Mittwoch, 30. November 2016

Menschen des Nordlichts



EisZeiten im Völkerkundemuseum Hamburg.Menschen des Nordlichts. Ein großer Raum, 20-30 Vitrinen bzw. Inszenierungen. Meistens 100-200 Jahre alte Exponate, dazwischen eingestreut vereinzelt Tafeln, die ins Heutige verweisen. 

Was mich begeistert: Die drei schamanischen Masken, die ich bis dato nur aus der Literatur kenne, endlich mal im Original zu sehen. Zu studieren, wie sind die Federn angebracht, wie sind die Hölzer miteinander verbunden. Das schamanische Kostüm in Ruhe von vorne, von hinten von der Seite zu studieren, die Klapperbleche, die Applikationen, der Schnitt, die Verzierungen. Alles genau zu betrachten, in mich aufzunehmen.

Was mich amüsiert: Die Eisbärfellhose von 1906 in der Vitrine, auf dem Foto an anderer Stelle der Ausstellung der gleiche Schnitt, die gleiche Hose 2009, fotografiert an einem Mann, der dazu das typische karierte Baumwoll-Holzfällerhemd trägt, das Männlichkeit im kanadischen Outback konstruiert. Der Damen-Slip aus Rentierhaut, moderner Schnitt, Datierung um 1900. Lederunterwäsche, bei der mir wieder richtig klar wird, was es heißt in einer Gegend zu leben, in der keinerlei pflanzliche Kleidungsstoffe verfügbar sind. Eine Unterhose aus Rentierhaut, das hat schon was.

Was mich besonders berührt: Das Karius- und Baktus-Buch auf Samisch. Auch Rentiernomadenkinder müssen Zähneputzen lernen. Das Foto der Tschuktschen-Jungs in der Jaranga, die mit dem Handy daddeln. Das Zelt aufgebaut wie eh und je, ebenso wie die Kleidung bestehend aus reinem Rentierfell, 1900 wie 2000 B.C., wie vermutlich bereits 19.000 und 20.000 B.P. Das Handy datiert eindeutig nach 2010 B.C. Samsung Galaxy irgendwas.

Dreieinhalb Stunden haben wir in der Ausstellung verbracht.

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