Sonntag, 3. Oktober 2021

Locarno am Lago Maggiore

15.08.2021

Um zu meiner Visionssuche im Tessin zu kommen, muss ich mindestens 17 Stunden Zug fahren. Da die Ansage ist, Treffen um 18 Uhr an der Bushaltestelle der Endstation in den Bergen, wird schnell klar, in einem Rutsch ist das von Stralsund aus nicht zu schaffen. Eine Zwischenübernachtung muss her. So verbringe ich eine Nacht am Lago Maggiore. Der hier im Tessin, auf der Schweizer Seite, Langensee heißt. Im Prinzip die wörtliche Übersetzung. Aber längst nicht so klangvoll.




Wie überhaupt die Nähe zu Italien immer wieder klangvoll sichtbar wird, mediterranes Flair und Lebensgefühl, und gleichzeitig ordentliche und saubere Schweiz, so wirkt das Tessin auf mich. Das Beste von beiden Seiten.






Beim Buchen der Übernachtung spielen für mich zwei Faktoren eine Rolle: fußläufig zum Bahnhof, schließlich habe ich das ganze Geraffel zum Übernachten draußen im Rucksack, und Seeblick. Als ich mit der Osteria telefoniere, fragt der Mensch auf der anderen Seite: Seeblick oder Hofblick? Auf meine vorsichtige Frage, was denn Seeblick im Gegensatz zu Hofblick kostet, kriege ich fast Schnappatmung. 135 zu 170 Franken. Schnappatmung nicht wegen der 35 Franken mehr, die ich gerne zahle, sondern generell wegen des Preises. 135 Franken für ein ganz normales einfaches Hotelzimmer über einer Pizzeria, ohne Sterne oder irgendwas. Aber das mit der Schnappatmung geht mir in Locarno noch öfter so. Der Salat mit Scampi, stillem Wasser und Espresso kostet mich 35 Franken. 



Doch es gibt zum Glück auch so normales wie Döner-Läden hier.

 



 

Natürlich nehme ich das Zimmer mit Seeblick und werde morgens mit Sonne belohnt. Das Frühstück auf dem Balkon lässt meinen Blick über den See schweifen.

 

Blick zum See 


Blick zum Hof 

 

An der Ostsee halte ich eigentlich immer die Füße ins Wasser, gerne würde ich das hier am Lago Maggiore auch tun. Doch das Seeufer wirkt so städtisch, dass ich zögere. Der See nimmt das für mich in die Hand. Die Treppe ist so glitschig, dass ich ausrutsche, Schuhe, Strümpfe, Füße und Hintern nass. Das nenne ich mal eine Begrüßung 😊.

 




Dabei – das erste Mal Schnappatmung kriege ich, als der Zug mit Tempo 220 durch den zappendusteren St. Gotthard-Tunnel braust. Ja, ich weiß, sichere Schweiz, das System ist so, dass die Züge sich nicht begegnen. Aber es wirkt so finster und so schnell, dass mir doch ein wenig schwummerig wird. Dabei fährt der Lokführer das im Zweifel dreimal täglich.

 


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