherben, jedenfalls auf meinen Standardstrecken. Bei meinem alten Fahrrad war mir das egal, das hatte unplattbar-Bereifung. Für Ballonreifen gibt es sowas nicht. Und das spüre ich bitterlich. Keine Ahnung, wieviel 20 Euro-Scheine ich schon über den Tresen im Fahrradladen gereicht habe für´s Flicken des Hinterreifens.

Letzte Woche war es wieder soweit. Abends merkte ich schon, wie der Reifen platter wurde, morgens war die Luft raus. Nur hatte ich nicht so recht Zeit, um das Fahrrad wegzubringen. Also habe ich mir das Fahrrad von Kind 2 geliehen. Mit dem Erfolg, dass mir auf dem holprigen Kopfsteinpflaster die Kette abspringt. Leute, ich hatte soooo einen Hals. Zum Glück war das um die Ecke vom Fahrradladen. Also habe ich erst das Fahrrad vom Kind dorthin gebracht, mit der Bitte Kette spannen (und bei der Gelegenheit gleich fetten), und dann beim Abholen mein Fahrrad gegen ihres zu tauschen. Ein Tag, zwei kaputte Fahrräder. Das Loch im Fahrradkorb habe ich provisorisch selbst geflickt, da hat mich dann (falscher) Ehrgeiz gepackt, wenigstens eine der Fahrrad-Malaisen selbst zu beheben.

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