Mittwoch, 25. März 2020

Neuland

Manchmal denke ich, ich werde alt. Ich habe nicht mehr soviel Bock, mich auf Neues einzulassen, wäge erstmal länger ab, bevor ich was Neues angehe. Obwohl - das stimmt nicht. Ich war immer schon schüchtern oder vorsichtig bzw. habe lange gebraucht, bis ich mich auf was Neues einlasse. Ich gucke sehr genau, ob das was für mich ist. Im Moment flutet mich Neuland, nicht erst seit der Corona-Krise.

Ich trage zur Zeit wieder 10 kg Kummerspeck mit mir rum, die will ich loswerden. Da gefühlt mein ganzes Umfeld nicht nur im Chor singt, sondern auch in ein Fitness-Studio geht, habe ich alle Leute gefragt, was macht ihr da, warum geht ihr dahin, was habt ihr davon etc. Und erst danach für mich die Entscheidung getroffen, o.k., ich mach das. Und ich gehe in das (teuerste) Studio mit der meisten menschlichen Betreuung. Ich brauche ständige Ansprache und eine liebevolle Umgebung, wenn ich etwas machen soll, was ich im Grunde meines Herzens doof finde. Ich will draußen Fahrrad fahren, ich will mich spielerisch bewegen. Da ich das alleine nicht hinkriege, habe ich also jetzt Kontakt mit Ben und Rüdiger, die mich kontakten, die mir die Übungen erklären.Und siehe da, im Moment bieten sie Online-Kurse an, haben ihren eigenen Youtube-Kanal aufgemacht. Das Neuland ist hier gleich doppelt: Fitness-Studio und YouTube-Kanal abonniert.



Zweites Neuland vor der Corona-Krise war Kosmetik-Studio. Hier in Ostdeutschland gehört es auch 30 Jahre nach der Wende zum guten Ton, zur Kosmetik zu gehen. Ich habe das zweimal ausprobiert, für mich ist das nichts. Durch eine krebskranke Freundin bekam ich den Tip, doch mal Fußpflege auszuprobieren. Himmlisch. Gepflegte lackierte Fußnägel und Fußmassage. Da bleibe ich dabei.


Neuland beim Essen finde ich einfach. Da überwiegt meine Neugier auf Neues. Und selbst Mißerfolge, ergo, es schmeckt gar nicht, halten mich nicht davon ab, neues auszuprobieren. Die positive Erfahrung überwiegt, seien es Tintenfischspießchen vom Straßengrill in Shanghai, Schwedeneisbecher am Ostseestrand, mongolisches Hotpot oder oder oder. Und Kitkat-Eis schmeckt gar nicht, nur nach Zucker (aber das hatten wir ja schon).


Neuland in der Technik finde ich in der Regel nur nervig. Da gucke ich doppelt genau, ob das was ist für mich. Was habe ich geflucht, als ich mich umstellen mußte von Word Perfect auf Word für Windows, damals 1993/94, als ich für die FemArcEdition Redaktion gemacht habe. Und was fluche ich heute, wo ich mich dienstlich umstellen muss von Thunderbird auf Outlook. Das Neuland mit den ganzen Videokonferenzen schreckt mich dagegen gar nicht. Weil es nicht richtiges Neuland ist, sondern nur Erweiterung. Als wir das Netzwerk Archäologisch arbeitender Frauen gegründet haben, da haben wir 1992 zu dritt von Tübingen über Münster nach Kiel Telefonkonferenzen mit der guten alten Telekom gemacht. Geskypt habe ich das erste Mal 2012 mit Kind 1, als es in Frankreich auf Schüleraustausch war, und bin seitdem über Vorstellungsgespräche mit Menschen in Neuseeland, Indien, Chile und Deutschland dran geblieben. Im Karrierewegeprojekt 2012-2015 waren Dienstberatungen über das Videokonferenztool der Hochschule Standard. Über Zoom hat 2019 eine Doktorandin aus Boston mit mir ein Interview zu Gleichstellung geführt. Das im Moment alle Videokonferenzen über gotomeeting ablaufen, je nun. Noch ein Programm mehr auf dem Laptop, aber kein Neuland.
Ergo: ist erstmal die erste Hürde überwunden, ist Neuland gar nicht so schlimm.

1 Kommentar:

  1. Was ist das für ein Monster auf Deinem Rücken? Soll das für die Bauchmuskulatur sein? Du siehst tip top darin aus! Viel Ausdauer wünsche ich Dir (:

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