Sonntag, 24. Mai 2020

The Euphoria of beeing

Wenn die Hauptperson schon Éva heißt, dann bin ich per se neugierig. Wenn der Film über eine 90jährige geht, die gebeten wird, gemeinsam mit einer professionellen Tänzerin ein Stück, eine Choreographie einzustudieren, bin ich ebenfalls neugierig. Wenn es darum geht, ein Trauma zu vertanzen, erst recht eins wie den Holocaust, wie Auschwitz, dann schaufel ich mir auf jeden Fall die Zeit frei. Und es hat sich absolut gelohnt. "The Euphoria of beeing" von Reka Szabo hat völlig zu Recht den Publikumspreis auf dem diesjährigen DokFest München gewonnen. Wie die 90jöhrige Éva Fahridi, einzige Auschwitz-Überlebende ihrer Familie, gemeinsam mit der Tänzerin Emese Cuhorka und der Regisseurin Réka Szabó die Choreographie entwickelt, wie Stück um Stück das persönliche Trauma Auschwitz sichtbar wird, das ist absolut sehenswert. Und immer respektvoll beiden Tänzerinnen gegenüber, immer liebevoll und lebenszugewandt. Alles was wir in der Schule über Auschwitz gehört haben, kommt in ihren Erinnerungen auch vor. Plus die Auseinandersetzung mit ihrem Vater, der seinen beruflichen Erfolg nicht aufgeben wollte und deshalb nicht aus Ungarn flüchtete, als noch Zeit war. Den Traumaheilungsprozess durch die Entwicklung der Performance zu erleben, die ungebrochene Lebenslust von Éva Fahidi, 90 Jahre alt, zu spüren, die anhaltende Trauer über die getötete Schwester wahrzunehmen. Das macht mich erneut entschlossen zu einem Nie Wieder. Und lässt mich gleichzeitig warm berührt von einem außergewöhnlichen Menschen zurück. Danke an die drei Frauen, Éva Fahidi, Emese Cuhorka und Réka Szabó, dass ihr diesen Film miteinander gemacht habt.

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