Mittwoch, 23. Oktober 2019

Sonntagsspaziergang in Bologna

Eine der Besonderheiten in Bologna sind die Arkaden. Überall in der Stadt stehen sie herum, mal exorbitant verziert, mal einfach nur funktionell. Sie bieten Schutz vor Sonne und Regen.






Vor allem der Regen soll Grund sein für die knapp vier km lange Arkadenreihe, die vom Stadttor Porta Saragozaz bis hinauf zur Wallfahrtskirche Santuario della Madonna di San Luca führt. In meinem Reiseführer steht, dass Bologna an der Grenze zwischen Poebene, ergo Flachland, und dem Appenin, also Bergland, liegt. Was ich an den Steigungen des Arkadenganges deutlich merke, es geht knapp 4 km mehrheitlich bergauf. Die begleitende Straße ist sowas wie das italienische Pendant zum Mont Ventoux. Die zahlreichen sonntäglichen Freizeitfahrradfahrer quälen sich ordentlich auf den Steigungen.





Oben angekommen, belohnt mich nicht nur die Kirche mit ihrem Marienbild, sondern auch der tolle Blick über Stadt und "Berge".



Bologna ist Weltkulturerbe und stellt sich die gleichen Fragen wie andere Weltkulturerbestätten: wie monetarisiere ich die daraus resultierenden Besucherströme? In der Kirche Santuario della Madonna di San Lucca löst man es wie woanders auch über den Eintritt auf den Turm der Kirche, die Kirche selbst ist frei zugänglich. In St. Petri, dem Dom von Bologna, ist das ebenfalls so, hier muss noch ein kleines Geld für die Fotoerlaubnis bezahlt werden. Und wie überall in Kirchen kommt Geld rein über den Kerzenobolus. Das Konzept mit dem Pausenraum mit den drei Automaten für Kaffee und Süßkram ist mir neu, doch die bringen vermutlich auch ihr Geld ein.

Das Marienbild bedrückt mich. Das ursprüngliche Gemälde ist nicht mehr sichtbar. Eingesperrt in Silber und Gold ist nur das Gesicht noch erkennbar. Für mich ein Symbol der katholischen Kirche. Der eigentliche Sinngehalt der ursprünglichen Religion, des lebendigen Glaubens ist erstickt in Silber und Gold, in Prunk und materiellen Dingen.


Auf dem Rückweg begleiten mich die Gesänge aus dem Renato Dall'Ara-Stadion. Der FS Bologna spielt gegen Lazio Rom (2:2, die Fans von Bologna sind high). Auf meinem Stadtplan zählt das Stadion auch zu den  Sehenswürdigkeiten der Stadt und hat genauso Arkaden, die zu ihm führen.


Am Ende meines Sonntagspazierganges habe ich de facto 11 km in den Beinen, gefühlt mehr als 15 km wegen der Steigung. Als Flachländerin zählen für meine Beine die Steigung irgendwie doppelt.

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