Donnerstag, 9. März 2017

arte RE:

Arte hat ein neues Format entwickelt, dass Montag an den Start geht. arte RE:. Jeweils 30 Minuten zu einem Thema, jeden Wochentag um 19.45 Uhr. Gleichzeitig im Fernsehen, in der Mediathek und bei Facebook. Mit der Möglichkeit zu kommentieren, zu reagieren, zu diskutieren. So weit, so gut.
Über meine Netzwerke habe ich die Information bekommen, dass am nächsten Freitag (18.03.2017) das Thema französische Mütter auf dem Plan steht. Schon der Titel "Supermütter und Karrierefrau - Frankreichs Erfolgsmodell in der Krise" lässt mich tief durchatmen. Nicht wegen der gruseligen Grammatik. Viele Supermütter und nur eine Karrierefrau. Dabei ist das gar nicht der echte Titel. Der hat schon die richtige Grammatik. Die Frau, die mir die Info geschickt hat, hat den Titel so referiert. Sondern wegen den Implikationen, die dieser Titel suggeriert. Richtig aus der Haut fahren lassen hat mich der Trailer. Bzw. die 55 Sekunden des Trailers lassen mich gleich mehrmals aus der Haut fahren. Der paternalistische Vater, der, mit wem auch immer "wir" bedeutet, seine Frau ins Bett legt, wenn sie Migräne hat. Seine Frau, die im Hintergrund effizient Haushalt arbeitet, während er vorne quatscht und nebenbei das Besteck aus der Spülmaschine räumt. Migräne ist oft eine Reaktion auf eine Verhaltensweise, ein Hinweis auf einen bestimmten Umgang mit sich selbst. Da reichen vier Kinder, um Migräne zu bekommen. Das hat nicht genuin mit berufstätigem Mutter-Sein zu tun. Der Trailer vermittelt mir spontan die Aussage: lass die Finger vom gleichzeitig Arbeiten und Mutter-Sein.

Frankreich wird in der Ankündigung als europäisches Vorzeigeland für Vereinbarkeit von Beruf und Familie gepriesen. Ich lebe in Nordostdeutschland, von daher nehme ich das regional nähere Schweden als Vorzeigeland wahr. Mit einer nicht ganz so hohen Reproduktionsrate wie Frankreich, aber vielleicht mehr Gleichberechtigung als der Blick in den Trailer für Frankreich erwarten lässt. Der stimmigere Begriff ist meines Erachtens sowieso Vereinbarkeit von Erwerbs- und Privatleben, nicht Vereinbarkeit von Beruf und Famile. Weil es den Fokus erweitert auf Menschen mit Hobbys, Sabbaticals, Ehrenämtern, pflegebedürftigen Angehörigen. Die Ankündigung ist sowas von bezogen auf den Blick auf Mütter. Vermutlich kann ich froh sein, dass die Autorin nicht warnt vor Fremdbetreuung von Kindern unter drei Jahren.


Ich habe erstmal bei Facebook die Reihe abonniert, mal gucken, ob ich viel mitdiskutiere, oder ob ich es elegant an mir vorbei gehen lasse, weil es nicht meine Themen sind.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen