Sonntag, 6. November 2016

Alle Sinne



Eckart quatscht mich von der Seite an. In Bad Kissingen gäbe es ein Restaurant, die super edles Rindfleisch verkaufen. Er würde noch jemand suchen, der vor seinem Kurende mit ihm dahin geht. Allein hätte er keine Lust. Nun bin ich einem guten Essen niemals abgeneigt. Da gehe ich auch mit relativ wildfremden Männern mit. 
Eine Woche später mittwochs ist es dann soweit. Vorher hatten wir den Flyer gewälzt (http://faber-feinkost.de/gastronomie/faber-steak-haus). T-Bone-Steak? Oder doch lieber ein Rib-Eye-Steak? Beim Porterhouse-Steak hatte ich gleich abgewinkt. Soviel Fleisch auf einmal schaffe ich niemals aufzuessen. Und T-Bone-Steak kenne ich, Rib-Eye-Steak nicht. Nun standen wir also bei Faber am Ostring, der Tisch war reserviert. Psychosomatische Kur ist verpflichtend ohne Alkohol. Also ganz cool Johannisbeer-Schorle geordert. Ein Glücksgriff, wie sich nachher rausstellte. Die trockene Säure passte optimal zum Fleisch.
Zur Beratung gingen wir an den Tresen. Der Chef Thomas Faber persönlich. Er zeigte uns in der Vitrine seine Vorräte. Was wir genau wollen? Ökologisch aufgezogenes Angus-Rind aus Kansas, USA? Oder doch lieber Schwarz-Bunte Färsen aus der Rhön?  Zwei Leute - zwei Möglichkeiten. Bitte von jedem eines! Und wie viel? Er zeigte uns das Fleischstück, und wir konnten sagen, ob das Fleisch 3 cm oder dicker sein soll. 3 cm ist die Frauenportion ;). Und immer noch mehr als ich normalerweise esse. Aber bei weniger cm wird das Fleisch auf dem Lavasteingrill zäh. Also: für mich 3 cm Rib-Eye-Steak, Schwarz-Bunte aus der Rhön, medium. Eckart nimmt das Angus-Rind. Als Beilage im Ofen gebackener Spinat mit Pinienkernen.
Allein der Geruch, den dieses auf den Punkt gebratene Fleisch ausströmte. Mmhh. Die Konsistenz, der Geschmack. Auch der geschmackliche Unterschied zwischen den Rändern und dem roheren, blutigeren Kern. Medium eben. Dazu der ganz anders schmeckende Spinat mit den eher süßlichen Pinienkernen. Mjamjamjam. Und dazu die säuerliche Johannisbeer-Schorle. Aber auch der Unterschied zum Angus-Steak. Das noch samtiger schmeckte als das Rhön-Rind.
Der ganze Abend ist ein Hochgenuss. Und als Krönung: ich werde eingeladen. Weil ich darauf bestanden habe, erst zu schnuppern, den Geruch des Essens zu atmen, die Farbe, die Form des Essens genau zu sehen. Mit allen Sinnen wahrzunehmen und zu genießen.

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