Freitag, 20. Januar 2017

Inszenierung Ingenieurin



Wie sieht eine erfolgreiche Ingenieurin aus? Und wie sieht dementsprechend eine Ingenieursstudentin aus. Im Prinzip ist sie ja so was wie eine kleine, eine junge Ausgabe einer erfolgreichen Ingenieurin. Und damit sind wir mitten im Problem. Frau sein in Bildern ist verbunden mit jung sein und attraktiv sein. Sucht mal Bildern von attraktiven älteren Frauen. Gibt es vermutlich, ohne Zweifel. Aber es ist dann nicht mehr als eben das: eine ältere Frau. Es gibt nicht wirklich Geschichten im Kopf, jedenfalls nicht in meinem, wenn wir Bilder von Frauen über 30 oder 40 sehen. Naja, Sex in the City vielleicht, oder Desperate House Wives. Was ich sagen will, die Leinwand, die Information, was diese Frau ausmacht, ist leer. Eine Frau im Bild ist zuallererst Dekoration oder Kleiderständer. 
Erst die beigeordneten Attribute machen die Geschichte. Das ist wie im Mittelalter auf den Heiligenbildern. Anhand dessen, was die Frau in der Hand hält, kann man genau sagen, dass ist die und die Geschichte. Der Heilige Jakobus ist an seinem Schlapphut mit der Pilgermuschel immer sicher zu identifizieren. Und Frau mit Schlange und Apfel ist? Richtig! Eva. Dabei: Frau mit Apfel kann auch Schneewittchen sein, ältere Frau mit Apfel ist die böse Stiefmutter. Ganz so einfach ist es also nicht. (Oh weh, ich höre mich schon an, wie Tom Hanks als Robert Langdon in The Da Vinci Code – Sakrileg. Aber er hat da einfach recht).  

Nähern wir uns der Frage, was macht eine erfolgreiche Ingenieurin aus von einer anderen Seite: was macht einen erfolgreichen Ingenieur aus? Welche Attribute werden ihm zugeordnet? Die Bilder im Netz zeigen einen Typ im Helm. Bauhelm, Alter variiert von 20 bis 45 Jahre, schätze ich mal. Bauhelm. Wie bilden keine Bauingenieure aus, wir bilden Maschinenbauer aus und Wirtschaftsingenieure, Schwerpunkt Automotive und Regenerative Energien. Dazu jede Menge Konstruktion und Automatisierung. Sobald ich aber Bilder von Fließbändern, Maschinenanlagen, Reinräumen zeige, ist die Konnotation Arbeiterin. Nicht mehr die coole toughe Leitungspersönlichkeit. Die Entscheiderin.  Ähnlich kribbelig sind Bilder mit Mikroskopen. MTA, PTA, RTA sind solide Berufe für Frauen. 

Bei einem Mann denken wir zuallererst Beruf, bei einer Frau Privatleben. Auch so eine Falle, auch so ein Stereotyp, dass ich auf meinem Bildern umgehen muss. Studentinnen eben nicht in Pausen oder Mensa-Situationen, sondern ernsthaft am Studieren. Lerngruppe in der Bibliothek, Diskussion in der Vorlesung, Übung im Labor. Gerne in der Gruppe. Denn das ist ein Klischee, dass ich mit Freuden aufnehme. Frauen zu zweit, zu dritt, in der Gruppe. Die Verbindung von Frauen und Kommunikation ist in unserer Kultur gesetzt. Den lone some wolf gibt es nicht wirklich in weiblich, schon gar nicht in positiv weiblich.

Was ist nun mein erstes Fazit: Mehrere Frauen, Studentinnen, gut aussehend, aber noch normal, eher leger gekleidet, in einer Situation, in der gezeigt wird, dass sie die Technik beherrschen, in der die Frauen zeigen, dass es cool ist, die Technik zu verstehen,  dass es  sie attraktiv macht, wenn sie schlaue Ingenieurinnen sind. Ja, so ganz komme ich aus der Konnotation Frau und Attraktivität nicht raus.

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