Samstag, 3. Februar 2018

Expertin für Seekrankheit

2. Tag des Törns, 1. Tag auf See. Ich bin ja schon einiges unterwegs gewesen auf Schiffen.  Motorboote, Segelboote, kleine und große Schiffe. Und nie ein Problem mit Seekrankheit. Insofern erwischt es mich kalt, als ich nach dem Erreichen der offenen See merke, wie mir langsam, langsam flau wird. 3,50 m Wellengang. Eigentlich habe ich Wache und soll Segel setzen. Doch nichts geht. Ich kette mich mit meinem Sicherheitsgurt an der Reling auf dem Achterdeck fest. Weil ich genau merke, ich bin nicht besonders handlungsfähig oder umsichtig. Die Übelkeit steigt und steigt Stück um Stück aus meinem Magen.  Das Ingwer-Bonbon, das ich angeboten bekomme, verschlimmert die Lage nur. Unser Doc Ulrich kommt (das ist hier wie im Theater, es muss immer ein Arzt dabei sein, auch ein Freiwilliger), gibt mir eine Tablette gegen Seekrankheit, drückt den Akupressurpunkt gegen Reiseübelkeit am Handgelenk. Nichts hilft sofort, also - ab in die Koje. Flach auf dem Rücken liegend, Augen geschlossen,  schlafe ich langsam ein. Das Abendessen verschlafe ich komplett. Nachts um vier zu meiner Wache geht es mir für eine knappe Stunde gut, dann geht es wieder los. An meinen Dienst in der Backschaft unter Deck ist gar nicht zu denken. Zum Abendessen wanke ich in die Messe. Ein paar Hapse vom leckeren Nudelsalat, und schon merke ich wieder, wie mir flau wird. Essen ist keine gute Lösung. Dafür trinke ich viel Wasser. Nehme eine zweite Tablette. Und wieder ab in die Koje. Erst heute morgen geht es mir so gut, dass ich meine komplette Wache von 4-8 Uhr mit segle. Aber schon nach dem Frühstück liege ich wieder in der Koje. Mein Mittagessen, Hähnchenkeule mit Glasnudeln asiatische Art, geht zu großen Teilen in den Schweineeimer, selbst den Schokopudding mit Birne rühre ich nicht an. Unter Deck aufhalten, egal ob stehend oder liegend, ist keine gute Option. Von daher stapfe ich an Deck. Auf dem Achterdeck, hinterm Kartenhaus, scheint die Sonne, ist nicht ganz so viel Wind und die Übelkeit lässt langsam nach. Crashkurs: innerhalb von 24 Stunden bin ich Expertin für Seekrankheit geworden.


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