Samstag, 7. Juli 2018

Weltmusik von zuhause

Samstag tagsüber. Rudolstadt ist auch immer Roulette. Im Programmheft steht zwar eine Beschreibung, eine Zuordnung zu einem bestimmten Musikstil. Doch ob mich das anspricht, ich das rechtzeitig lese, realisiere, dass es etwas für mich ist, ist nicht immer sicher. Manchmal liegen spannend klingende Programmpunkte auch parallel. So ist vieles, was ich höre, nicht geplant. So auch heute. Ich trotte Silke hinterher. Eigentlich wollte ich zu einer estnischen Sängerin. Doch irgendwie ist es zu warm, bin ich duch den begeisterten Auftritt von Kuljus auf der großen Marktbühne abgelenkt. Mir vorzustellen, dass die Studierenden von meiner Hochschule ähnlich wie die Studierenden der Technischen Universität Tallin, unsere Maschinenbauer und Informatiker, dass die so tanzen können und wollen, dass absorbiert mich.

Und so finde ich mich in der Stadtkirche wieder. Ein kühler Ort in der Gluthölle, zu der sich die Innenstadt von Rudolstadt über Mittag bei dem schönen Wetter entwickelt. Tworna. Deutsche Volkslieder neu interpretiert. Nichts was mich in der Ankündigung angefixt hat. Auf der Bühne, d.h. im Altarraum, steht eine junge Frau im blauen Kleid. Rechts neben ihr eine ähnlich junge Frau in schwarz mit Nyckelharpa, links ein älterer Herr mit Gitarre. Und dann legt Tworna los. Mit einem Choral, den ich kenne, so aber noch nie gehört habe. Ich kenne alle Lieder des Programms, keins davon habe ich so schon gehört. "Die Gedanken sind frei" geflüstert, "Es kommt ein Schiff geladen" so intoniert, das mir die Gänsehaut auf den Armen hochsteht. Das Vorspiel von "Kein schöner Land in dieser Zeit" erzählt mir lautmalerisch die, unsere, deutsche, umgebende Natur, Tiere, Wald, Dorf, Menschenstimmen, Unterhaltung, Gespräche, ohne dass ein Wort fällt. Und als Zugabe "Wenn ich ein Vöglein wär". Das ist definitiv der Höhepunkt des Tages .





1 Kommentar:

  1. Ach ja. Das war mit das berührendste Konzert dieser Tage.. .Überraschend.. .Wunderbar

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