Samstag, 17. Juli 2021

Burjatisch-mongolischer Schamanismus

Schon seit dem Studium interessiere ich mich für Schamanismus. Ich habe Findeisen, Eliade und Harner gelesen, kenne die diversen Publikationen der neuesten Zeit, verfolge die archäologische und ethnologische Diskussion, kenne mich aus mit Trancehaltungen nach Felicitas Goodmann, bin ausgebildet bei Fransje Bik nach Olga Kharitidi, die in der Tradition des Altai-Schamanismus steht.

Insofern war es für mich logisch, dass ich im Dezember 2019 die Anfrage einer Bekannten, ob wir nicht gemeinsam nach Berlin fahren wollen, für ein Wochenende zum burjatisch-mongolischen Schamanismus zum Thema Feuer, dass ich diese Anfrage mit ja beantworte. Gesagt, getan. 

Keksteller für die Geister 


Das erste Wochenende im Jahr 2020 verbringen wir in den Räumen des Alpenvereins Berlin. Das Ambiente ist so auf die Alpen zugeschnitten, dass ich komplett vergesse in Berlin zu sein. Der Inhalt des Seminars ist so auf Burjatien zugeschnitten, dass ich fast komplett vergesse, dass ich in Deutschland bin.




Wir dürfen bei der Vorbereitung für das Ritual helfen. Kekse mit Butter verkleben,  mit Smarties verzieren. Brennkegel herstellen, die mit buntem Garn gebunden werden. 





Dazwischen sind jede Menge Einheiten, in denen Bair Schambalovitsch, der leitende Schamane aus dem Tengeri-Schamanenzentrum in Ulan Ude, über das schamanische Weltverständis referiert. Ober-, Mittel- und Unterwelt, Sagen und Geschichten der Burjaten zum Gott der Schmiede, zur Göttin des Herdes. Es ist, als gucke ich einem tiefen ethnographischen Wissen zu, fühle mich mitten in einer Feldforschung. 

Dann wird das Ritual durchgeführt. Bair Schambalovitsch hat eine kleine Gruppe in Berlin, die gemeinsam mit Gabriel und Marina Sötschel das Ritual gestalten. Glöckchen, Schamanentrommel, Kekse, Wodkaspirit für die spirits. Ich bin beeindruckt, wie zuverlässig die Methode Trance hervorruft. Bin zutiefst berührt von den gereimten Worten, die denen der Ahnengeist in einer der Frauen spricht. Bin beschenkt durch die guten Wünsche für uns und unsere Angehörige, die wir alle mit ins Ritual geben dürfen. 

Eine Woche später melde ich mich bei Petra für die Schamanenreise an den Baikalsee an. Tengeri-Schamanismus vor Ort erleben. Die Umgebung, die Kultur, die diese Form des Schamanismus hervorgebracht hat, selbst, hautnah erleben. Geplant Sommer 2020. Corona lässt da dann keine Reisen zu. Deshalb bin ich jetzt hier. Sommer 2021. Wir sind eine der ersten Gruppen, die wieder ins Land kommen. Erst Montag ist der Lockdown wieder aufgehoben worden.

Morgen geht es für vier Tage ins Tengeri-Schamanenzentrum. Heute ist erstmal entspannen und ankommen angesagt.

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