Sonntag, 2. Februar 2020

Othello

Es ist und bleibt eine Horrorgeschichte. Wie Jago aus Neid und Rachsucht Othello in den Wahnsinn treibt, so dass er aus Eifersucht Desdemona tötet und dann sich selbst. Falls eine*r eine detaillierte Zusammenfassung braucht: Michael Sommer erklärt es mit Lego-Figuren in 13 Minuten auf YouTube https://youtu.be/11ipitShvIY.

Man kann die Geschichte so oder so erzählen, von Rassismus bis Partnergewalt gegen Frauen ist da alles drin, schliesslich wird ja auch Emilia von ihrem Mann Jago umgebracht.

Das Theater Vorpommern hat Othello heute Abend als Ballett uraufgeführt. Premiere. Die Musik ist eine Auftragskomposition von Michio Woirgardt.
Es ist und bleibt eine Horrorgeschichte. Doch zu erleben, wie die Musik die Erzählung vorantreibt, wie der Schwerpunkt für Othellos Handeln über posttraumatische Belastungsstörung erklärt wird, wie das mit Videomaterial auf blanken Leinwänden untermalt wird. Überhaupt das Bühnenbild, das so karg ist mit den weißen hängenden Leinwänden, die fast nur durch aufgeleuchtete Farben reden. Die Kostüme machen das Ambiente, definieren Zeit und Raum, das Bühnenbild ist zeitlos. Und dann dieser Jago. Klein, weil kleinlich, hässlich, weil voller Hass, bösartig durch und durch. Ich kenne die Tänzer des Ensembles, habe Armen Khachatryan, den Darsteller des Jago, schon in verschiedenen Rollen erlebt. Doch so präsent noch nie. Wie ein einzelner bösartiger Mensch soviel Leid verursacht.

Überhaupt - die Schritte und Figuren sind sehr klassisches Ballett. Doch die Inszenierung mit der modernen Musik lässt mich das immer wieder vergessen. Ich kann das gar nicht beschreiben. Anderthalb Stunden Tanz vergehen wie im Flug, die Schlussszene mit dem triumphierenden Grinsen, frohgemuten Lächeln Jagos, umgeben von den posttraumatischen Gespenstern, das ist großes Kino, äh super inszeniertes Ballett.
Die Musik klingt weiter in meinen Ohren, die Bilder, die Tänzer und Tänzerinnen geschaffen haben, bleiben auf meiner Netzhaut. Ganz großes Theater.




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