Montag, 20. Mai 2019

Cantate

Als Christin bin ich zweisprachig, ich kann sowohl katholischen als auch evangelischen Gottesdienst. Ich kann sogar diverse evangelische Gottesdienst-Dialekte, da evangelische Gemeinden weitaus freier in der Wahl sind, welche Variationen des Segens, des Kyrie, der Antworten etc. sie wählen wollen für die alltägliche Sonntagspraxis.
Katholisch sozialisiert sitzen die katholischen Einsätze immer noch, auch wenn ich seit fast 30 Jahren überwiegend evangelische Gottesdienste besuche. In ihrer Botschaft und Ausgestaltung sagen mir evangelische Gottesdienste einfach mehr zu. Zwischen "der Herr sei mit euch" und "der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden" liegen für mich Welten.

Heute also Cantate. Eigentlich wollten wir zum (evangelischen) Gottesdienst mit Chor um 10 Uhr. Angekommen in Altefähr stellt sich heraus, der Gottesdienst beginnt erst um 10.45 Uhr und der Chor ist erst in vier Wochen im Gottesdienst. Wir bleiben trotzdem und ich bin beglückt. Cantare. Singet. Wir, die Gemeinde dürfen singen, singen, singen. Lauter Freuden- und Jubellieder, Wechselgesänge mit der Pastorin. Ein einziges Mal muss ich passen, da kenne ich den Text nicht. Ansonsten kein Problem.

In der Leseordnung der Norddeutschen Evangelischen Kirche ist heute als Epistel der Brief des Paulus an die Kolosser 3,12-17. Im letzten Jahr sind die Texte neu ausgewählt worden, mehr Altes Testament und mehr Texte, in denen Frauen vorkommen. Ist beides heute am Sonntag Cantate nicht der Fall.

Was mich in dem heutigen Bibeltext so berührt: der Aufruf, einander herzliches Erbarmen zu zeigen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld. So alt ist diese Aufforderung, und so nötig heute noch. "Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit". Das könnte aus den meisten der heutigen Texte von nichtchristlichen Spiritualitäten sein. Und ist doch bloß von dem ollen Paulus! Die spirituelle Tradition der christlichen Kirchen ist so gebrochen, zerbrochen, durch die Vergangenheit, Geschichte und Gegenwart, die wir, die ich mit ihnen erlebt habe. Dabei ist die Botschaft an sich segensreich und zukunftsgewandt.

Wir singen eines meiner Lieblingslieder:
🎶ich sing dir mein Lied, ich tanz für das Leben, ich übe mich täglich, die Liebe zu leben. Vertrauen und Demut und Achtsamkeit finden, du Quelle des Lebens, deine Wahrheit zu künden 🎶

Kirche Altefähr

Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst

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