Samstag, 18. Februar 2017

Angry Inuk - Unangenehme Wahrheiten Teil 2



Angry Inuk
Die Regisseurin des Filmes Angry Inuk, Alethea Arnaquq-Baril, erklärt am Anfang des Filmes den Umgang mit Aggression in ihrer Inuit-Kultur. Wenn ich mich über jemand ärgere, mit jemand im Streit liege, dann gibt es einen Kampf, einen Battle, so etwas wie einen HipHop Battle. Ein Gegeneinander Tanzen und Trommeln, ein Gegeneinander Singen. Wer zuerst lacht, hat verloren. Ärger und Wut wird nicht öffentlich gezeigt, sondern es wird sich bemüht, ruhig zu bleiben. Mit so einem ruhigen Ausdruck ist es allerdings schwer Gehör zu finden. Und Alethea Arnaquq-Baril ist wütend. Richtig wütend. Auf die EU, auf PETA, Greenpeace, IFAW. Sie bleibt ruhig, und entfaltet in ihrem Film die Gründe für ihre Wut. Die EU, das Europäische Parlament hat beschlossen, den Verkauf von Robbenfellen in der EU zu verbieten. Angestachelt durch die Bilder der Tierschutzorganisationen von den armen, weißen, flauschigen Robbenbabys. Das ist eine Kampagne, die aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts stammt und bis heute erfolgreich läuft. Und damit wird seit 40 Jahren viel Spendengeld gemacht. Die Robbenbays sind aber auch zu niedlich und eignen sich als Fundraising-Maschine optimal. Ich habe mich nie gefragt, ob sich seit den 70ern was geändert hat bzw. warum sich da nicht was geändert hat. Laut dem Film Angry Inuk hat sich einiges geändert. In Südkanada, dort wo die Bilder herkommen, ist die Jagd streng limitiert. Und in Nordkanada, dort, wo der Verkauf des Fells erwachsener Robben die Menschen ernährte, ist durch das EU-Verbot der Markt zusammengebrochen. Das müsste doch eigentlich auch für den Verkauf von weißen Robbenbabyfell gelten. Wenn kein Markt dafür vorhanden ist, warum dann die Baby-Robben schlachten? Warum werben die Tierschutzorganisationen also weiterhin damit? Laut dem Film wissen die führenden Menschen in diesen Organisationen um die veränderten Rahmenbedingungen. Aber auch, warum differenziert die EU nicht das Gesetz dahin gehend, dass die Inuit vom Verkauf von Robbenfell leben können? Die Tage hatte ich auf Facebook den Aufreger wegen einem Fernsehbericht zu schlechten Haltungsbedingungen in einer Pelzfarm. Ich finde das so bigott. Wer hat sich Putenmastställe oder Schweinemastställe mal von innen angeguckt, Milchviehbetriebe, Kälberställe. Bloß weil ein Tier Pelz hat und plüschig aussieht, erscheint es schutzwürdig (und dann Plastik-Plüschfell tragen, weil das ja besser ist. Das Zeug wird aus Öl gemacht. Erneuerbare Ressourcen und so). Und wo kommt das Leder der Schuhe, Gürtel, Taschen her. Don´t kill the Baby Veal. Was mir durch den Film mal wieder so bewusst wird: genau hinschauen und sich Hintergrund-Informationen zu besorgen, ist lästig, aber notwendig. Eine Sache bis zum Grund zu durchdringen. Die Lobbyisten in ihren Taten und Intentionen zu überprüfen. Auch Greenpeace will nur mein Bestes, nämlich mein Geld. Dabei lobt Alethea Arnaquq-Baril die Umweltschutzorganisationen. Sie hält sie für absolut notwendig, und findet, sie machen wichtige Arbeit. Nur scheint es, als wenn sie aus finanziellen Erwägungen manchmal über das Ziel hinaus schießen. Wer sich für weiterführende Informationen interessiert, hier der Link zur Facebook-Seite von Alethea Arnaquq-Baril. Und wer was Exotisches, Sagenhaftes und eher Blutrünstiges aus der Region Nunavut erleben will, Tungijuk mit Tanja Tagaq ist eine berühmte Punk-Sängerin des Kehlkopfgesanges der Inuit. Der Film zeigt Mythen der Inuit. Dieser Film war der Kurzfilm vor Angry Inuk auf der Berlinale.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen