Mittwoch, 6. Juni 2018

Guten Morgen du Schöne

Ich weiß noch genau, wie das Buch aussah: hellgrün, mit einem Rahmen um den Titel: Guten Morgen, du Schöne von Maxi Wander. Um die 20 muss ich damals gewesen sein. Und wenn ich das Buch optisch noch vor mir sehe, muss es mich beeindruckt haben. Doch inhaltlich erinnere ich nichts. Aus Kassandra und Medea von Christa Wolf verfolgen mich bis heute Szenen, doch aus Guten Morgen, du Schöne erinnere ich nichts. Nach dem heutigen Theaterstück Guten Morgen, du Schöne wundert mich das nicht. Weil es nicht um die einzelnen Geschichten der Frauen ging, sondern um die Grundstimmung. Um die Erfahrungen, die man, die ich, auch so hatte. Bzw. die so dicht am eigenen Leben waren, dass es sich befreiend anfühlte, davon zu lesen.

Heute Abend nun im Theater Vorpommern die Aufführung "Guten Morgen, du Schöne". Die Umsetzung des Buches als Monodrama, sprich knapp 50 Minuten (k)ein Monolog, sondern eine Schauspielerin, die durch Gestik, Mimik und Stimme binnen Sekunden zwischen den drei Frauenfiguren wechselt, die sie darstellt. Ich erkenne mich immer wieder, als junge Frau, als junge Mutter, als erwachsene Frau. So weit so gut. Der echte Knaller kommt nach der Pause. "2018". Kein Wunder, dass die Autorin Sabine Michel Grimme-Preisträgerin ist und auch sonst schon einiges an Preisen abgeräumt hat. Maxie Wanders Protokolle weiter gedacht, heute gedacht. Und umgesetzt von einer begnadeten Schauspielerin Claudia Lüftenegger. Vier Frauen, vier (DDR)-Lebensläufe. Mit Manuela Schwesig sogar fünf. Gänsehaut und manches Mal bleibt das Lachen im Halse stecken. Brilliant.

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