Sonntag, 25. Juni 2017

Sommernachtstanzen

Samstag Abend. Geplant habe ich nach Kamp hinter Anklam zu fahren. Dort ist, wie jedes Jahr, Hafenfestival mit Wenzel. Mein Kollege Ralf mit seinen Leuten ist da, mein Kollege Thomas will mit Familie da hin, seit Jahren ist die Rede davon, dort hin zu fahren. Doch dann regnet es, das Thermometer stürzt von 30 auf 17 Grad. Da ist ein Open-Air-Festival nicht so das Wahre. So nett ich die Musik von Wenzel finde, ich bin eben doch kein echter Fan. Einen Versuch starte ich noch, als ich vormittags meine Nachbarin Simone im Hausflur treffe. Doch den Zahn zieht sie mir gründlich, sie ist auf dem Weg in ihre Spätschicht. 21.15 Uhr sei sie zurück. Weil ich irgendwie doch tanzen gehen will, verabreden wir, dass wir auf´s Mikrofestival Quaiside bei uns in Stralsund am Hafen gehen, wenn sie Feierabend hat. Na guut. Und dann ist es 21.15 Uhr, es klingelt an der Haustür und ich ziehe einen Flunsch. Ich sitze gemütlich in meinem Bett, lese in meinem Kindl-Account, und will eigentlich nicht wirklich vor die Tür. Doch Simone brennt vor Aktivitätsdrang. Und lotst mich tatsächlich vor die Tür. Und danach rollt der Abend. Über meine Whatsapp-Gruppe "WhatsLos in Stralsund" weiß ich, dass Katrin in der Hafenkeipe zur Fähre mit Freundinnen sitzt, und auch überlegt auf´s Festival am Hafen zu gehen. Das Ende vom Lied ist, dass wir uns bei Hanni fest quatschen, die halbe Bude unterhalten, weil wir fünf Weiber einfach nur Spaß haben. Gegen Mitternacht wechseln wir die Location und gehen die 150 m zum Hafen. Und wundern uns, weil man so gar keine Musik hört. Der Mensch am Eingang erklärt uns, dass nur tagsüber LifeActs sind, und jetzt nur DJ-Musik läuft. Was soll´s. Statt vier Floors also nur drei, das ist aushaltbar. Wir reißen noch Witze, weil ein riesiges Schild nicht nur sagt, dass die Veranstaltung erst ab 18 Jahre ist, sondern Ausweispflicht herrscht. Und dann kriegen wir tatsächlich so was wie einen Mutti-Zettel vorgelegt. Wir!!! Wir sind beide Jahrgang 1963, also deutlich über 18! Ok, es geht darum, dass Quaiside wirklich Hafenkante heißt und nichts abgesperrt ist. Falls ich also betrunken im Hafenbecken lande und ertrinke, haben sie irgendwo einen Zettel, auf dem meine Ausweisnummer steht. Bullshit Sicherheitskonzept. Nicht mal meine echte Handynummer gebe ich auf dem Zettel an, geschweige denn die richtige Ausweisnummer. Immer diese Zahlendreher ... Und dann sind wir endlich auf dem Gelände, gehen in die Werkstatt, die Musik wird lauter, der Gang macht einen Knick, und wir stehen mitten auf dem Elektro-Techno-Dance Floor. Glück bis an die Halskrause und weit darüber hinaus. Der DJ versteht sein Geschäft, irgendwann nach anderthalb Stunden Tanzen merke ich, dass ich müde werde. Also raus an die frische Luft, in die Nähe des LKWs, der als Dancefloor für die Charts-Musik dient. Zum Glück gibt es Wasser in Glasflaschen, dass auch ich das coole Bierflaschen-Nuckel-Gefühl haben kann. Wir stehen an der Brüstung, Flaschen in der Hand, gucken über den Sund, die Tonnen für das Fahrwasser blinken im Takt der Musik. Tanzen auf der Ladeklappe eines LKWs ist eine irre wackelige Angelegenheit und macht richtig Spaß. Und dann wird es langsam hell über dem Wasser und wir machen uns gemütlich auf den Weg über die Sundpromenade auf nach Hause. Was ein Abend!

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