Freitag, 14. Februar 2020

Harimaguada


Als ich 2018 auf Gran Canaria war, bin ich am europäischen Museumsmontag gescheitert und habe mir eben keine archäologischen Funde angesehen. Dieses Jahr bin ich erst Dienstags auf die Insel geflogen, und habe Mittwoch und Donnerstag damit verbracht, mir archäologische Fundstätten anzugucken. Begonnen habe ich in Galdar, der Inselhauptstadt zur Zeit der Guanchen, der Altkanarier.
Im Museum, das gleichzeitig ein großes konserviertes Grabungsgelände überdacht, gab es erstmal Grundlagen zu erfassen. Und jede Menge interessante Frauengeschichte(n). Die Museumsdidaktik ist rund um eine adlige Guanchin aufgebaut, die nach der Eroberung durch die Spanier die Frau des Vizekommandanten wurde. Eine reale Person, die vorher und nachher erlebt hat.
Mich hat vor allem die Cueva Pintada interessiert. Eine bemalte Höhle, Teil eines Höhlenkomplexes, inmitten der Siedlung. Im Museum bzw. inmitten der überdachten Ausgrabungsfläche, Rekonstruktionen der Häuser, mit nachgebauten Funden (die im Museum selbst in ihren realen Resten in den Vitrinen liegen) und Bildschirmen, auf denen kurze Filme die Kultur der Guanchen in verschiedensten Facetten erklären. Klasse gemacht. Erst da erfahre ich von den Harimaguadas, den Priesterinnen der Guanchen. Es gibt auch Heilerinnen und Hexen, den spanischen Quellen zufolge. Die Harimaguadas leben in den Kornspeichern, und überwachen die Verteilung. Das nenne ich mal eine Machtposition. Wie überhaupt Frauen erben und vererben dürfen, auch wenn sie in letzter Konsequenz Männern unterstehen. Spannend!
Was ich im Museum interpretiert sehe, was im Führer beschrieben ist, lässt eine duale Gesellschaft erkennen, in der das Böse durch Hunde, die in Vulkanen wohnen, symbolisiert wird.

Ausgrabungsfläche in Galdar
Die moderne Stadt ist durch die Textilbahnen, die die Ausgrabungsfläche beschatten, hindurch zu sehen.
In der Cueva Pintada darf man nicht fotografieren. Das grafische Muster fasziniert mich. Was mag es bedeuten?
Frauenfiguren und Vulven.
Vulven und Frauenfiguren 
Frauenfiguren mit Vulven

Die Kornspeicher bei Cenobio de Valeron.
Der vulkanische Ursprung der Kanaren ist auf Gran Canaria an allen Ecken und Enden zu sehen. Ich fahre zur Caldera Bandama und laufe ein wenig herum. Überrest eines explodierten Vulkans. Mit Basaltsäulen, Tuffschichtungen und einem wunderbaren Blick aufs Wasser bzw. über Teile der Insel. Auch hier gibt es Höhlen, allerdings Wohnhöhlen, eine Siedlung. Die Höhlen und Getreidesilos beim Cruz de Tejada finde ich leider nicht im Gelände, dafür habe ich immer wieder gute Ausblicke auf das Bergheiligtum Roque Bentaiga.





Es gibt noch mehr solche Felsenheiligtümer, dazu Aussichtspunkte auf Bergspitzen, die Versammlungsplätze waren. Wofür ich den Mietwagen, einen Fiat Panda, aber immer wieder in winzige Einfahrten und Haltebuchten zwängen muss. Die Serpentinen, Haarnadelkurven und Steigungen fordern mein ganzes fahrerisches Können. Den Blick beim Fahren schweifen zu lassen ist nicht drin.

Zum Abschluss meiner freien Tage auf Gran Canaria spaziere ich morgens nochmal am Strand entlang, bevor es auf die Alex zum Segeln geht.


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