Montag, 3. Juli 2017

Gartenreich Dessau-Wörlitz



Tag 3 Gartenreich Dessau-Wörlitz. Vielleicht hätte ich ja misstrauisch werden können. Dessau-Wörlitz. Aber mir war sonnenklar, Wörlitz ist demnach ein Ortsteil von Dessau. Auch die 20 km Entfernung, die mir der Routenplaner bei meiner Reiseplanung angab, haben mich nicht stutzig werden lassen. Die Informationen im Netz wiesen auf einen großen Park mit Seen und einem Schloss. Erst als ich in Dessau war, und die Führerin für die Meisterhäuser uns auf das ruinöse Säulentor hinwies, und einfließen ließ, dass dort das Gartenreich beginnt, ja, da fing es an mir zu schwanen. Fakt ist, das Gartenreich Dessau-Wörlitz besteht aus sieben Teilen, plus dem Biosphärenreservat Mittelelbe, in dessen südöstlichsten Teil sie einfach drin liegen. Das hat meinen Zeitplan ziemlich zerscheppert.
Von jenem Georgium in Dessau habe ich mir nur das Säulentor und die Orangerie angeguckt. Wobei ich ja, wie so oft, echt nicht wusste, ist der unrestaurierte Zustand gewollt und soll so bleiben, oder liegt es an mangelndem Geld oder so was.
Säulentor des Georgium

Schauruine im Park Luisium

echte Ruine am Strassenrand

Intensiv habe ich mir das Luisium angeguckt, wunderbares, kleines, klassizistisches Sommerhaus der Fürstin Louise Henriette Wilhelmine, mit großem Park und schönen Anlagen, Bachläufen und Brücken.
Einfach schnuckelig. Die Führung war ein wenig deprimierend. Zum einen mag ich den Einrichtungsstil nicht so besonders, dazu die ewige Belehrung (Bilder weiblicher Tugenden im großen Festsaal, Büsten klassischer Schriftsteller im Foyer, Bilder antiker Sagen und italienischer wie englischer Grand Tour-Orte im Wartezimmer). Zum anderen war die Lebensgeschichte von Fürstin Louise nicht eine der schönen. Ihr Typ hatte immer neben her eine Mistress. Mit Kindern. Wo sie den einen Sohn mit aufziehen musste, bevor sie selbst einen Thronfolger produziert hatte. Lebensrealität von adeligen Frauen um 1800. Da haben die Regency-Romane noch mal einen ganz anderen Touch und auch Anker in der Realität. Aber immerhin, befreundet mit Angelika Kauffmann, und auch von ihr gemalt. Wie überhaupt die Freundinnen der Fürstin interessante Persönlichkeiten gewesen zu sein scheinen. Sie somit also auch. Freundinnen werden damals wie heute ähnliche Einstellungen und Interessen gehabt haben. Nach einem Kaffee im Café Luise, was optisch farblich an das Empfangszimmer der Fürstin im Luisium angelehnt ist, bin ich dann weitergefahren.
Beim Kauf der Eintrittskarte für die Führung konnte ich wählen, 7,50 € nur fürs Luisium oder 15,00 € für drei von fünf Schlössern, gültig bis Ende September. Klare Sache: die für mehr Schlösser.
Ähhh. Als ich aus dem Schloss und dem Park raus war, ging es stark Richtung 15 Uhr. Hunger (Katerfrühstück um halb zehn), müde (die vorherige viel zu kurze Nacht im Studentenwohnheim vom Bauhaus noch in den Knochen), kalt (Sommerschloss hin oder her, dicke Mauern machen kühle Räume).
Trotzdem: auf nach Wörlitz. Konsequenterweise habe ich mir wie geplant in Wörlitz den Park angeguckt, von vorne, von hinten, Seilfähre von Insel zu Insel (Sportbootführerschein See: seilfahrende Fähren haben Vorfahrt. Logo ☺).
Mit der Fährschifferin komme ich ins Gespräch, Donnerstag, also vor drei Tagen ist der Sturm durch den Park gefegt. Und manche Bäume sind einfach alt, andere krank. So bestaune ich das Baumwurftellerloch einer Säulenpappel. Zypressen waren damals zwar modern, wachsen aber nun mal nicht in unserem Klima.Die Säulenpappeln geben daher wenigstens den gewünschten optischen Wuchs her. Um die gemischtblättrige Eiche trauere ich.
Die sind so selten. Und es wird ewig dauern, bis so eine große Eiche dort an der See-Ecke wieder einen markanten Blickfang bildet. Das Elysium, die Muschelsucherin, an jeder Ecke entdecke ich was Neues. Wäre der Park ein Wanderweg, hätte er die Premium-Auszeichnung wegen Abwechslung, Anregung der Sinne, leichte Begehbarkeit.
Gondel fahren habe ich mir geklemmt. Nicht wegen der Zeit, sondern wegen dem Wetterumschwung. Sobald ich im Auto saß, fing es an zu regnen. Das Schloss muss warten. Denn eins ist klar. Wörlitz, ich komme wieder.
Impressionen aus dem Park







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen