Freitag, 4. Oktober 2019

Naturfilme

Der Darss ist Nationalpark, Teil der Vorpommerschen Boddenlandschaft. Naturschutzzone 1-3, je nachdem wo. In die Kernzonen darf keiner rein, die Randzonen sind eingeschränkt nutzbar, die Dörfer und Orte sind aus dem Nationalpark ausgenommen. Nichtsdestotrotz verdienen viele Leute in der Region ihr Geld über die Nutzung und Vermarktung des Nationalparks. Und so ist es nur logisch, dass wir zur Saisonverlängerung Anfang Juni das Umweltfestival Horizonte haben und Anfang Oktober das Darsser Naturfilmfestival . Im Juni fluten Fotografien den Ort Zingst. Überall sind Ausstellungen, am Strand und auf den Freiflächen im Ort sind große Fototafeln, in den Hotels und Museen Fotoausstellungen. In der Multivisionshalle ist jeden Abend ein anderer Vortrag, manchmal auch ein Film. Im Oktober dagegen spielen Filme die Hauptrolle.



Heuer gehe ich zum Pre-Opening im Ozeaneum. In der Ausstellungshalle unter den Walen wird der Film vom Wesen der Wale gezeigt. Das ist schon beeindruckend: auf der Leinwand werden Orcas und Pottwale gezeigt, und direkt darüber schweben sie in Originalgröße.


Auf dem Kinoschiff ist es anders beeindruckend: im Film Verbotene Wildnis über die Tagebaufolgelandschaft in der Lausitz spielen Kraniche eine untergeordnete Rolle, sie sind halt einfach da. Genauso einfach da sind sie aber auch außerhalb des Schiffes, das in Born vor Anker liegt. 


Was mich bei beiden Filmen irritiert: die Kommentare und die Musik. Das mich die Musik stört, weiß ich schon länger. Ich finde sie eine Unsitte, auch wenn mir klar ist, dass die Leute sonst nicht bei der Stange bleiben. Sie sind daran gewöhnt, darauf trainiert. Draussen in der Natur ist auch keine Musik an. Kraniche beobachten, aber auch nur rumstromern und alles, was dort draussen in der Wildnis passiert, aufnehmen, ist immer ohne Musik. Das ist vermutlich noch so ein Relikt aus Stummfilmzeiten, wo das Klavier die Filme live untermalte. Keiner glaubt mehr, dass die Naturgeräusche für einen Film ausreichen. Langweilig, wie der Mies der DrachenWerwolf bei Ritter Rost sagen äh singen würde.
Doch was mich richtig fuchtig macht (wie die Bayerin sagt, wenn sie sich aufregt), sind die Beschreibungen und Zuschreibungen vor allem in dem Wal-Film. Das menschelt extremst. Und unangenehm. Das ist reißerisch und anbiedernd und bringt mir die Tiere nicht näher. Plus dass ich Zweifel an den Interpretationen habe. Fazit: schöne Bilder, dumme Sprüche und null neue wissenschaftliche Informationen.
Der Film über die Tagebaufolgenlandschaft (ja, das heißt wirklich so!) gefällt mir deutlich besser. Er macht die Problematik zwischen ehemaliger Industriebergbaulandschaft, momentaner Naturlandschaft und zukünftig gewünschter Kulturlandschaft deutlich, ohne zu belehren, ohne die Tiere zu vermenschlichen. Tolle Bilder mit und ohne Drohnen, Fakten und Informationen. Gutes Infotainment trotz oder gerade wegen fehlender Lösungen. Ein sehenswerter und ein nachdenkenswerter Film.



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