Sonntag, 6. September 2020

Tanzen verboten

14.08.2020
Als eine Freundin mich fragt, ob ich mit ihr auf ein Konzert in Bad Sülze gehen will, sage ich sofort ja. Dass es Menschen im Hinterland in Bad Sülze gibt, die auf eigene Kappe Konzerte organisieren, habe ich erst Anfang des Jahres herausgefunden, obwohl es den "Freundeskreis Popkultur" schon ein paar Jahre gibt. Auswahlkriterium ist, die Musik muss den Mitgliedern des Vereins gefallen, sie laden ein, wen sie hören wollen. Diesmal also Big Fat Shakin'. An den Ansagen erkenne ich, dass sie wohl schon öfter da waren. Und immer androhen ihr Konzert abzubrechen, wenn nicht getanzt wird … 

Die Musik ist solider Rock‘n Roll, Eigenkompositionen genau sowie Oldies. Die Terrasse des Cafe Wunderbar ist gestopft voll. Da wir hier auf dem Dorf sind, kennt man sich oder kommt gleich mit zwei Paaren zusammen, so dass der Vierertisch abgedeckt ist. Wir sitzen ganz vorne an der Bühne, auch zu viert. Auf der Terrasse ist gar kein Platz zum Tanzen. Doch zum Bach hin, auf der großen Rasenfläche, da könnte man …

Doch nein, Tanzen ist verboten. Laut Corona-Verordnung darf auf öffentlichen Konzerten nicht getanzt werden. Die Musik ist klasse, hat Schwung, die Gruppe, mit der ich unterwegs bin, ist lustig. Wir zappeln auf den Stühlen, die Luft ist lau, eine Seltenheit hier oben im Norden, der Sonnenuntergang spektakulär, Hugo und Aperol Spritz schmecken da gleich nochmal besser.

Die Frau am Kontrabass legt eine super Show hin, der Schlagzeuger erzählt Geschichten und gibt sich dem Groove hin. Doch nach zweieinhalb Stunden geben wir auf. Nicht tanzen zu dürfen bei solch beschwingter Musik, so lange auf unbequemen Gartenstühlen sitzen, mein ganzer Körper ist zum Zerreißen gespannt. Im dritten Set brechen wir ab und verdrücken uns. Das Corona-Virus und die daraus resultierenden Beschränkungen sind eine ganz üble Nummer. Trotzdem, Bad Sülze und das Cafe Wunderbar landen auf meiner Liste der Locations, die es für gute Konzerte im Auge zu behalten gilt.





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