Dienstag, 24. Juli 2018

Das ist mir auch schon passiert

Als ich von der Arbeit nach Hause komme, hängt mein weißer Kater Flocke wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Er ist zwar ein alter Mann, der täglich seine Nierentablette braucht, aber mein nach Hause kommen bedeutet Fressen. Da ist er sehr agil. Heute nicht. Also betütel ich ihn, streichel ihn, rede mit ihm.

Als ich zu meiner Abendverabredung will, maunzt er mich an, kommt mit zur Tür, geht dann doch nicht raus, ein ziemliches hin und her. Das Ende vom Lied: Katze drin, ich draussen und leider auch mein Schlüsselbund drinnen.

Nun bin ich mir meiner chaotischen Ader sehr bewusst und habe in meinen Alltag Leitplanken eingezogen. Sicherheitsbackups sozusagen. Meine Nachbarin Netti hat aus genau dem Grund meinen Haustür-Schlüssel. Doch was soll ich sagen, bei Netti ist keiner Zuhause. Also sitze ich auf der Treppe im Hausflur und bin erstmal ziemlich ratlos. Zum Panzerknacker und Türenaufbrecher eigne ich mich definitiv nicht.

Auf jeden Fall sage ich erstmal den Freunden ab, dass ich heute
vermutlich nicht mehr vorbei komme und versuche meine Nachbarin zu erreichen, wann sie wohl zurück ist. In der Zwischenzeit schreibe ich mich per Handy mit mehreren Leuten, weil - auf der Treppe im Hausflur ist sonst nicht viel los. Und erfahre schräge Geschichten von eingeschlagenen Stallfenstern, von in James-Bond-Manier per Scheckkarte geknackten Türen. Es kommt wohl häufiger vor als ich dachte, dieses sich aussperren. Und alle fangen ihre Geschichte an mit: Das ist mir auch schon passiert.

Mir ist das auch schon passiert, öfters sogar. Deshalb entspanne ich mich sofort, als meine Nachbarin mir die Nachricht schickt, dass sie in zweieinhalb Stunden zurück ist.


Ich habe mich ausgesperrt mit meinen Badesachen. Und da mein Fahrrad aus den bekannten Chaosbekämpfungsgründen ein Zahlenschloss hat, fahre ich zur Badeanstalt und genieße den Abend.


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