Freitag, 21. September 2018

Don Quijote als Ballett

Klar weiss ich, dass wir am Theater Vorpommern ein besonderes Ballett-Ensemble haben. Der Ballett-Direktor hat bei Pina Bausch und John Neumaier getanzt, gelernt, Wissen aufgenommen und adaptiert. Es hat schon seinen Grund, dass er auf Theatertreffen bundesweit eingeladen wird und den einen oder anderen Preis mit nach Hause bringt. Ich habe schon den Woizek von Büchner als Ballett von ihm gesehen, Anna Karenina genauso wie Casanova. Jetzt also Don Quijote. Das Ensemble diese Spielzeit ist zu großen Teilen neu, aber so gut wie die Tänzer und Tänzerinnen der letzten Jahre. Was mich umhaut, ist der Tänzer des Don Quijote. Er ist so alt wie die Figur alt ist: 60. Ein sechzigjähriger Mann tanzt einen alten Mann. Und er tanzt viel an diesem Abend, er hat die Hauptrolle. Er tanzt Ballett, mit allem drum und dran, Solopartien, Pas de deuxs, mit dem Corps de Ballett in den Gruppenszenen. Nicht abhebend auf Kraft, sondern auf Gelenkigkeit und Geschmeidigkeit. Genauigkeit in den Bewegungen. Ein alter Mann tanzt einen alten Mann. Und es macht einen himmelweiten Unterschied zu Ein junger Mann tanzt einen alten Mann. Die Figur ist soviel echter, authentischer. Role model, Altersdiskriminierung, auf einmal wird für mich greifbar, direkt sichtbar, was das heissen kann. William Parton füllt die Rolle des Don Quijote mit körperlicher Präsenz, hohem Schauspielvermögen und genauso hohem tänzerischem Können.
Über diesem Staunen vergesse ich fast die wunderbare Musik, eine Auftragskomposition von Stephan Marc Schneider.
Wir haben einfach ein besonderes, ein besonders gutes Ballett, Ensemble und Choreograf/Ballett-Direktor, am Theater Vorpommern.

Werbevideo des Theater Vorpommern

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