Samstag, 11. Januar 2020

Rauhnächte

Alle deutschen Lande haben irgendwelche Bräuche und Sagen über die Zeit zwischen den Jahren. In den Alpen zieht die Percht mit ihrem Gefolge umher, die Wilde Jagd ist unterwegs, in Norddeutschland wird Frau Gode gesichtet. Keine Wäsche waschen in der Zeit, Blei giessen zu Silvester. All das gehört zu den bekannten und weniger bekannten Ritualen. Auch die anderen europäischen Länder haben solche Rituale. Julbock, Wintersonnenwende, Berfa, und und und. Selbst das Geknallere zu Silvester gehört in diesen Formenkreis. Ursprünglich war es zum Vertreiben der bösen Geister gedacht. Und da die Böller wie Krieg klingen, stelle ich mir gerne vor, wie sie den Krieg vertreiben.

Die Zeit zwischen Weihnachten und Drei Könige ist anders als der Rest des Jahres. Der Schleier zwischen den Welten ist dünn. Rauhnächte. 12 Nächte. Solstitium. Vom 25.12. bis 6.1. Es heißt, jeder Tag steht für einen Monat des kommenden Jahres. Was mensch erlebt, was eine nachts träumt, ist Hinweis auf Ereignisse in dem jeweiligen Monat.

Der Jahreswechsel ist auch Wünschezeit. Was anderes sind Neujahrsvorsätze als Wünsche, es im neuen Jahr besser zu machen. In viele Silvesterfeuer werden Zettel geworfen, auf denen Wünsche stehen, was im neuen Jahr verändert, verwandelt, transformiert werden soll.


Es gibt noch ein weiteres Ritual, das viele dieser Elemente in sich vereint: vor Weihnachten 13 gleich große Zettel mit Wünschen und Vorsätzen beschriften. Jeden Abend in den Rauhnächten einen Zettel blind ziehen und verbrennen. Der 13. Wunsch, der überbleibt, um den hat man sich selbst zu kümmern, den muss man selbst aktiv umsetzen. Die anderen hat man dem Feuer, dem Universum, der Transformation übergeben, die Erfüllungen werden sich im Laufe des Jahres so, quasi von selbst, einstellen (naja, ganz so ist es vermutlich nicht. Aber mein Unterbewußtsein weiß dadurch, wo es hingehen soll). Die Kunst ist nun, 13 Wünsche so zu formulieren, dass im Prinzip jeder von mir selbst umgesetzt werden kann, sie aber doch so ambitioniert sind, dass ich die himmlische Unterstützung, die dahinter steckt, gut gebrauchen kann. Also nicht Weltfrieden wünschen, sondern inneren Frieden mit sich selbst. Es kann eben jeder Wunsch über bleiben. Und meine Vorstellung ist schon, dass wenn ich mich nicht selbst um die Umsetzung meines 13. Wunsches bemühe, wieso sollen die anderen 12 Wünsche sich erfüllen?

Und so sitze ich etwas zittrig am 6. Januar da und öffne den verbliebenen Zettel. Ich bin dankbar, dass meine Freundin Andrea dabei ist und mir beisteht. Puh. Machbar, aber keine leichte Aufgabe. Doch das war keiner meiner Wünsche. und so gehe ich froh gemut dem Neuen Jahr 2020 entgegen. Mit Plänen, Wünschen, Ambitionen und einer Menge Unterstützung.

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