Samstag, 6. März 2021

Bauwagenglück

Diesen Post fand ich beim Suchen von Bauwagenbildern. Eine Freundin lebt gerade im Bauwagen, eine zweite hat den Kreditantrag für den Kauf gestellt. Ganz viele Frauen in meinem Umfeld haben mindestens einen VW-Bus (und ein paar der Männer auch), wahlweise auch einen ausgebauten Ford Transit oder Mercedesbus. Wilde Weiber 🤗.

Warum der Post im Oktober nicht online gegangen ist? Ich habe noch schöne Bilder gesucht. Das Perfekte war mal wieder Feind des Guten.





Bereits im dritten Jahr habe ich meinen Bauwagen, mitten im Nirgendwo. Pünktlich zu Ostern richte ich ihn ein, genauso pünktlich Ende Oktober räume ich den Bauwagen wieder aus. Denn im Winter ist es nicht zu nur zu kalt, sondern vor allem zu feucht. Deshalb habe ich letztes Wochenende damit verbracht, alles Textile auszuräumen. Dabei habe ich das Jahr nochmal Revue passieren lassen, von Frühjahr bis Herbst.

Der Bauwagen steht auf einer Wiese, die den Lauf der Jahreszeiten wiederspiegelt. Im Frühjahr ist sie gefüllt mit blühendem Löwenzahn in gelb und nachher im Pusteblumenstil weißgrün, im Sommer grün, sonnig, warm, gegen Ende des Sommers kommt die Heuernte, erster Schnitt und zweiter Schnitt. Im Frühjahr blüht der Apfelbaum in der angrenzenden Hecke, im Herbst strahlen die rotbackigen Äpfel. Das Laub kommt und geht, verfärbt sich im Verlauf des Jahres. 

Der Bauwagen steht im Nirgendwo, kein Stromanschluss, kein fließendes Wasser. Kaffee kochen heißt meinen alten Trangia Sturmkocher (im Einsatz seit 1984) mit Spiritus zu füllen, aus dem Kanister Wasser in den Topf zu füllen, das heiße Wasser in den mit Kaffeepulver gefüllten Kaffeefilter aufgießen. Zum Glück ist es im Sommer lange hell, so daß ich nur selten eine Lampe brauchte, erst jetzt im Herbst. Doch sobald der Mond auch nur ein bißchen scheint, reicht das Licht, um sich auf der Wiese zu orientieren. Kein Strom heißt auch keine Heizung. Je nach Jahr und Jahreszeit habe ich dicke Woll- und Fleecepullover zu schätzen gelernt, und ein Lob auf meinen Daunenschlafsack.

Der Bauwagen. Alle denken sofort an einen süßen Peter-Lustig-Zirkusbauwagen. In sowas verbringt meine Freundin Eva Thomas ihren Winter. Ich wohne über den Sommer in einem Bauwagen, der ein schlichter Bau-Container ist. Weiß, kantig viereckig, Metall und Plastik. Woran man schon merkt, es kommt nicht auf die Optik an, um das typische Bauwagenfeeling zu erleben. Für mich ist das Ambiente entscheidend. Die Freiheit, ohne Uhr und ohne Internet meine Tage zu verbringen, die Nähe zur Natur, zu den Elementen. Die Möglichkeit, mit mir selbst alleine zu sein, kaum Geräusche, die nicht aus der Natur stammen. Nach ein paar Stunden im Bauwagen fühle ich mich erfrischt und wieder mit mir selbst im Reinen. Das macht für mich einen großen Teil meines Bauwagenglücks aus. Der andere Teil ist wirklich die Schönheit der Natur, die Veränderungen im Jahresverlauf, diese intensive Naturnähe, die mir der Aufentahlt im Bauwagen gibt. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr draußen.














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