Samstag, 25. Januar 2020

Helden sind nicht Einzelne

Der älteste, nicht ausgeführte Post. Juni 2017.

Der Titel ist das, was mich am meisten zu der Ausstellungseröffnung Freitag Abend letzte Woche hin gezogen hat. Klar, Luther, Reformation, das interessiert mich schon. Zumal ich immer noch die Anfrage für einen Vortrag "Frauen in der Reformation in Stralsund" habe. Doch nach einer stressigen Woche Freitags Abends nochmal vor die Tür, das ist schon eine Überwindung.

Helden sind nicht Einzelne. Das stimmt und das stimmt nicht. Jeder Einzelne muss den Mut aufbringen für eine Tat, die etwas von ihm abfordert, die ihn über seine Grenzen hinaus wachsen lässt, die ihn zu einem Helden macht. Jede einzelne Frau muss den Mut aufbringen, gegen Geschlechterrollen-Stereotype anzuleben, weil sie körperlich rund ist, weil sie Kinder hat und Vollzeit arbeitet, weil sie in einem technischen Beruf arbeitet, weil sie ehrgeizig ist, weil sie Karriere macht. Jede Frau ist eine Heldin, wenn sie diesen alltäglichen Geschlechter-Schwachsinn halbwegs unbeschadet übersteht. Jede Einzelne muss den Mut aufbringen für Taten, die ihr etwas abfordern, die sie über ihre Grenzen hinauswachsen lässt, was sie zu einer Heldin macht.

Und doch ändert sich das Heldenbild. In fast allen Sagen und Märchen, in den Geschichten in den Büchern und im Kino sind es Einzelkämpfer, einzelne Helden und Heldinnen, die herausleuchten, das reicht von Odysseus bis zu Superman und James Bond. Und auch von Bodicäa und Jeanne d'Arc bis Katniss Everdeen. Doch es gibt immer mehr Geschichten, wo Gruppen einen Erfolg ausrichten, wo jeder Einzelne zur Gruppe beiträgt, und nur gemeinsam ein Erfolg errungen wird. Das erste Mal ist mir das so richtig aufgefallen in der Reihe von Veronica Roth, Die Bestimmung Bd. 1-3. Aber auch bei den Avengers ist es deutlich zu sehen. Nur gemeinsam sind sie stark genug.

Und so ist das alte Zitat von Luther aus dem 16. Jahrhundert jetzt endlich in der Realität angekommen.
Helden sind nicht Einzelne, nur gemeinsam schaffen wir, was wir wollen, uns wünschen. Menschen sind auf Kooperation angelegt, nicht auf Konkurrenz.


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