Freitag, 14. April 2017

HSP

HSP - Hochsensible Person. Erst sah es ja aus wie wieder einer dieser Hypes in den Ratgebern. Aber ich hatte endlich ein Wort, eine Bezeichnung, eine Beschreibung für das Sein, für mein Sein, für mein Wie-ich-bin. HSP ist nicht wirklich definiert, aber mir gibt es ein unendliches Gefühl der Erleichterung, endlich eine Erklärung zu haben. Ein positives Label zu haben, nicht immer dieses Negativ-Zertifikat von "Du bist zu empfindlich". Was kenne ich nicht für Sprüche: Was du schon wieder hast, stell dich nicht so an, sei nicht so zimperlich. Ich bin nicht zimperlich, ich nehme einfach manchmal zu viel wahr, um all den Input noch zu verarbeiten. Ich weiß, warum ich kaum Fernsehen gucke. TMI. To much Information. In Heiligenfeld haben sie jetzt sogar extra ein Kurangebot dazu entwicklet.  Nur 15-20 % der Bevölkerung sind hochsensibel,  aber 50 % der Leute die psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Verflucht hohes Risiko würde ich mal sagen. Und diese Kultur, in der wir leben, in der ich lebe, schützt mich nicht vor dieser Überforderung,  vor dieser Reizüberflutung. Das ist systemimmanent. Zu lernen damit umzugehen,  zu lernen mich selbst zu schützen und trotzdem offen zu bleiben für die Welt um mich herum, für die Menschen in meiner Umgebung, mich nicht verschließen.  Das ist und bleibt die große Aufgabe meines Lebens.

2 Kommentare:

  1. Ich war so Anfang zwanzig, und mein Leben war alles andere als glücklich, als mir meine Mutter sagte, ich wäre eben hochsensibel. Diesen "Anfall" von Empathie hatte ich bei meiner Mutter überhaupt nicht erwartet. Aber es war, wie sich im Gespräch recht bald herausstellte, eine Doppelbotschaft. Auf der einen Seite stand zwar die an mir beobachtete Sensibilität, die für sich gesehen ja nichts schlechtes war. Auf der anderen aber die unterschwellige Feststellung, daß sich so eine Eigenschaft für einen "Mann" nicht gehört. Das war mir natürlich gleich klar. Die Männerhorde verachtet Sensibilität ohnehin als weibisch. Aber was wollte meine Mutter? Sie wollte mich manipulieren in Richtung Härte und Gefühllosigkeit, damit ich ein angesehenes Exemplar jener Männlichkeit werde, für die sie sonst nur Verachtung übrig hatte. Ich habe ihre Botschaft damals als "bösartig" eingestuft. Das hat sich als richtig herausgestellt (leider). Gerettet hat mich, dass ich neben der Sensibilität auch über erheblichen Realismus verfüge.

    Inzwischen lebe ich als Frau ein Leben, das zu meiner Seele passt. Ich darf sensibel sein. Die realistische Komponente meines Lebens hilft mir aber immer noch. Manch eine(r) mag darin eine Desensibilisierung sehen. Das ist es nicht. Genau hinzusehen hilft mir einfach zu entscheiden, was ich an mich heranlasse und was nicht.

    Keinen Fernseher zu haben, ist auf jeden Fall eine gute Entscheidung!

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  2. Willkommen im Club! Mir geht es auch besser, seit ich diese positive Label verspüre. Kann Dir gute Bücher und eine Super-CD ausleihen mit praktischen "Überlebenstipps" :-)

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