Mittwoch, 19. Oktober 2016

Schwäbische Hausfrau



Mann, was war ich beleidigt, als mein Kollege mich als „schwäbische Hausfrau“ bezeichnet hat. Ich hatte in der täglichen Frühstücksrunde über Resteverwertung und Gefrierschrankmanagement referiert. Über die Zweitnutzung von Biberbettlaken als Putzlappen, über Einmachen von Gartenfrüchten. Und soll ich euch was sagen: er hat es zutiefst als Kompliment gemeint. Er sieht es als Beitrag zu Nachhaltigkeit, als Ressourcenschonung, als sinnvolle Ressourcennutzung. Sein Bild einer schwäbischen Hausfrau war das Bild einer Heldin, einer Weltretterin. Mein Bild war das eines geizigen Putzteufels. Ganz vorsichtig frage ich mich seitdem, inwieweit meine negativen Frauenrollenbilder manchmal von anderen gar nicht so gemeint sind. Und ich nur vergessen habe, zu fragen. Und nicht gewohnt bin, mich als Heldin, als Weltretterin zu fühlen, nur weil ich bin, wie ich bin.

1 Kommentar:

  1. Nunja, als im Schwäbischen Zwangsaufgewachsene bin ich zwar keine Expertin (da ja damals nur eingewandert und nicht gerade integriert worden), aber ich würde sagen, wie überall gilt auch hier die vom Feminismus hart erkämpfte Diversität. DIE schwäbische Hausfrau hat auch nur manchmal den Spagat zwischen Beruf und Familie vollzogen, aber manche waren in den friedlichen 1970er/80er Jahren für mich auch schon ziemliche Anti-Rollen-Bilder, so dass ich wusste, in welche Richtung ich mich nicht entwickeln möchte. Es lebe die verstaubte Treppe! Die Vorbereitung des nächsten Vortrages ist eindeutig wichtiger.

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