Freitag, 8. Mai 2020

Awkward und gently

In der Schule habe ich Sprachen gehasst. Nicht zuletzt, weil es für mich eine riesige Anstrengung ist. Sprachen erschließen sich nicht von alleine, sondern erfordern Zeit und Mühe. Vokabeln lernen, Grammatik begreifen, Sprichwörter, Sprüche, bildliche Worte verstehen. Sprache hat für mich mit der jeweiligen Kultur zu tun, deshalb lerne ich sie sich auch leichter im jeweiligen Land,  im Austausch, in lebendiger Kommunikation. Und über Geschichten, seien es Filme oder Bücher. Auf jeden Fall über einen Haufen Zeit-Investition. Ich bin so froh, dass es mir über die Jahre gelungen ist, mein Englisch soweit zu entwickeln, dass ich darin denken kann, mich darin flüssig bewegen kann, und erhalte es am Leben, indem ich, wenn möglich, englischsprachige Bücher lese.
Wenn ich ein ganzes Wochenende damit verbracht habe, Bücher auf Englisch zu lesen, fallen mir manchmal die deutschen Worte nicht ein. Was aber auch daran liegt, dass manche Worte zu viele Bedeutungen haben. Manche gefühlten Situationen sind für mich nur mit "awkward" zu beschreiben. Und manche Handlung ist mit "gently" am besten gekennzeichnet. Awkward mit schräg oder komisch zu übersetzen, trifft das Gefühl, dass in der Situation etwas nicht stimmig war. Es bedeutet gleichzeitig unbeholfen und peinlich, unangenehm und schwierig. Manche Situation ist eben awkward.
Gently dagegen heißt sanft, sachte, vorsichtig, behutsam, mit etwas schonend und langsam umzugehen. Ich wünsche mir mehr gently Umgang miteinander, das macht awkward Situationen einfacher für mich. Ich wünsche mir mehr sanften Umgang miteinander, das macht schwierige Situationen einfacher für mich. Die Übersetzung trifft einfach nicht die Fülle der jeweiligen Emotionen und Empfindungen. Gently hat für mich die Konnotation liebevoll, und bei awkward schwingt viel von Unbewusstheit mit. Sprache, Wörter, egal welcher Sprache, treffen halt immer nur einen Ausschnitt der Realität.

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