Dienstag, 9. Februar 2021

Putz-Party

Es gibt Tage, da bin ich dankbar, dass ich Hotelfachfrau gelernt habe. In der Lehre musste ich für sechs Monate als Zimmermädchen arbeiten. Weniger als 30 Minuten hat man für die Reinigung eines Hotelzimmers, dann muss das sauber sein, Bad geputzt, Bett neu bezogen, gestaubsaugt und und und. Am Ende des Tages müssen alle Zimmer entlang des Hotelflurs sauber sein. 

Da eine der Karrieren als Hotelfachfrau Hausdame ist, wurde ich nicht komplett verheizt. Ich habe zusätzlich jede Menge gelernt, über Fleckenentfernung auf Matrazen (ja, knipst das Kopfkino an, Sperma ist Eiweiß, wird also am Besten mit kaltem Wasser entfernt, gilt für Blut genauso) und geeignete Putzmittel für jeden anderen Zweck, hin zu Bestandsplanung für Tischwäsche, Bettwäsche und Badezimmertextilien bis zum Umgang mit schwierigen Gästewünschen und sogar Blumendekoration. Gastgeberin sein umfasst auch im Hotel das ganze Programm von Sauberkeit bis Schönheit.

 

Eine meiner Guilty Pleasures ist neben viel zu viel Tischdecken im Schrank das Recherchieren und Ausprobieren von Haushaltstricks. Glaubt keine*r, aber Guilty Pleasures sind in der Regel ja auch Hidden Pleasures ☺. Denn ich bin nur mittelmässig ordentlich und kann mit einer Menge Dreck leben, bevor es mir zuviel ist. Meine Schmutzschwelle ist relativ hoch, wie alle Leute wissen, die längere Zeit in meinem Leben sind. Als Archäologin geradezu eine Einstellungsvorraussetzung. Aber ich weiß genau, was wie wieder sauber zu kriegen ist, wie man mit welchen Textilien umgehen muss und und und. Ein Wissen, dass mir dieser Tage sehr zu pass kommt.

 

Über ein Jahr hatte ich einen Mitbewohner. Eigentlich sollte er nur neun Monate bleiben, während meines dreimonatigen Sabbaticals auf meinen Kater aufpassen und mit seiner Miete meine Reisekasse aufbessern. Nun, das Geld liegt immer noch auf dem Reisekonto, Flocke brauchte keine Extra-Betreuung, denn ich war wegen Corona natürlich nicht in der Weltgeschichte unterwegs. Dafür hatte ich meinen Mitbewohner an der Backe. Über Abwesende soll man nicht schlecht reden, von daher sage ich mal nur, wir hatten unterschiedliche Sichtweisen auf die Welt und auch einen unterschiedlichen Umgang mit der Welt. Er hat trotz Kündigung sechs Wochen gebraucht zum Ausziehen. Er hat das Zimmer selbst zwar besenrein hinterlassen, doch mit einem penetranten Alkoholgeruch in Gardinen und jeder Zimmerritze. Das Bad hat er zwar benutzt, aber nicht sauber gemacht. Da ich es ihm unbequem machen wollte, habe ich auch keinen Handschlag mehr gerührt, aus der Küche hatte ich ihn verbannt, nachdem er die Miete nicht bezahlt hat. Nun ist er vor 10 Tagen ausgezogen, und ich hatte ein stinkendes Zimmer und ein wirklich warziges Badezimmer.

 


Da war Putz-Party angesagt. Ich bin wirklich nicht empfindlich, aber mein erster Gang war Gummi-Handschuhe kaufen. Selbst ich habe bei Dreck meine Grenzen. Und bei der Gelegenheit habe ich meinen Vorrat an Putzmitteln auch gleich aufgestockt.





Mitten im Putzwahn:



Jetzt sieht es wieder propper aus. Ich habe wieder ein Gästezimmer, reinlich und schön, Besuch ist wie immer herzlich willkommen und hat jetzt auch wieder einen Raum für sich und muss nicht bei mir im Zimmer auf die Gästematratze auf dem Fußboden. Und in meinem Bad glänzt jede Kachel.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen