Montag, 19. Juni 2017

Schote des Tages

Mein Fahrrad ist weg! Oder doch nicht?
Heute morgen, Montag, komme ich aus der Tür, will mit dem Fahrrad zur Arbeit, doch mein Fahrrad ist weg. Steht weder vor noch hinter dem Haus. Geklaut? Oder doch nicht? Aber der Reihe nach. Samstag hatte ich ein emotionales Erlebnis zuviel, von einer ganzen Reihe von schönen und schwierigen Erlebnissen an diesem Tag. Fakt war, dass ich ziemlich viel geweint habe, viel mit mir gehadert habe, völlig belegt war, emotional, gedanklich, wie auch immer. Trotzdem hatte ich mich abends soweit gefangen, dass ich zu "Sing a Song" in der Baptisten-Gemeinde gegangen bin. Was schön war, auch wenn ich mit den zu christlichen Liedern dann doch ein wenig Probleme habe. Womit ich keine Probleme hatte, was wunderschön war, war der Chor Celebration aus der befreundeten Gemeinde in Mühlhausen, Thüringen. Wunderbare Lieder mit wunderbaren Texten. Über Masken, die man trägt, dass Gott einen so geschaffen hat, wie man ist, und es deshalb logisch ist, dass man so geliebt ist, so gewollt ist, wie man ist. Was in meiner psychischen Verfassung natürlich Labsal war, mich aber nicht unbedingt stabilisiert hat. Egal. Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder. Ich hatte mich mit einer Freundin verabredet zum Fest der AG Flüchtlingshilfe im Bürgergarten am Teich. Dort gibt es genug Gelände, dass ich eine gute Stunde am Teich sitzen konnte, aufs Wasser geschaut habe, und mich wieder beruhigt habe. Dachte ich. Habe mich ganz normal mit den Leuten unterhalten, die ich kenne, habe mit ein paar von den Flüchtlingen gequatscht, ein netter Abend. Und bin dann nach Hause. Der Bürgergarten ist so nah bei mir um die Ecke, dass ich da immer zu Fuß hingehe. Also bin ich auch zu Fuß nach Hause. Nur - hin bin ich mit dem Fahrrad. Da kam ich schließlich aus der Stadt. Jetzt kann ich nur hoffen, dass mein Fahrrad da heute Abend noch steht. In mir drin ist heute morgen gleich der ganze Film abgelaufen. Ärgern, Polizei, Anzeige, ärgern, neues Fahrrad besorgen, noch mehr ärgern. Dabei habe ich nur in meinem ganzen inneren Durcheinander vergessen, das Fahrrad Samstag Abend mit zu nehmen. Die ganze Geschichte macht mir nochmal klar, wie sehr emotionales Belegt- und Beschäftigt-Sein klares Denken und Wahrnehmen der Alltagsrealität beeinträchtigt.

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